KfW sieht Kapitalmärkte in der Pflicht

Schröder: Wir brauchen eine Alternative zur Bankfinanzierung - Für 2016 rückläufiges Geschäft erwartet

KfW sieht Kapitalmärkte in der Pflicht

Die langfristige Finanzierung ist Kerngeschäft der KfW. Auf Dauer sollen vermehrt Akteure am Kapitalmarkt als Geldgeber einspringen, fordert nun die Förderbank. Eine starke Rolle beansprucht sie aber auch weiterhin.jsc Frankfurt – Die KfW Bankengruppe sieht eine wachsende Bedeutung der Kapitalmärkte in der langfristigen Finanzierung. “Das ist ein Prozess, den ich in der Tendenz sehe”, sagte Konzernchef Ulrich Schröder auf der Bilanzpressekonferenz der Förderbank am Montag in Frankfurt. “Wir brauchen, auch im Interesse der Nachfrager, einer Alternative zur Bankfinanzierung.”Noch sei der Druck im Markt nicht stark genug, um etwa in der Unternehmens-, Export- und Projekt-, Studiums- oder Kommunalfinanzierung ein sehr breites Angebot über den Kapitalmarkt zu ermöglichen, sagte der Bankchef, der sich zuletzt wegen Krankheit zurückgezogen hatte und sich nun wieder in der Öffentlichkeit zeigte. Im Verbriefungsgeschäft zeichne sich eine Belebung ab. Mit der EU-Kommission, die Finanzierungsalternativen im Rahmen der Kapitalmarktunion erleichtern will, spreche die KfW bereits über ein stärkeres Engagement der Förderbank im Verbriefungssegment.Angedacht sei, ein eigenes Portfolio mit Verbriefungen in Höhe von 500 Mill. Euro aufzubauen. Sofern sich am Kapitalmarkt neue Lösungen etablierten, sei auch denkbar, dass sich die KfW künftig “deutlich kleiner” aufstelle. Jedoch zeichne sich ein nachhaltiger Rückgang im Neugeschäft nicht ab. Auch vollziehe sich der Wandel im Finanzierungsgeschäft über viele Jahre, sagte Schröder. “Das ist ein ganz langwieriger Prozess.”Im Neugeschäft erwartet die KfW, die 2015 mehr als 79 Mrd. Euro zugesagt hatte, einen Rückgang auf 70 Mrd. bis 75 Mrd. Euro. Zwar spiele die Bank weiterhin eine starke Rolle im Klimaschutz und in der Entwicklungspolitik, sagte Schröder. Bei der Finanzierung von Unternehmen in der Mittelstandsbank und in der Export- und Projektfinanzierung der Ipex-Bank, die 2015 “den Vogel abgeschossen hat”, sei jedoch ein nachlassendes Geschäft zu erwarten.Als neues Projekt sei im Gespräch, die Förderbanken der Bundesländer bei der Finanzierung des sozialen Wohnungsbaus mit Bundesmitteln von 2 Mrd. Euro über Globaldarlehen zu unterstützen. Nicht zum Zuge kam die Bank hingegen beim Vorhaben des Bundes, den Kauf von Elektroautos mit insgesamt 1 Mrd. Euro zu unterstützen – die KfW biete insbesondere Förderdarlehen und offeriere damit nur ein Instrument neben anderen, etwa Steuererleichterungen und direkten Zuschüssen. Über das Neugeschäft für 2015 hatte die nach Bilanzsumme drittgrößte deutsche Bank bereits im Februar berichtet (vgl. BZ vom 4. Februar).Die Niedrigzinsphase bezeichnete Schröder als “einen Segen und ein Grauen zugleich” – wie bei anderen Banken auch engten sich die Margen im Kreditgeschäft ein, während die Kapitalanlage ebenfalls immer weniger abwerfe. Gleichzeitig verbillige sich die Refinanzierung. Die Bank profitiert von einer Garantie des Bundes und könnte sich laut Schröder bis zu einer Laufzeit von sechs bis sieben Jahren derzeit rechnerisch zu negativen Sätzen refinanzieren. Da zugleich die Kreditrisikovorsorge deutlich abnahm, kletterte der Zinsüberschuss vor Förderleistung binnen Jahresfrist von 2,77 Mrd. auf 2,90 Mrd. Euro (siehe Tabelle). Vorerst keine NegativzinsenNegativzinsen im Aktivgeschäft, wie sie die KfW erstmals vor einem Jahr ins Auge fasste, liegen aber trotz günstiger Refinanzierung noch in weiter Ferne. Die Förderbank könnte negative Sätze im Durchleitungsgeschäft den Banken und Sparkassen gewähren, die ihrerseits eine Marge von meist 0,75 % bis 1 % aufschlagen und die Darlehen an die Endkunden weiterreichen. Im Vorstand der KfW sei der Vorstoß umstritten, räumte Schröder ein. In der langfristigen Finanzierung könne die Förderbank ohnehin noch keine negativen Sätze weitergeben, und auch für den Endkunden seien keine negativen Sätze vorgesehen.Größte Hürde ist nach Darstellung der KfW, dass sämtliche Durchleitungspartner – insbesondere Privatbanken, Kreditgenossen und Sparkassen – in der Lage seien müssen, mit negativen Sätzen zu hantieren. Eine Umstellung wäre demnach für die Institute aufwendig. Da die Förderbank mit den Instituten derzeit mit der automatischen Online-Kreditzusage für Unternehmensdarlehen ein weiteres Großprojekt vorantreibt, stehen negative Zinsen im Aktivgeschäft derzeit hintan.Den Konzerngewinn baute die von Bund und Ländern getragene Bank 2015 von 1,5 Mrd. auf 2,2 Mrd. Euro aus. Verschiedene Bewertungseffekte, insbesondere für Absicherungsderivate, haben das Ergebnis deutlich anschwellen lassen, wie Finanzvorstand Bernd Loewen deutlich machte. Für das laufende Jahr rechnet die Bank mit einem Ergebnis von 1 Mrd. Euro oder etwas mehr, ergänzte Schröder. Die harte Kernkapitalquote stieg, auch aufgrund von Gewinnthesaurierungen, von 14,1 auf 18,3 %. Die Bank rechnet mit einem auf internen Ratings basierenden Ansatz; nach dem Standardansatz kommt sie auf 13,5 %.Die Vergütung des sechsköpfigen Vorstandes blieb mit 3,95 Mill. Euro in etwa auf Vorjahresniveau. Einige Regeln wie die Treueprämie für langjährige Mitarbeiter seien überholt, sagte Schröder. Derzeit überarbeite die Bank die Vergütungsregeln.