KfW rügt strikten Renditefokus

Bräunig: Unterverzinsung grüner Bonds gerechtfertigt - Aufsicht lehnt Nachhaltigkeitsrisikokategorie ab

KfW rügt strikten Renditefokus

Die KfW Bankengruppe rügt übertriebenen Renditefokus im Assetmanagement. Minimale Abschläge in der Verzinsung grüner Anleihen seien durch ein besseres Risikoprofil gerechtfertigt, erklärt KfW-Chef Günther Bräunig.bn Frankfurt – Die KfW Bankengruppe macht im Assetmanagement einen zuweilen übertriebenen Renditefokus aus. Manche Fondsgesellschaften sähen Anlagen in grüne Anleihen an der Grenze zur Untreue, sofern diese nicht dieselbe Rendite brächten wie vergleichbare herkömmliche Anlagen, sagte KfW-Chef Günther Bräunig zur Wochenmitte in einer Podiumsdiskussion unter dem Titel “Wie grün sollte die Finanzwelt sein?” auf einem Symposium der Deutschen Bundesbank zur Bankenaufsicht. Diese Einstellung sei “gefährlich”. Denn mit dem Untreue-Verdacht “kann man alles erschlagen”, sagte Bräunig.Aufgrund einer hohen Nachfrage liege die Renditekurve grüner Anleihen mitunter tatsächlich unter der ihrer entsprechenden Benchmark, räumte er ein. Diese Differenz bewege sich aber im Bereich einzelner Basispunkte und lasse sich rechtfertigen mit einem besseren Risikoprofil. “Ich muss auch mal bereit sein, den einen oder anderen Basispunkt aufzugeben, auch um mich zu diversifizieren.” In den zurückliegenden zehn Jahren hat die KfW seinen Angaben zufolge rund 250 Mrd. Euro an Kredite für ökologische Zwecke ausgereicht. Im vergangenen Jahr hätten die Darlehen im Zuge von Umwelt- und Klimaschutz 44 % des Gesamtvolumens ausgemacht.Würden sie klug gewählt, kosteten nachhaltige Anlagen keine Rendite, erklärte Bernd Wagner, Vorstandssprecher des Vereins für Umweltmanagement und Nachhaltigkeit in Finanzinstituten (VfU). Im Finanzsektor tue sich zwar bereits eine Menge. Gehe es aber darum, den Nachhaltigkeitsgedanken in großen Häusern bis ins Retail-Geschäft umzusetzen, bleibe noch viel zu tun. So fehlten noch eine entsprechende Methodik und etwa auch eine Verknüpfung mit dem Controlling. Verschmähte Deutsche BankJames von Moltke, Finanzvorstand der Deutschen Bank, entgegnete, es habe durchaus Controlling-Charakter, wenn der Wirtschaftsprüfer alljährlich den Bericht des Instituts zu seiner unternehmerischen Verantwortung prüfe, für welche die Bank zahlreiche Daten herausgebe. Er räumte zugleich ein, es sei eine Herausforderung, nachhaltiges Denken im gesamten Konzern und in all seinen Tätigkeiten zu verankern. Wie viele ihrer Kunden die Bank verlieren würde, falls sie nur noch Green Finance betreiben würde, wollte er auf Anfrage nicht beziffern. Richard Böger, Vorstandsvorsitzender der Bank für Kirche und Caritas, hielt fest: “Die Deutsche Bank ist für uns noch nicht eine Bank, in die wir investieren.” Im Falle von Anleihen der KfW sei dies anders. Böger zufolge investiert die Kirchenbank mit Hilfe eines Ausschlussverfahrens und eines Nachhaltigkeitsfilters, der neben ökologischen auch ethische Kriterien beinhaltet. Von Moltke verwies darauf, dass die Deutsche Bank jüngst einen intern besetzten Nachhaltigkeitsrat ins Leben gerufen habe. Auch verwalte sie bereits 20 Mrd. Euro in nachhaltig orientierten Fonds. Ein Wettbewerbsfaktor sei Green Finance für die Deutsche Bank nicht. Vielmehr müsse sie sich wegen ihrer Werte und wegen der Erwartungen ihrer Kunden entsprechend engagieren. Einig war sich die Runde in der Ablehnung eines regulatorischen Eigenkapitalrabatts für grüne Anlagen. Vorschlägen für einen “Green Supporting Factor”, die zulasten der Risikoorientierung gingen, könne er “nichts abgewinnen”, hatte zuvor schon Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret klargestellt. Wie Erich Loeper, Leiter des Zentralbereichs Banken und Finanzaufsicht der Bundesbank, ausführte, plant die Aufsicht auch nicht, neue Risikokategorien oder -gewichte einzuführen. Vielmehr müssten die Banken entsprechende Aspekte schon im eigenen Interesse in ausreichendem Maße in ihrem Kreditrisiko berücksichtigen, auf dessen Berechnung die Bundesbank achte. Johannes-Jörg Riegler, Chef der BayernLB, entgegnete: “Wir haben schon genug Regeln. Das kriegen wir hin.” Stranded Assets wachsenWie VfU-Vorstandssprecher Wagner prognostizierte, dürften die im Energiesektor sich häufenden “Stranded Assets” nur der Anfang sein – als “Stranded Assets” werden Aktiva bezeichnet, die aufgrund unerwarteter Änderungen der Regulierung, in der Politik oder der Technik unversehens wertlos werden oder zumindest kräftig abgewertet werden müssen, etwa ein Kohlekraftwerk, das angesichts von Effizienzvorgaben nicht mehr betrieben werden kann. Wasser, Boden und Artenvielfalt sind Wagner zufolge weitere Kategorien, in denen weitere “Stranded Assets” entstehen werden.KfW-Chef Bräunig betonte, dass eine nachhaltige Geldanlage eine langfristige Orientierung voraussetze. Die Regulierung setze langfristige Finanzierungen aber gegenüber kürzerlaufenden eher in Nachteil.