Karl Sevelda 65
bg – Als Karl Sevelda Mitte 2013 den Chefposten bei der Raiffeisen Bank International (RBI) übernahm, da trat er in extrem große Fußstapfen. Denn sein Vorgänger als Vorstandsvorsitzender des Instituts aus dem genossenschaftlichen Verbund, Herbert Stepic, hatte die Geschicke des Hauses lange und nachhaltig geprägt. Mit dem hohen Osteuropa-Exposure der RBI hatte Sevelda, zum Zeitpunkt der Beförderung Vizechef und 15 Jahre im Haus, aber ein schweres Erbe angetreten, das er seitdem tapfer verwaltet.Denn wenn Sevelda am 9. Februar die vorläufigen RBI-Zahlen verkündet, dann wird er wahrscheinlich den ersten Verlust in der Geschichte des stolzen Instituts verkünden. Auf bis zu 500 Mill. Euro kann sich der Fehlbetrag belaufen, so die letzte Indikation. Russland und Ukraine belasten – dabei ist das Russland-Geschäft eigentlich eine Ertragsperle, die zwar auch für 2014 schwarze Zahlen zeigen wird, aber dennoch spürbar unter den Wirren eines regional ausgetragenen geopolitischen Konflikts leidet.Für Sevelda wird es darauf ankommen, das Schiff auch durch diesen Sturm zu navigieren, ohne dass man zwischendurch noch mal den staatlichen Hafen ansteuern muss. In den Anfängen der Finanzkrise hatte die RBI noch unter Stepic 1,75 Mrd. Euro Staatshilfe aufgenommen. Gestärkt durch eine Kapitalerhöhung von 2,8 Mrd. Euro hatte Sevelda die Rückzahlung der Gelder Mitte 2014 veranlassen können – und war heilfroh, dieses Kapitel schließen zu können. Am Bondmarkt wird derweil aber darauf spekuliert, dass die RBI erneut Staatshilfe benötigen könnte. Nachrangpapiere der RBI werden Bloomberg-Daten zufolge nur noch bei 48 % ihres Nominalwertes gehandelt. Kreditausfallversicherungen auf das Nachrangkapital signalisieren eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 70 %. Staatshilfe an Österreichs Banken kann erst fließen, wenn das Bail-in-fähige Kapital zur Verlustbeteiligung herangezogen worden ist – und da stehen Nachrangpapiere ganz vorne in der Reihe. Die RBI hat aber dieser Tage erneut bekräftigt, dass sie keine weitere Aktienemission plane und alle regulatorischen Anforderungen komfortabel erfülle.Wenn dem so ist, kann Sevelda am Samstag ganz entspannt seinen 65. Geburtstag feiern, bevor er am übernächsten Montag das Konzernergebnis vorstellt. Sein Vertrag als RBI-Chef läuft noch bis Mitte 2017. Der war nämlich gleich mit Amtsantritt um zwei Jahre verlängert worden, damit gar nicht erst der Eindruck aufkommen konnte, bei Sevelda könnte es sich um eine Übergangslösung handeln.