DIE NEUE STRATEGIE DER DEUTSCHEN BANK

Kein Wort über Josef Ackermann

Die Co-Chefs sparen dennoch nicht mit Kritik

Kein Wort über Josef Ackermann

Von Bernd Neubacher, FrankfurtVon einer Abrechnung mit dem Vorgänger zu sprechen, wäre gewiss übertrieben. Dass die Anfang Juni angetretenen Co-Chefs der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen und Anshu Jain, mit manchen Entwicklungen der Bank unter der Ägide des Ende Mai abgetretenen Vorstandschefs Josef Ackermann hadern, war am Dienstag gleichwohl mit Händen greifbar. Ihre Kritik äußerten Fitschen und Jain nicht gebündelt, sondern indirekt und zu ausgesuchten Gelegenheiten.Was einen effizienteren Einsatz von Ressourcen angehe, wolle man grundsätzlich vorgehen, erklärte etwa Jürgen Fitschen, um hinzuzufügen: “Wir können nicht noch einmal Ankündigungen machen und dann hinterher erkennen, dass wir es nicht geschafft haben. Das ist uns sehr bewusst und liegt uns sehr am Herzen.” Dass Ackermann für 2011 zunächst ein operatives Vorsteuerergebnis von 10 Mrd. Euro in Aussicht gestellt hatte, um am Ende abzutreten, ohne geliefert zu haben, musste Fitschen nicht eigens erwähnen – der versammelten Medienschar war dies noch gut im Gedächtnis. Auch die Ankündigung, die Kosten im operativen Geschäft sowie in der Infrastruktur um jährlich nicht weniger als 4,5 Mrd. Euro zu reduzieren, lässt auf Unmut über die Silo-Struktur unter Ackermann schließen, in welcher die einzelnen Geschäftsbereiche mehr oder minder vor sich hin bzw. nebeneinander her werkelten. Allein im Geschäftsbereich Asset & Wealth Management gebe es über 600 verschiedene IT-Anwendungen, sagte Jain. Man brauche einen Bruchteil davon. Rhetorisch fragte er, ob die Bank 6 000 verschiedene Rechtsgebilde benötige.Wer nicht vollends auf dem Schlauch stand, bekam also eine Ahnung, wie die Co-Chefs Ackermanns Bilanz bewerten – auch wenn Fitschen und Jain den Namen des Vorgängers nicht ein Mal in den Mund nahmen. Diese Wertschätzung liegt freilich auf beiden Seiten. Ackermann hatte sich auf der Hauptversammlung Ende Mai wenigstens noch zum Schluss seiner Rede an seine Nachfolger gewandt und dabei einen wohl durchaus doppelbödig zu verstehenden Glückwunsch parat: “Meine Nachfolger Jürgen Fitschen und Anshu Jain können . . . auf dem gemeinsam Erreichten aufbauen und die traditionsreiche Geschichte dieser großartigen Institution erfolgreich fortführen. Dabei begleiten sie meine besten Wünsche – nicht zuletzt auch als Aktionär.”