Kirchenbank hilft Krankenhäusern in Coronakrise
ste Hamburg – Die Evangelische Bank sieht sich in der Coronakrise in besonderem Maße gefordert, ihre Kunden in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft zu unterstützen. Die mit einer im vergangenen Jahr auf knapp 7,9 (i. V. 7,7) Mrd. Euro gestiegenen Bilanzsumme größte deutsche Kirchenbank will Krankenhäusern und anderen sozialen Einrichtungen, die infolge der weiteren Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland kurzfristig vor Liquiditätsproblemen stehen könnten, im Rahmen ihrer Risikotragfähigkeit schnell Finanzmittel zur Verfügung stellen. Zudem gehe es darum, Institutionen, die an ihre Kapazitätsgrenzen gerieten und zur Bewältigung der Krise erheblich investieren müssten, zu begleiten, an die von der Bundesregierung zugesagten Sonderhilfen zu gelangen, sagte Vorstandschef Thomas Katzenmayer bei Vorlage der Jahresbilanz 2019 im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Jetzt müssen Liquiditätsmittel her, und zwar auf unbürokratische Weise.”Die Finanzierung zusätzlicher Intensivbetten und weiteren Personals sowie die Anschaffung von Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln in größeren Mengen sei für die Krankenhäuser “extrem kostentreibend”. Übliche Refinanzierungswege reichten nicht aus, so Katzenmayer. Die Evangelische Bank, deren rund 19 000 institutionelle Kunden zu mehr als 90 % aus der Sozial- und Gesundheitswirtschaft stammen, könne Engpässe “für eine planbare Zeit” stemmen. Der sich bei einem Umsatzvolumen von 6,5 Mrd. Euro ergebende Liquiditätsbedarf der eigenen Krankenhauskunden von im Mittel monatlich insgesamt etwa 500 Mill. Euro sei aus eigener Kraft allein aber nicht zu schultern.Die Kirchenbank, die Eltern unter ihren Mitarbeitern infolge der Coronakrise eine bezahlte Freistellung ermöglicht, hat einen täglich tagenden Krisenstab sowie eine Taskforce-Einheit mit Finanzierungsspezialisten und Risikocontrollern eingerichtet. Die für Nachhaltigkeit, Sozialverantwortung und ESG-Prinzipien zuständige Bereichsleiterin Berenike Wiener erklärte, die Bank sei für agiles Handeln “gut aufgestellt”. Dazu trügen auch die Digitalisierungsprojekte der vergangenen Jahre und ein neuer “Team-Spirit” bei.Bei dem Institut, das zu den größten genossenschaftlichen Primärbanken in Deutschland gehört, ist man überzeugt, dass die Krankenhäuser von größeren Liquiditätsproblemen verschont bleiben und Verwerfungen im Gesundheitssektor infolge der Coronakrise ausbleiben werden. Vorstandschef Katzenmayer, der sich auch für eine – bislang nicht angekündigte – staatliche Unterstützung für Non-Profit-Organisationen, für Altenheime und Behindertenhilfseinrichtungen aussprach, rechnet im Zuge der Coronakrise nicht mit einer steigenden Kreditrisikovorsorge für sein Haus. Ein “Sekundärschock” sei nicht zu befürchten. Das zuvor für 2020 geplante Kreditwachstum von rund 5 % könne etwas höher ausfallen. Allerdings dürfte es vor allem zu temporären Umschichtungen oder Verschiebungen kommen.Das Kundengeschäft in den ersten beiden Monaten dieses Jahres lasse hoffen, sagte Katzenmayer und verwies auf eine Zielerreichung von 130 %. Bei einer Neukreditvergabe von brutto 585 (i. V. 634) Mill. Euro im vergangenen Jahr zeigte sich der Bankchef in Anbetracht von Nullzinslandschaft, schärferer Regulierungsvorgaben und zunehmendem Wettbewerb mit dem Geschäftsjahr 2019 zufrieden. Zins- und Provisionsüberschuss der Bank lägen – nach den Umstrukturierungen im EB-Konzern – im geplanten Rahmen. Das Eigenkapital könne bei einem unveränderten Überschuss von 10,4 (10,3) Mill. Euro gestärkt und den rund 1 200 Mitgliedern eine unveränderte Dividende von 3 % gezahlt werden.Ihr vor drei Jahren initiiertes Direktbank-Projekt, das zum Ziel hatte, alle rund 80 000 Privatkunden nur noch per Telefon oder über andere mediale Kanäle zu beraten, hat die Kirchenbank inzwischen abgeschlossen. Rund 65 Beraterstellen seien in diesem Zusammenhang an ehemaligen Filialstandorten sozialverträglich abgebaut worden. Weitere rund 60 Arbeitsplätze im Back Office oder in der Marktfolge sollen in den kommenden zwei Jahren noch wegfallen.