"Kaufen, wenn die Violinen spielen"
Hedgefonds haben im vergangenen Jahr so gut abgeschnitten wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr, blieben aber weit hinter Dax, Dow Jones und Nikkei 225 zurück. Allerdings glaubt niemand, dass 2020 erneut so ein gutes Jahr an den Aktienmärkten wird wie 2019. Dazu passende Strategien dürften gefragt sein.hip London – “Kaufen, wenn die Violinen spielen” – Mit diesem Titel hat Kenneth Heinz, der Präsident des Marktforschers HFR, seine Präsentation zu den Trends in der Hedgefondsbranche im vergangenen Jahr versehen. Es ist das Gegenteil einer alten Börsenweisheit: “Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen.” Die Korrelationen zwischen den Assetklassen sind gestiegen, will vereinfacht gesagt heißen, dass sie sich 2019 allesamt im Gleichklang nach oben bewegten. Am stärksten zugenommen habe die Korrelation zwischen Aktien und Bonds, insbesondere solchen mit kurzen Laufzeiten, sagte Heinz. Es sei “eine wirklich ungewöhnliche und einzigartige Zeit an den Finanzmärkten”. Die Rückkehr der Korrelationen zum Mittelwert sei ein Thema für das laufende Jahr. Milliarden von Dollar steckten in Bonds mit negativer Rendite. Das spreche für Verwerfungen an den Märkten. Die Frage sei, wie schnell es dazu kommen werde.Der rund 1 300 Fonds umfassende HFRI Fund Weighted Composite Index legte 2019 um 10,4 % zu – die beste Performance seit 2009. Der S&P 500 verzeichnete allerdings einen Zuwachs von gut 31 %. Heinz zufolge positionieren sich die Investoren für ein Jahr, in dem die Aktienmärkte nicht ganz so gut abschneiden wie 2019. Strategien mit einem niedrigeren Beta, also einer geringeren Korrelation zum Gesamtmarkt, dürften deshalb stärker nachgefragt werden. Institutionelle Anleger spielten als Kunden eine immer größere Rolle. Dadurch werde die Branche stärker durch Trends wie ESG oder Diversität geprägt. Benchmarks, Transparenz und Liquidität bekämen einen größeren Stellenwert. Das von der Branche verwaltete Vermögen erreichte mit 3,3 Bill. Dollar einen neuen Rekordwert. Die Gebühren, die den Anlegern abverlangt werden können, streben dagegen immer weiter nach unten. Einhorns Wette geht nicht aufZu den Themen, die 2020 eine Rolle spielen werden, rechnet Heinz die US-Wahlen und das Impeachment-Verfahren gegen US-Präsident Donald Trump, die Handelsverhandlungen mit China und die Spannungen im Nahen Osten. Auch Shareholder-Aktivismus werde wieder eine große Sache sein. Das geht nicht immer gut aus, wie David Einhorns (Greenlight Capital) Wette auf fallende Kurse des US-Autoherstellers Tesla zeigte. Der Fonds des bekannten Aktivisten lag Ende des Jahres dennoch mit 13,8 % im Plus.Der Hedgefonds des für seinen erfolglosen Kampf mit Buffalo Wild Wings bekannten Mick McGuire (Marcato Capital) wird dagegen nach zwei schwachen Jahren abgewickelt. Beim Start 2010 standen noch Blackstone und sein ehemaliger Arbeitgeber Bill Ackman (Pershing Square) hinter ihm. Alles in allem wurden HFR zufolge bis Ende des dritten Quartals mehr Hedgefonds liquidiert (540) als neu aufgelegt (391). Unter anderem kündigte der legendäre Makro-Stratege Louis Bacon (Moore Capital) an, seine Anleger auszuzahlen.Zu den Gewinnern gehörten dagegen der bereits erwähnte Ackman, dessen Fonds um mehr als die Hälfte (58 %) zulegte, und Ken Griffin (Citadel), der gut 19 % Rendite lieferte. Point 72, das Vehikel des Branchenveteranen Steve Cohen, verbesserte sich um die 16 %.