KfW stemmt sich gegen sinkende Kapitalquote
jsc Frankfurt – Die Förderbank KfW stockt das Kapitalpolster auf: Im ersten Halbjahr erhöhte die von Bund und Ländern getragene Anstalt das bilanzielle Eigenkapital von 28,7 Mrd. auf 29,4 Mrd. Euro, während die harte Kernkapitalquote von 20,6 % auf 19,9 % fiel, wie die Bank am Mittwoch mitteilte. “Im zweiten Quartal hat die KfW Änderungen an mehreren Verfahren gleichzeitig produktivgestellt, die in Summe einen spürbaren Beitrag zur beobachteten Kapitalquotenveränderung hatten”, erklärte das Institut auf Anfrage.Nachdem die Bank Ende 2016 eine harte Kernkapitalquote von 15,9 % gemäß Standardansatz ausgewiesen hatte, ließ sie den Wert 2017 endgültig fallen und publiziert die Quote seither nur noch nach einem auf internen Ratings basierenden Ansatz (IRBA), der um einige Prozentpunkte höher liegt. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin, die das Institut seit 2016 unmittelbar beaufsichtigt, ist für die Genehmigung interner Verfahren verantwortlich, äußert sich auf Nachfrage aber nicht zu dem Rückgang der Quote bei der Staatsbank. Im Startquartal hatte zudem die Umstellung auf den Rechnungslegungsstandard IFRS 9 die Eigenmittel mit rechnerisch 218 Mill. Euro belastet, wie die KfW angibt. Eine Unsicherheit für das Institut folgt aus der Nachschärfung der internationalen Basel-III-Vorgaben, die in der Branche wegen ihrer womöglich weitreichenden Folgen auch als “Basel IV” bekannt sind. Unklar ist, wie die Förderbank künftig ihre Bilanzpositionen im sogenannten Durchleitungsgeschäft berechnen muss. Die KfW gibt Förderdarlehen über gewöhnliche Banken und Sparkassen aus, die auch für mögliche Kreditausfälle einstehen und der Förderbank im Notfall zusätzlich auch einen Zugriff auf Sicherheiten ermöglichen. 182 Mrd. Euro hält die KfW per Ende 2017 in den Büchern, die nach dem Durchleitungsprinzip ausgereicht wurden und besichert sind. Die Details der Kapitalvorgaben, die nicht vor 2022 greifen, müssen noch in politischen Verhandlungen festgezurrt werden. Bank fördert, fördert, fördertDas Fördergeschäft der Bank setzte derweil das Tempo aus dem Vorjahr fort. 36,1 Mrd. Euro sagte das Institut im ersten Halbjahr zu nach 36,5 Mrd. Euro in der ersten Hälfte 2017. Sowohl das Inlandsgeschäft als auch die internationalen Geschäftsbereiche erreichten mit 27,1 Mrd. und 8,2 Mrd. Euro nahezu die Werte des Vorjahres. “Die gute Konjunkturlage in Deutschland hat zu einem erfolgreichen ersten KfW-Förderhalbjahr geführt”, erklärte Bankchef Günther Bräunig. Die Staatsbank fördert insbesondere die Energieeffizienz von Unternehmen und von privaten Bau- und Sanierungsvorhaben – rund ein Drittel des gesamten Neugeschäfts entfällt auf diese Programme. Das Volumen zugesagter Darlehen für erneuerbare Energien fiel hingegen stark ab, ebenso die Mittel für Kommunen. Für Digitalisierung und Innovationen sagte die KfW über ein neu angelaufenes Programm indes 2,9 Mrd. Euro zu. Für direkte Beteiligungen an Unternehmen wendete die Bank 58 Mill. Euro auf nach zuvor 20 Mill. Euro. Ab dem vierten Quartal bündelt die Förderbank das Beteiligungsgeschäft in einer eigenen Tochter. Die Ende Juli angekündigte Beteiligung am Stromautobahn-Betreiber 50Hertz in Höhe von knapp 1 Mrd. Euro, mit der die Bundesregierung einen chinesischen Staatskonzern fernhalten will, ist in dem nun veröffentlichten Zahlenwerk der KfW nicht enthalten.Für das Gesamtjahr peilt die Förderbank nun einen höheren Rahmen für die Refinanzierung an den internationalen Kapitalmärkten an, und zwar 75 bis 80 Mrd. Euro statt wie bislang 70 bis 75 Mrd. Euro. Bis zur Jahresmitte hat das Institut bereits 46,3 Mrd. Euro an langfristigen Mitteln in zwölf verschiedenen Währungen aufgenommen und erreicht ähnlich wie im Fördergeschäft auch hier nahezu das Vorjahresniveau. Die Anstalt des öffentlichen Rechts profitiert von einer Garantie des Bundes und kann sich daher sehr günstig refinanzieren.Der Zinsüberschuss sackte im Halbjahresvergleich von 1,35 Mrd. auf 1,20 Mrd. Euro ab, der Konzerngewinn legte moderat von 801 Mill. auf 822 Mill. Euro zu. Im April hatte die KfW angekündigt, dass bei weiterhin niedrigen Zinsen ein Konzerngewinn weit oberhalb der Marke von 1 Mrd. Euro für das Gesamtjahr unrealistisch sei. Zur Stärkung des Eigenkapitals kann die Bank den Gewinn im ersten Halbjahr noch nicht einsetzen. Die internen Verfahren des Instituts sehen vor, dass erst mit Wirkung zum dritten Quartal das Ergebnis zur Stärkung der Eigenmittel herangezogen werden kann, wie die Bank erläutert.