Keine Entspannung für die Franken-Hüter

Anhaltend kräftige Devisenmarktinterventionen

Keine Entspannung für die Franken-Hüter

dz Zürich – Drei Wochen nach dem Sieg von Emmanuel Macron in der französischen Präsidentschaftswahl ist in der Eurozone politisch zwar etwas Ruhe eingekehrt. Doch die Schweizerische Nationalbank (SNB) scheint davon nicht viel zu spüren. Am kommenden Mittwoch veröffentlicht das Noteninstitut den aktuellen Stand der Devisenreserven, und es ist absehbar, dass die Bilanzposition auch im Mai kräftig gewachsen ist. Ein starkes Indiz dafür ist der aggregierte Saldo der Girokonten der inländischen Geschäftsbanken, die per vergangenem Freitag 489 Mrd. sfr bei der SNB parkiert hatten. Das entspricht einer Zunahme gegenüber Ende April von 11 Mrd. sfr oder mehr als 2 %. Weil die Devisenanlagen erfahrungsgemäß überproportional zunehmen, ist mit einer weiteren starken Saldoausweitung dieser dominanten Bilanzposition zu rechnen. Euro-OptimistenWährend Macrons Wahl mindestens die Stimmung der kurzfristig orientierten Investoren oder Spekulanten an den Devisenmärkten offensichtlich zugunsten des Euro verändert hat, scheinen insbesondere institutionelle Investoren mit Schweizer Bezug (zum Beispiel die Kassenwarte der Großkonzerne) ihre Zurückhaltung gegenüber Anlagen in der Gemeinschaftswährung bewahrt zu haben. Der Grund dafür dürfte der Umstand sein, dass sich an der Politik der Europäischen Zentralbank bis dato nichts verändert hat. Tatsächlich gibt es keine Anzeichen für ein vorzeitiges Ende des EZB-Anleihenkaufprogrammes – und SNB-Chef Thomas Jordan ist noch weit davon entfernt, den Franken sich selbst überlassen zu können.Ein starker Rückgang des Konjunkturbarometers der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich im Mai zeigt an, dass vor allem die Industrie und große Teile der Exportwirtschaft nach wie vor unter dem starken Franken leiden. Ein Euro kostet derzeit etwas mehr als 1,09 sfr, und ein Dollar ist für unter 97 Rappen zu haben. Eine aktuelle Umfrage von Credit Suisse und der Analystenvereinigung CFA unter Finanzanalysten zeigt zudem, dass fast die Hälfte dieser Marktbeobachter den fairen Euro-Franken-Kurs zwischen 1 sfr und 1,1 sfr sehen beziehungsweise dass sie nicht mit einer baldigen Änderung der Notierung rechnen.Das sind keine guten Aussichten für die Schweizer Notenbank. Diese droht erneut unter Druck zu geraten, wenn das US-Finanzministerium den nächsten halbjährlichen Bericht über potenzielle und tatsächliche Währungsmanipulatoren veröffentlicht. Bei der letzten Veröffentlichung des Berichtes im April war die Schweiz zum zweiten Mal mit Ländern wie China, Japan, Korea und Deutschland auf der Beobachtungsliste. Mit einem Handelsbilanzüberschuss gegenüber Amerika im Umfang von 17,2 Mrd. sfr war die Schweiz 2016 in einem der drei Pranger-Kriterien nur noch wenig von der kritischen Marke von 20 Mrd. Dollar entfernt. Insgesamt erreichte der Außenhandelsüberschuss der Schweiz 2016 mit 37,5 Mrd. Dollar gegen 6 % des Bruttoinlandsproduktes. Für die USA genügen 3 %, damit ein Land in den Kreis der als Währungsmanipulatoren verdächtigten Länder aufgenommen wird. Eine weitere Bestätigung dafür, dass die Schweizer Notenbank tatsächlich einiges unternimmt, um den Frankenkurs in die gewünschte Richtung zu steuern, wird die US-Regierung am kommenden Mittwoch erhalten.