Kaum Freude über Gewinnplus der US-Banken
Trotz deutlicher Gewinnsteigerungen haben die beiden Großbanken J.P. Morgan Chase und Wells Fargo zum Auftakt der US-Quartalssaison eher enttäuscht. Die Banken profitierten dabei auch von einer Reduzierung der Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle. Die Nettoerträge im zugrunde liegenden Geschäft schrumpften derweil. Die Aktien beider Finanzinstitute gaben am Freitag nach.scd New York – J.P. Morgan Chase hat es trotz eines 33-prozentigen Gewinnsprungs auf 6,53 Mrd. Dollar bzw. 1,59 Dollar je Aktie nicht vermocht, die Investoren zu begeistern. Die Aktie mit dem Kürzel JPM verlor am Freitagvormittag zunächst 0,6 % an Wert auf 48,99 Dollar. Zwar verdiente die größte US-Bank nach Bilanzsumme 20 Cent je Titel mehr, als von Thomson Reuters befragte Analysten im Durchschnitt erwartet hatten. J.P.-Morgan-CEO Jamie Dimon ließ dafür allerdings einmal mehr den Bilanzierungsspielraum nutzen, während das zugrunde liegende Geschäft erneut schrumpfte.Ergebnissteigernd wirkten sich unter anderem die um 1,2 Mrd. Dollar gesenkten Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle aus. Das brachte einen positiven Ergebniseffekt von 18 Cent je Aktie. Es war das erste Mal seit dem zweiten Quartal 2012, dass J.P. Morgan die Rückstellungen um mehr als eine Milliarde reduziert hat. Damals halfen die reduzierten Rückstellungen dabei, die Ergebnisbelastung aus den milliardenschweren Fehlspekulationen im Londoner Chief Investment Office abzufedern. Zudem war damals die Risikovorsorge ungewöhnlich gering ausgefallen, nur um im nächsten Quartal ungewöhnlich scharf anzuziehen (siehe Grafik).Die Reduzierung der Kreditausfallrückstellungen “fiel etwa eine halbe Milliarde Dollar höher aus, als wir erwartet hatten”, erklärte Guggenheim-Securities-Analyst Marty Mosby. “Das half natürlich dabei, die Zahlen besser ausfallen zu lassen.” Zudem fielen die Kosten aus Rechtsstreitigkeiten mit 0,3 Mrd. Dollar vor Steuern um mehr als 2 Mrd. Dollar geringer als in der Vorjahresperiode aus (siehe Tabelle). Eric Oja, Bankanalyst von S & P Capital IQ, wertet die Zahlen weniger kritisch. Der leichte Rückgang der Risikovorsorge habe etwa im Rahmen seiner Erwartungen gelegen. Zu der Ergebnissteigerung hätten unter anderem ein Wachstum im Handel mit Aktien und Anleihen sowie gesunkene operative Aufwendungen beigetragen.Tatsächlich ist der Vergütungsaufwand bei J.P. Morgan anders als beim Konkurrenten Wells Fargo gesunken (siehe Tabellen). Die niedrigeren Risikovorsorgeaufwendungen und die Reduktion der Rückstellungen für Kreditausfälle erklärte Dimon unter anderem mit einer Verbesserung der Lage am Immobilienmarkt. “Die Erholung der Häuserpreise setzt sich fort und auch der Absatz neuer Häuser kommt wieder in Schwung”, erklärte der Chief Executive. Im Kontrast zu dieser Aussage fielen die Erträge im Hypothekenkreditgeschäft mit 1,4 Mrd. Dollar allerdings deutlich geringer aus als in den vorangegangenen vier Perioden, als jeweils mehr als 2 Mrd. Dollar eingenommen worden waren. Nettoerträge sinkenInsgesamt gingen die Nettoerträge mit 25,12 Mrd. Dollar um knapp 4 % zurück. Die Analysten hatten im Schnitt zwar mit einem Rückgang gerechnet – allerdings mit einem etwas geringeren. Beim Konkurrenten Wells Fargo sanken die Nettoerträge im ersten Quartal um knapp 2 % auf 21,26 Mrd. Dollar. Von Thomson Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit 300 Mill. Dollar mehr gerechnet. Wie J.P. Morgan spürt auch Wells Fargo, dass das Immobilienkreditgeschäft nach dem Boom im Vorjahr schon wieder etwas abflaut. Der in San Francisco (Kalifornien) ansässige Finanzdienstleister dominiert das Geschäft mit Hausfinanzierungen, seitdem sich der Markt mit der Bankenkrise neu sortiert hat. Im ersten Quartal sanken die Erträge im Hypothekengeschäft um 2,6 % auf 2,8 Mrd. Dollar.Zu schaffen macht der Bank dabei auch das Niedrigzinsumfeld, das von Quartal zu Quartal immer mehr an der Zinsmarge nagt. In den Monaten Januar bis März rutschte diese im Vergleich zum Weihnachtsquartal um weitere 8 Basispunkte auf 3,48 % ab. Im ersten Quartal des Vorjahres war noch eine Marge von 3,91 % eingefahren worden. Dabei sinkt das Zinsniveau sowohl auf der Ertrags- als auch auf der Aufwandseite. Der durchschnittliche Finanzierungszinssatz von Wells Fargo betrug im jüngsten Vierteljahr 0,38 % – 10 Basispunkte weniger als ein Jahr zuvor. Die durchschnittlich eingenommenen Zinsen sanken derweil von 4,39 % auf 3,86 %.BMO-Capital-Markets-Analyst Peter Winter zeigte sich überrascht über den deutlichen Rückgang. Er hatte erwartet, dass sich die Zinsmarge bei 3,55 % stabilisieren kann. Trotz der schwächeren Zinsmarge steigerte Wells Fargo das Ergebnis um mehr als ein Fünftel auf 4,9 Mrd. Dollar bzw. 92 Cent je Aktie. Erwartet wurden im Schnitt lediglich 88 Cent je Titel. Die Wells-Fargo-Aktie verlor am Freitagmorgen gut 1,7 % auf 36,88 Dollar.—– Wertberichtigt Seite 8