IM GESPRÄCH: GIOVANNI SABATINI, ASSOCIAZIONE BANCARIA ITALIANA (ABI)

Kleinere Häuser haben es schwerer

Italiens Bankenverband demonstriert vor dem EZB-Bilanztest Zuversicht und prophezeit neue Fusionswelle

Kleinere Häuser haben es schwerer

Wenige Wochen vor Bekanntgabe der Ergebnisse der Asset Quality Review zeigt sich Italiens Bankenverband Associazione Bancaria Italiana (ABI) in Sachen Bilanztest zuversichtlich. Kleinere Institute dürften aber Schwierigkeiten bekommen, sagt ABI-Generaldirektor Giovanni Sabatini.Von Thesy Kness-Bastaroli,Mailand”Ich bin überzeugt, dass Italiens Banken im Schnitt gut abschneiden und sie mit den Ergebnissen umgehen können”, meint der Generaldirektor des italienischen Bankenverbandes ABI, Giovanni Sabatini, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung mit Blick auf die Asset Quality Review (AQR) der EZB. “Meine Zuversicht gründet auf zwei Motiven: Erstens hat die Banca d’Italia ab Januar 2013 rigorose Kontrollen vorgenommen, so dass die Banken für die AQR gerüstet sind. Und dann haben Italiens Banken seit 2011 Kapitalerhöhungen im Wert von 40 Mrd. Euro umgesetzt, 11 Mrd. Euro davon allein in diesem Jahr. Und wenn auch die letzten Kapitalerhöhungen nicht mehr bei dieser AQR wahrgenommen werden, dann gibt es zumindest einen Kapitalpuffer für die Zukunft.” Sabatini räumt ein, dass kleinere Banken zweifellos größere Schwierigkeiten haben, den Test zu bestehen. Aber auch bei ihnen habe sich in den vergangenen Monaten viel getan: Mehrere Banken haben die Governance geändert und sind dabei, Assets zu verkaufen. Die Zeit der massiven Kapitalerhöhungen ist seiner Ansicht nach vorbei. Er erwarte hingegen eine weitere Fusionswelle. Italiens Bankensektor ist mit 680 Kreditinstituten noch übermäßig fragmentiert. Nur dank anhaltenden Kostenabbaus konnten die Banken im ersten Halbjahr leicht an Rentabilität gewinnen. Die Ertragsentwicklung blieb negativ.Die von Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan kürzlich vorgeschlagene Einführung von Euro-Mini-Bonds sei zweifellos eine Hilfe für die Fremdfinanzierung der Banken, sagt Sabatini. Europas kleine und mittelgroße Unternehmen hängen bei ihrer Fremdfinanzierung zu 75 %, Italiens Unternehmen auch bis zu 90 % von der Kreditvergabe der Banken ab. Durch die Ausgabe von Mini-Bonds würden die Banken auch als Berater fungieren und damit ihre Dienstleistungen ausweiten, sagt Sabatini. Angesprochen auf das Thema Kreditengpass erklärt er, das Problem liege primär in einer schwachen qualitativen Kreditnachfrage durch kleine und mittelständische Unternehmen. Diese konzentriere sich vorwiegend auf Schuldenum- oder -abbau, nicht aber auf die Finanzierung von Investitionen.Auch wenn der Bankenindex an der Borsa Italiana in den beiden Jahren bis Juni 2014 um 185 % zugelegt hat, hinken die Bankenkurse weiterhin noch 43 % gegenüber den Banken in Deutschland, Frankreich, Spanien oder Großbritannien hinterher. Sabatini führt dies auf relativ hohe operative Kosten und auf eine geringe Rentabilität der Institute zurück. Die Banken müssten in den kommenden Jahren die Kosten weiter senken und die Rentabilität erhöhen. Auch seien die italienischen Bankbilanzen durch massive Rückstellungen in den vergangenen Jahren belastet worden. Im zweiten Halbjahr 2014 dürften sich die Rückstellungen fortsetzen, wenn auch in verringertem Ausmaß. Sabatini erwartet erst 2015 für Italiens Wirtschaft im Allgemeinen und den Kreditsektor im Speziellen leichte Erholungsanzeichen. Positiv bewertet er, dass sich in den vergangenen Wochen das Wachstum der Problemkredite verlangsamt habe. Die Strategie der EZB sei zwar nützlich, müsse aber von Reformen (Arbeitsmarkt, Steuer, Justiz) flankiert werden. Italien und nicht die EU müsse über Reformen wachen.