Kirchenbank baut Mikrokredite aus
Die Bank im Bistum Essen betreibt als mittelgroßes genossenschaftliches Institut ein exotisches Auslandsgeschäft: Mit zwei Mikrofinanzfonds refinanziert das Haus Kleinstkredite in Entwicklungsländern. Der neue Vorstandssprecher will das Engagement der Bank fernab der Heimat ausbauen.Von Antje Kullrich, DüsseldorfDie Bank im Bistum Essen (BiB) gehört zwar zu den 25 größten Genossenschaftsbanken in Deutschland, ist aber einer breiten Öffentlichkeit weithin unbekannt. Als eine von sieben als “Kirchenbanken” in Deutschland finanziert sie vor allem Krankenhäuser, Altenheime und Pflegeeinrichtungen. Und sie betreibt ein ziemlich exotisches Geschäftsfeld, um das sich hierzulande nur wenige Finanzdienstleister kümmern: Schon zehn Jahre lang ist die BiB auf dem Gebiet der Mikrofinanzierung – Kleinstkredite in Entwicklungsländern – unterwegs.Der Mikrofinanzfonds für institutionelle Anleger, das erste Produkt, hat mittlerweile ein Volumen von knapp 140 Mill. Euro. Ein Fonds für private Investoren kam 2015 auf den Markt, er ist aktuell 85 Mill. Euro schwer – und zuletzt stark gewachsen. Die BiB vergibt nicht selbst Kleinstkredite, sondern refinanziert mit ihren Fonds lokale Finanzinstitute in rund 30 Ländern, die Mikrodarlehen ausgeben. Acht Mitarbeiter der Bank, die insgesamt rund 130 Beschäftigte zählt, betreuen das Geschäftsfeld. Die Fonds laufen nach den Worten des neuen BiB-Vorstandssprechers Peter Güllmann gut: Die Quote der notleidenden Kredite des Publikumsfonds liegt derzeit bei 3 %. Die Rendite in den vergangenen zwölf Monaten erreichte 1,9 %.Güllmann will das Engagement ausbauen und erweitern: “Wir überlegen, das Thema Mikrofinanzierung weiter Richtung Entwicklungsfinanzierung auszudehnen”, sagte er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Ein dritter Fonds, ein Social Impact Fonds, steht auf Güllmanns Agenda. Der Plan ist, ihn in der ersten Hälfte 2020 starten zu lassen. Hier könnten zum Beispiel Bildungsinvestitionen in Entwicklungsländern getätigt werden. Auch in diesem Fall will die BiB nicht direkt finanzieren, sondern wieder auf Refinanzierung setzen.Das Engagement in Entwicklungsländern resultiert laut Güllmann aus der engen Verbindung zu Adveniat, dem katholischen Hilfswerk für Lateinamerika, das im gleichen Haus in Essen sitzt. Die am stärksten geförderten Länder des Mikrofinanzfonds heißen denn auch Ecuador, Bolivien und Peru. Kosten im GriffGeschäftlich läuft es bei der Bank im Bistum Essen, der viertgrößten deutschen Kirchenbank ist, ziemlich gut. Zwar soll die Kernkapitalquote von 11,7 % noch ausgebaut werden, doch Güllmann verweist auf eine Aufwand-Ertrag-Relation von 37 %, die nur von wenigen Banken erreicht werde. Auf der Ertragsseite hat die BiB im Gegensatz zur Branche ihren Zinsüberschuss 2018 deutlich ausgebaut – und zwar um 16 % auf 65 Mill. Euro. Im gerade veröffentlichten Geschäftsbericht ist von der Ausnutzung günstiger Refinanzierungsmöglichkeiten aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus die Rede.Gleich in den ersten Monaten seiner Amtszeit – Güllmann führt die Bank seit September 2018 – hat der evangelische Chef einer in der katholischen Kirche fest verankerten Bank gut gewirtschaftet: Das Betriebsergebnis nach Bewertung stieg um 7 % auf 44 Mill. Euro. Das entspricht 0,92 % der durchschnittlichen Bilanzsumme. Für dieses und das kommende Jahr rechnet die BiB mit proportional sinkenden Erträgen. Der Verwaltungsaufwand soll moderat zunehmen und das Betriebsergebnis vor Bewertung im kommenden Jahr nur noch bei 0,72 % landen. Bei Einlagen und Kundenkrediten rechnet das Institut in diesem Jahr mit einem Wachstum von jeweils gut 5 %.