KfW testet Schwarmkredit für Städte
Die KfW experimentiert wieder einmal mit neuen Finanzierungsformen. Zur Förderung junger Technologiefirmen hat die Staatsbank bereits Wagniskapital mobilisiert, nun will das Institut Kommunen per Schwarmkredit unter die Arme greifen.jsc Frankfurt – Die Förderbank KfW will Städte und Gemeinden eine breitere Finanzierung ermöglichen und erprobt mit dem Start-up CrowdDesk die Beteiligung privater Anleger. Die von Bund und Ländern getragene Bank wird die etwa 20 Mitarbeiter zählende Firma aus Frankfurt bei der Suche nach Kommunen unterstützen, um für örtliche Vorhaben über die Plattform “LeihDeinerStadtGeld” Mittel einsammeln zu können, wie die Förderbank und das Start-up am Mittwoch mitteilten. In einer zweijährigen Pilotphase sollen nun Erfahrungen gesammelt werden, wie gut die Kreditvergabe durch Bürger über das Internetportal funktioniert. “Die Bürger erhalten die Möglichkeit zur sinnstiftenden Investition vor Ort und eine alternative, festverzinsliche Geldanlage”, erklärt KfW-Vorstand Ingrid Hengster. Auch CrowdDesk-Geschäftsführer Jamal El Mallouki hebt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung die “emotionalen Vorteile” hervor, wenn sich Bürger an einem Projekt beteiligen und sich somit mit diesem verbunden fühlen – etwa mit einem Hallenbad, einem Theater oder einer Kita. Gerade für kleine Kommunen ergebe sich aus einer Schwarmfinanzierung darüber hinaus ein spürbarer Finanzierungsvorteil: Denn während der Weg zum Kapitalmarkt für viele zu aufwendig sei, hielten sich Banken zunehmend zurück, etwa wenn die örtliche Sparkasse ihr Limit für das Kreditvolumen an eine Kommune nicht überschreiten wolle oder eine Großbank das von geringen Margen geprägte Geschäft einstelle. Entfalle der Intermediär in dem Geschäft – also die Bank, die zwischen Sparern und Kommune stehe, -, falle auch eine Kostenposition weg, argumentiert El Mallouki. Der Vorteil könne 20 bis 50 Basispunkte ausmachen, den sich Anleger und Kommune teilen könnten. Ein Kostentreiber gewöhnlicher Kommunalkredite sei die Unterlegung mit Kapital, auch wenn das Geschäft gewöhnlich als risikoarm gelte und auch Bankkreditzinsen niedrig seien.Eine günstige Finanzierung erhalten Kommunen bereits über Förderbanken: Die KfW hat im vergangenen Jahr ein Volumen von 3,9 Mrd. Euro an Städte und Gemeinden sowie an kommunale Unternehmen zugesagt. Daneben treten die Landwirtschaftliche Rentenbank und die Landesförderinstitute als Geldgeber im öffentlichen Auftrag auf. Insgesamt erreichte das Fördervolumen an Kommunen laut Bankenverband VÖB im vergangenen Jahr rund 10,5 Mrd. Euro an Darlehen und weitere 1,9 Mrd. Euro in Form von Zuschüssen (siehe nebenstehender Bericht).Die Schwarmfinanzierung bringt bisher vergleichsweise bescheidene Volumen auf die Waage, auch wenn das Segment zuletzt stark gewachsen ist. Knapp 200 Mill. Euro sammelten diverse Plattformen im vergangenen Jahr von privaten Sparern für verschiedene Vorhaben ein, wie der Bundesverband Crowdfunding berichtet, den CrowdDesk-Geschäftsführer El Mallouki als Vorstandsvorsitzender anführt. Das Frankfurter Start-up betreut etwa auch das Projekt “LeihDeinerUmweltGeld”, an das wiederum die ethisch orientierte GLS Bank anlehnt, und hat eine Finanzierung der Brauerei am Henninger Turm in Frankfurt begleitet. Insgesamt habe das Start-up Finanzierungsvorhaben im Wert von 70 Mill. Euro seit Gründung 2011 begleitet, sagt El Mallouki. Die KfW sei vor anderthalb Jahren auf die Gesellschaft zugekommen, ehe vor einem Jahr die Planung der Kooperation ihren Anfang nahm. Einige größere Städte hätten sich bereits nach einer Finanzierung erkundigt, nun erreiche die junge Firma über die Förderbank weitere Kommunen, sagt er. “Keiner verfügt über ein besseres Netzwerk als die KfW.”