Keine Alternative zum Franken

Nationalbank sieht Hoffnung auf stärkeren Dollar schwinden

Keine Alternative zum Franken

dz Zürich – 1 Dollar kostet seit zwei Tagen weniger als 97 Rappen. Das ist so wenig wie seit zehn Monaten nicht mehr und ein neues Problem für die Schweizerische Nationalbank (SNB). Diese hoffte noch im Dezember, dass sie durch eine Aufwertung der US-Valuta mehr Spielraum bei der Steuerung des Euro-Franken-Kurses bekommen könnte. An der Medienkonferenz kurz vor Weihnachten ergänzte SNB-Chef Thomas Jordan sein Standardversprechen, die Devisenmarktinterventionen bei Bedarf fortzusetzen, mit dem vielbeachteten Nebensatz, bei der Beurteilung des Interventionsbedarfes werde “der gesamte Währungsraum” berücksichtigt.In der Tat scheint die SNB – wie damals von einigen Marktbeobachtern vermutet – das (wahrscheinliche) Ziel eines Euro-Kurses von 1,10 sfr oder höher aufgegeben zu haben. Der Kurs bewegt sich kaum mehr über 1,09 sfr. Dafür hätte ein stärkerer Dollar etwas zur Entspannung der Lage beitragen sollen, lautet das mutmaßliche Kalkül der Notenbank. So weit ist es nun aber nicht gekommen. Im Mai hat der Dollar 2,3 % zum Franken an Wert eingebüßt, andere Währungen gaben ebenfalls deutlich nach. Einzig der Euro blieb auf dem gedrückten Niveau einigermaßen stabil zum Franken.Deshalb wäre es gewiss keine Überraschung gewesen, wenn die Nationalbank gestern die Fortsetzung der Devisenmarktinterventionen zur Verhinderung einer weiteren Frankenaufwertung vermeldet hätte. Stattdessen aber gab das Noteninstitut eine leichte Abnahme der Devisenreserven im Monat Mai um knapp 3 Mrd. sfr bekannt. Doch die Zahl ist nach dem Standard des Internationalen Währungsfonds aufbereitet und mit den in der SNB-Bilanz gezeigten Devisenreserven nur bedingt vergleichbar. Im April zum Beispiel waren die Devisenbestände laut SNB-Bilanz um rund 20 Mrd. sfr gestiegen, nach IWF-Darstellung aber nur um 13 Mrd. sfr.Für Credit-Suisse-Ökonom Maxime Botteron ist klar, dass die SNB in der ersten Mai-Hälfte ihre Interventionen am Devisenmarkt kräftig fortgesetzt hat, um sich im weiteren Verlauf des Monats etwas zurückzuziehen. In einer Woche dürfte die SNB bei ihrer vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung einmal mehr die Fortsetzung ihrer bisherigen Politik bekräftigen – nolens volens, denn eine echte Alternative zum Franken ist nicht in Sicht.