Kapitalmarktunion gleicht Folgen von Mifid aus
jsc Frankfurt – Die Börsenbetreiber in Europa sehen sich im Aktienhandel mit den Titeln kleiner und mittlerer Firmen gegenläufigen Folgen verschiedener Regelwerke ausgesetzt. Während die geplante EU-Kapitalmarktunion die Firmenfinanzierung zum Teil von den Banken an die Börsen lotsen wird, erschweren die Regeln der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II das Research zu Small und Mid Caps und stehen somit auch Börsengängen im Weg, schreibt die Bank of America Merrill Lynch in einem Bericht zu den Folgen für die Börsenbetreiber. Insgesamt dürften sich die Effekte ungefähr aufheben, heißt es in dem Analystenbericht.Zwar hat Mifid II demnach das Potenzial, bislang intransparenten Handel auf die Börsen zu lenken und so die Umsätze zu erhöhen. Doch die Bestimmung, dass Fondsgesellschaften Kosten für Research-Leistungen künftig separat ausweisen müssen, führt laut Bericht auch zu einer geringeren Nachfrage nach Research und somit zu einem geringeren Angebot an Firmenanalysen – eine Tendenz, die sich demnach bereits heute zeigt. Gerade zu kleinen Titeln dürfte im Zuge der Mifid II weniger Material verfügbar sein, so dass Anleger das Segment nicht mehr so leicht durchschauen können, wie im Bericht argumentiert wird. Wenn es jedoch an Informationen und damit an Interesse durch Investoren mangelt, ist auch ein Börsengang für Unternehmen weniger attraktiv, lautet die Überlegung.Umgekehrt wirkt laut dem Bericht die EU-Kapitalmarktunion, die den Zugang zu Börsen für europäische Firmen erleichtern und Regeln vereinheitlichen soll. So werden derzeit etwa die Voraussetzungen für Börsengänge für kleine Firmen gestrafft. Die Marktkapitalisierung aller börsennotierten Gesellschaften beträgt in der Eurozone rund zwei Drittel des Bruttoinlandsproduktes, während weltweit das Verhältnis nahezu ausgeglichen ist und in den USA die Börsenwerte sogar das Anderthalbfache der jährlichen Wirtschaftsleistung ausmachen. Die Kapitalmarktunion wird zur Folge haben, dass sich der Prozentsatz in der Eurozone leicht erhöht, wie die Analysten vermuten. Länderspezifische Besonderheiten haben aus ihrer Sicht allerdings zur Folge, dass sich eine bestmögliche Quote nicht beziffern lässt. Deutsche Börse wagt sich vorAuch die Börsenbetreiber kommen den kleinen Unternehmen entgegen, hält der Bericht fest. Die Deutsche Börse hat gerade mit Scale ein neues Handelssegment auf den Weg gebracht, lässt für die Firmen Research-Berichte erstellen und bringt außerhalb der Börse junge Unternehmen und Wagniskapitalinvestoren zusammen. Auch die Mehrländerbörse Euronext, die London Stock Exchange und die spanische BME haben Programme für kleine und mittlere Adressen aufgelegt, wie der Bericht zeigt.