Klares Nein zu Negativzinsen

Sparer lassen sich von Niedrigzinsen kaum beeinflussen - Umfrage bei ING-DiBa-Kunden

Klares Nein zu Negativzinsen

Die deutschen Sparer gewöhnen sich an das Niedrigzinsumfeld, sind aber nicht bereit, Negativzinsen hinzunehmen. Im aktuellen Zinsumfeld sind insbesondere Wertpapiere bei jüngeren, risikobereiteren Anlegern attraktiv. Dies ergab eine Online-Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der ING-DiBa bei deren Kunden.tl Frankfurt – Knapp zwei Drittel der ING-DiBa-Kunden haben bei einer Online-Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) angegeben, dass die aktuell niedrigen Zinsen ihre Sparneigung nicht beeinflussen. Das ist eine deutliche Zunahme gegenüber der ersten Umfrage vor einem Jahr. Damals waren es 56 %. “Die Leute gewöhnen sich an die Situation”, kommentierte Martin Weber, Seniorprofessor an der Universität Mannheim und Research Associate des ZEW, das Ergebnis bei der Vorstellung der Umfrage.”Die ökonomische Theorie geht hingegen klar vom Einfluss des Marktzinses auf die Sparneigung aus.” Der Gewöhnungseffekt ist kaum abhängig von Alter und Vermögen, aber sehr wohl von der Risikobereitschaft. 72 % derjenigen, die bereit sind hohe Risiken einzugehen, lassen sich bei niedrigen Zinsen in ihrer Sparneigung beeinflussen. Allgemein gilt: Wer auf die aktuelle Lage reagiert, der spart weniger.Bei der Frage nach den Spargründen zeigen sich erneut die Grenzen der ökonomischen Theorie. Während ein bestimmtes Konsumziel auf dem letzten Platz landet, dominieren auch im Zeitablauf die Vermögensbildung und – mit klarem Abstand auf Platz 1 – die Abhängigkeit vom Kontostand.Wer einen mindestens zehnjährigen Anlagehorizont hat, setzt angesichts niedriger Zinsen verstärkt auf Wertpapiere und Immobilien, wobei im Vergleich zur 2016er-Umfrage die Nennung von Immobilien deutlich von 56 % auf 48 % zurückging. Weber erklärt sich das mit der Berichterstattung zu einem langsam heißlaufenden deutschen Immobilienmarkt. Deutlich attraktiver von 7 % auf 17 % sind liquide Sparprodukte innerhalb eines Jahres geworden. Für 47 % (i.V. 60 %) sind sie hingegen für die Vermögensbildung weniger interessant geworden. Das Alter spielt keine RolleBesonders unbeliebt sind liquide Mittel bei besonders risikofreudigen und vermögenden (über 50 000 Euro) Sparern. “Diese Leute haben die Chance in Aktien zu gehen”, so Weber. Das Alter spielt dagegen fast keine Rolle. Noch größer sind die Unterschiede bei Wertpapieren. 86 % der risikofreudigen Anleger wollen vermehrt in Aktien und Co. investieren, bei den Risikoaversen sind es hingegen nur 18 %. “Während die einen angesichts der steigenden Märkte positive Erfahrungen mit Aktien gemacht haben, müsste man den anderen eigentlich Aktien schenken, damit sie diese Erfahrung machen können”, meinte Weber.Beim Thema Negativzinsen glauben 46 (41) % bestimmt oder eher nicht, dass sie in den kommenden zwölf Monaten auf breiter Front auf Giro- oder Sparkonten eingeführt werden. 21 (28) % halten das dagegen für gut möglich. Die Reaktion auf einen möglichen Negativzins ist aber eindeutig: Bei einem Zinssatz von – 0,1 % bis – 0,6 % würde fast die Hälfte das Geld von ihren Tagesgeldkonten abheben, bei + 0,4 % bis – 0,1 % wären es immerhin auch schon 36 % (siehe Grafik). “Da werden die Leute stinkig und legen ihr Geld lieber unters Kopfkissen”, kommentierte Weber. “Die Leute denken in Nominalzahlen, nicht in Realzahlen.” Die Null markiere hier eine besondere Grenze, das zeigten Forschungen immer wieder ganz deutlich. Abheben würden ihr Geld insbesondere ältere, weniger vermögende und risikoscheue Sparer, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage.Bei den Gebühren zeigt sich, dass insbesondere solche mit einem “realen” Gegenwert akzeptiert werden (“eher Leistung” oder “klare Leistung”). Dies gilt konkret für Schließfächer. Als (“reine” oder “eher”) Kosten und damit als “schlecht”, so Weber, werden Abhebungsentgelte (86 %), Transaktionsgebühren (77 %) und Kontoführungsgebühren (75 %) angesehen. Geringer RücklaufTeilgenommen haben an der vom ZEW konzipierten Online-Umfrage 3 600 (3 100) ING-DiBa-Kunden. Der Rücklauf lag bei etwa 6 (5) % – ein laut Weber normaler Wert. “Die Umfrage ist nicht repräsentativ, aber keine völlig verzerrte Darstellung für ING-DiBa-Kunden.”—– Wertberichtigt Seite 6