Käufer gesucht für die OLB

Zukunft der Allianz-Tochter soll sich noch 2016 entscheiden - Commerzbank als Interessent gehandelt

Käufer gesucht für die OLB

Die Allianz will sich von der Oldenburgischen Landesbank trennen. Wer das Regionalinstitut, dessen Börsenwert sich auf gut 400 Mill. Euro beläuft, übernehmen wird, soll bis Ende 2016 feststehen. Der Käufer investiert in eine prosperierende Region.Von Carsten Steevens, Hamburg2019 wird die Oldenburgische Landesbank (OLB) 150 Jahre bestehen. Dieses Jubiläumsjahr hat die nach Bilanzsumme, Mitarbeiterzahl und Filialnetz größte private Regionalbank Deutschlands vor einem Jahr zum Anlass genommen für Maßnahmen, die dem Wandel des Marktumfelds und des Kundenverhaltens gerecht werden sollen. Mit dem Programm “OLB 2019” stemmt sich das Institut, dessen 200 Standorte sich in einem Geschäftsgebiet zwischen Weser, Ems und Nordsee befinden, gegen Ertragserosion und Kostenanstieg. Vorgesehen ist unter anderem, die Zahl der Ende 2015 noch rund 1 800 Vollzeitstellen um 280 oder rund 15 % zu reduzieren. 2019 werde die OLB eine wachstumsorientierte und digitalisierte Bank sein, die profitabler arbeitet als heute, so der seit 2015 amtierende Vorstandsvorsitzende Patrick Tessmann im Interview der Börsen-Zeitung (vgl. BZ vom 22. 12. 2015).Doch möglicherweise ist der Plan in der aktuellen Form bis 2019 Makulatur. Ende September teilte das Institut mit, die Allianz – über die Tochter Allianz Deutschland Mehrheitsaktionär mit einem Anteil von 90,2 % – prüfe “verschiedene strategische Alternativen für die teilweise oder vollständige Reduzierung ihres Anteilsbesitzes an der OLB”. Der Versicherungskonzern hatte die Bank 2008 beim Verkauf der früheren Muttergesellschaft Dresdner Bank an die Commerzbank behalten. Das Regionalinstitut lieferte die Lizenz für die Mitte 2009 gestartete und in München ansässige Allianz Bank, die ihr Geschäft für Privatkunden über die Allianz-Agenturen betreiben und die sich als Internet-Bank etablieren sollte.Das Konzept entwickelte sich jedoch zum teuren Flop für die Allianz. 2013 wurde der Betrieb der Allianz Bank eingestellt. Seitdem hat die Beteiligung des Versicherungskonzerns an der OLB, die in den vergangenen acht Jahren fünf Vorstandschefs hatte, ihren strategischen Charakter verloren.Wer aber wird die Bank mit ihren rund 450 000 Privat- und Firmenkunden übernehmen? Die Weser-Ems-Region, in der rund 2,7 Millionen Menschen leben, ist attraktiv. Sie gehört zu den wenigen Regionen in Deutschland mit Bevölkerungszuwachs. Die Arbeitslosenquote im Weser-Ems-Gebiet liegt unter dem bundesweiten Durchschnitt, das Wirtschaftswachstum darüber.Interessant für die Kreditwirtschaft in der Region sind gerade die vermögenden Unternehmerkunden, etwa im oldenburgischen Münsterland. Im Wesentlichen prägen drei Schwerpunkte die Wirtschaftsstruktur im Geschäftsgebiet: Agrar- und Ernährungswirtschaft, Schifffahrt und Logistik sowie die Energiewirtschaft. Als Mittelstandsfinanzierer sieht sich die OLB unter anderem in Konkurrenz zur Bremer Landesbank. Anders als das zum öffentlichen Bankenlager zählende benachbarte Institut leidet die Allianz-Tochter jedoch deutlich weniger unter der seit Jahren andauernden Krise in der Schifffahrt: Gemessen an der Bilanzsumme von knapp 14 Mrd. Euro macht der Bestand an Schiffskrediten lediglich rund 3 % aus.Als die OLB den Ausstiegsplan der Allianz bekannt machte, tauchten als potenzielle Interessenten die Commerzbank und der US-Finanzinvestor Apollo auf. Eine Übernahme der früheren Dresdner-Tochter durch die Commerzbank käme einer Rückkehr gleich. Ob die teilverstaatlichte Großbank, die unter ihrem neuen Chef Martin Zielke in den nächsten Jahren gut jede fünfte Vollzeitstelle streichen will, aber die besseren Chancen hätte als der Investor Apollo, der sich 2013 an der Bremer Kreditbank beteiligte, ist offen. Mit der Übernahme der ebenfalls in Bremen ansässigen Privatbank Neelmeyer durch die Bremer Kreditbank in diesem Jahr zeigte sich ein verstärktes Interesse der neuen Eigentümer der früheren KBC Bank Deutschland an der Weser-Ems-Region. Die Entscheidung über den OLB-Verkauf soll noch bis Jahresende fallen.