Kennzahlen setzen sich gegen Ratings durch
fir Frankfurt
– Der Markt für grüne Finanzierungen wird dominiert von grünen Anleihen. Nachhaltige Kredite hatten im November 2020 am weltweiten Gesamtvolumen grüner Finanzierungen von 555 Mrd. Dollar einen Anteil von 26%, heißt es in der Studie „Beitrag von Green Finance zum Erreichen von Klimaneutralität in Deutschland“, welche das Analysehaus Prognos im Auftrag der KfW erstellt und im März beziehungsweise im Juli 2021 (als erweiterte Fassung) vorgelegt hat. Unterschieden wird zwischen Green Loans und ESG-Linked Loans (auch Sustainability-Linked Loans).
Unterschiedliche Ansätze
Grüne Kredite zeichnen sich so wie Green Bonds dadurch aus, dass ihre Vergabe an die Zweckbindung gekoppelt ist, nachhaltige Projekte zu finanzieren. Bei ESG-Linked Loans hingegen sind die Kreditkonditionen daran geknüpft, ob das kreditnehmende Unternehmen bestimmte im Kreditvertrag festgelegte Nachhaltigkeitskriterien erreicht. ESG-Linked Loans sei somit ein völlig anderer Ansatz als grünen Krediten zu eigen, schreibt das Frankfurter Beratungsunternehmen D-Fine. Statt wie bei Green Loans den Kreditbetrag ausschließlich für grüne Projekte aufzuwenden, änderten sich die Kreditkonditionen je nach Nachhaltigkeit des Kreditnehmers. Dafür würden zum Beispiel das ESG-Rating oder Kennzahlen wie die Senkung der CO2-Emissionen zur Messung der Nachhaltigkeit eines Unternehmens verwendet und während der Laufzeit kontrolliert, heißt es.
Die Helaba und die Wirtschaftskanzlei Linklaters haben in einer Auswertung von etwa 100 Verträgen von nachhaltigen Darlehen, die zwischen 2016 und 2021 abgeschlossen worden waren, einige Trends in der nachhaltigen Bankfinanzierung ausfindig gemacht. Demnach zeigt sich in jüngster Zeit eine Verschiebung innerhalb der ESG-Linked Loans, die in zwei Ausprägungen vorkommen können: Entweder wird der Kredit mit einem oder mehreren ESG-Ratings verbunden oder aber mit bestimmten Nachhaltigkeitskennzahlen (KPIs).
Hätten anfangs die untersuchten nachhaltigen Darlehen vorwiegend ein externes, von einer ESG-Ratingagentur vergebenes Rating aufgewiesen, so sei das nun anders. Festzustellen sei „ein deutlicher Markttrend hin zu vom Kreditnehmer ermittelten, von einem unabhängigen Dritten validierten, auf Key Performance Indicators (KPIs) basierten Finanzierungen“, befinden Helaba und Linklaters.
Vorbehalte gegen Methodik
Als eine mögliche Ursache der Verschiebung nennen sie die im Markt häufig als kritisch erachtete uneinheitliche Methodik und Informationsbasis von ESG-Ratingagenturen. Hinzu komme, dass Unternehmen mit zunehmendem Fokus auf Nachhaltigkeit selbst KPIs ermittelten. Die Loan Market Association (LMA), ein in London ansässiger Fachverband, der D-Fine zufolge bereits einen neuen Marktstandard für grüne Kredite geschaffen hatte, setzt offenbar mit den im Mai 2021 veröffentlichten überarbeiteten Sustainability-Linked Loan Principles auch die Standards bei der Verwendung von KPIs. „Dies wird den Trend zu KPIs weiter verstärken“, heißt es in der Analyse von Helaba und Linklaters.
Standards entwickeln sich
Bei KPI-basierten ESG-Linked Loans würden üblicherweise etwa drei oder vier KPIs definiert, die sich am häufigsten auf Klimawandel, Diversität in der Belegschaft, Arbeitssicherheit und nachhaltige Beschaffung bezögen. Als übliche Praxis habe sich hier herausgebildet, dass die Kennzahlen von externer Stelle geprüft werden, meist durch einen Abschlussprüfer. Dazu trügen die überarbeiteten Sustainability-Linked Loan Principles der LMA bei: „Diese sehen in Abkehr von einer früheren bloßen Empfehlung in diese Richtung nunmehr zwingend eine externe Validierung vor.“
Bei ESG-Rating-basierten ESG-Linked Loans finden den Angaben zufolge vorwiegend ein oder zwei Ratings Verwendung. Kreditnehmer seien in der Regel nicht verpflichtet, KPI-Zielwerte oder ESG-Mindestratings zu erreichen, heißt es weiter. Werden sie verfehlt, habe das zumeist keine Darlehenskündigung zur Folge.