KI-Investment hat den Echtgeld-Test bestanden
IM GESPRÄCH: MARIUS SIEGERT
„Die KI hat sich nicht nur in Simulationen bewährt“
Der Sub-Capitals-CEO macht KI für Investments salonfähig
Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt
Künstliche Intelligenz (KI) ist das Thema der Stunde, seit OpenAI mit ChatGPT eine breite Verwendung dieses Werkzeugs ermöglicht hat. Im Finanzmarkt ist KI bislang eine Nischenanwendung, in den Portfolios kommt diese Technologie erst bei 6% der verwalteten Vehikel zum Einsatz, zeigen Daten von Statista. Insbesondere quantitative Hedgefonds nutzen KI, geht es doch darum, riesige Mengen von granularen Daten zu destillieren, um Marktsignale möglichst korrekt zu lesen und sich demensprechend zu positionieren.
Solche KI-gestützten Strategien sind damit bislang institutionellen Investoren vorbehalten. Aber das ändert sich jetzt, hat mit Sub Capitals doch ein deutsches Fintech seit fünf Jahren daran geschraubt, KI-gesteuerte Investments auch dem Privatanleger möglich zu machen. Zugänglich ist das Produkt als Zertifikat über den Partner UBS und es kann in Tranchen ab 100 Euro investiert werden, seit Montag kann es gehandelt werden. Das ist das Trade-Republic-Prinzip – und vor dem Hintergrund überrascht es nicht, dass Sino-Gründer Ingo Hillen zu den allerersten Investoren von Sub Capitals zählt. „Herr Hillen hat uns viele Türen mit seinem Netzwerk geöffnet,“ so Sub-Capitals-Mitgründer und CEO Marius Siegert im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
Knapp 2 Mill. Euro hat das Fintech bislang eingesammelt, um damit nach einer ersten Backtest-Phase mit dem ersten marktfähigen Prototyp 2020 ins Feintuning zu gehen. Mit dem Prototyp hatte man an einem Hackathon der DekaBank teilgenommen, über 16 Monate konnten 1.000 User in diesem Rahmen von der KI ihr Spielgeldportfolio verwalten lassen. Parallel wurden die Trades der KI mit Echtgeld gehandelt – was sich sehen lassen konnte: „Über 86% der Nutzer konnten den MSCI World als Benchmark übertreffen. Und die durchschnittliche Outperformance zur Benchmark lag in diesem Zeitraum bei 18%.“
Damit habe sich die KI nicht nur in Simulationen bewährt, sagt Siegert. Über zwei Jahre wurde zudem ein Echtgeld-Test auf Managed Accounts von Partnern durchgeführt. „Im äußerst schwierigen Marktumfeld von 2022 konnte so eine hohe einstellige Rendite erwirtschaftet werden.“ Umgesetzt wird das so, dass die KI von Sub Capitals sehr liquide Futures auf den DAX 40, EuroStoxx 50 und den Nasdaq 100 handelt. Der Clou liegt dann darin, dass eine Palette an Marktstrategien eingesetzt wird, zu denen Privatanleger sonst keinen Zugang haben – und die über das Sub-Capitals-Produkt quasi als Managed-Portfolio-Baustein verfügbar sind. Denn wenn die KI Marktsignale richtig ausliest, dann kann sie short gehen oder den Handel aussetzen und sich aus der Korrelation von starren Marktindizes lösen – was die Grundlage für Outperformance darstellen kann.
Ständig Daten screenen
Intraday werden ständig weitere Daten gescreent, welche die Modelle füttern und am Wochenende die KI frisch trainieren. Damit werden veränderte Marktdynamiken erfasst. Neben Intraday-Kurs- und Volumendaten von Aktien und Indizes werden auch Textdaten aus über 100.000 Nachrichtenquellen erfasst, die dann von der KI gescored werden. Die KI erlaubt es dann, aus dem kumulierten Auslesen von Daten den Markt für die kommenden zehn Stunden bis 3 Tage vorherzusagen. „Anfangs wollten wir mit einer App-Lösung an den Markt gehen, hatten uns dann aber entschlossen, das mit einem Embedded-Finance-Konzept umzusetzen. Damit sind wir flexibler für unterschiedliche Anlegergruppen, wobei der Zugang für Retail für uns zunächst Priorität hatte.“
Interesse gibt es schon aus der Assetmanagement-Industrie und von Family Offices, denn die können sich vorstellen, eine speziell zugeschnittene Strategie auf Basis der KI-Marktsignale einzusetzen. Siegert zufolge soll dafür in Kürze ein Pilotprojekt starten.
Beim Aufbau des marktfähigen Produktes war es wichtig, dass dieses in Deutschland reguliert ist und große Partner dahinter stehen. Als Emittenten des Produktes fand Sub Capitals die UBS, die in Rankings der Bankenbranche zu KI-Fähigkeiten weit vorne steht. „Und wir brauchten einen Partner, der eine sehr starke IT Infrastruktur bietet, also jemand, der richtig viele Trades abwickeln kann. Das ist bei der UBS gewährleistet.“ Verfügbar ist das Zertifikat bei fast allen Brokern und Banken, kündigt Siegert an. Das Produkt kann wie ein ETF über die Börse gehandelt werden.
Der Funke für sein Interesse am Kapitalmarkt war 2011 entstanden, als er an einem Börsenspiel teilnahm, erzählt der Gründer über seine Anfänge. Während des Studiums habe er zusammen mit dem heutigen Sub-Capitals-CTO Marc Schmid die strukturierte Geldanlage erkundet – 2017 haben Siegert und Schmid begonnen, mit KI Prozesse zu automatisieren. Die Entwicklung der heutigen KI fand dann zusammen mit der Technischen Universität München und der Hochschule München statt. Im Münchener Inkubator war man zusammen unter anderem mit Isar Aerospace. Es folgte auch ein Aufenthalt in Kalifornien, wo Meetups über „Data Science & Business Development“ stattfanden. Siegerts Fazit aus dem Trip: „Im Silicon Valley wird auch nur mit Wasser gekocht.“
Handelsstrategien auf Basis von KI durchzuführen, wird jetzt marktfähig. Das Münchener Fintech Sub Capitals kommt nun mit einem Produkt, das für Retail als Zertifikat handelbar ist – und wenn die Algorithmen Marktsignale richtig auslesen, dann winkt eine Outperformance gegenüber den gängigen Benchmarks.
Marius Siegert hat aus dem Studium heraus ein KI-Fintech gegründet.