Umfrage der Genossenschaftsbanken

Kleinsparer und junge Menschen beim Sparziel abgehängt

Nur die Hälfte der Bevölkerung legt nach einer Umfrage des Genossenschaftsbankenverbands BVR monatlich 100 Euro oder mehr zurück. Vor allem jüngere Menschen verfehlen ihre Sparziele. Der BVR dringt deshalb auf baldige staatliche Schritte, um die Förderung der privaten Altersvorsorge auszuweiten.

Kleinsparer und junge Menschen beim Sparziel abgehängt

Deutsche verfehlen ihre Sparziele

Jüngere Menschen und Kleinsparer abgehängt – BVR dringt auf Reform der privaten Altersvorsorge

wf Berlin

Die Vorsorgelücke der Deutschen weitet sich aus. Rund die Hälfte der Deutschen verfehlt ihre Sparziele und erreicht nur rund 50% der angepeilten Marke. Dies hat eine Umfrage von Kantar für den Genossenschaftsbankenverband BVR ergeben. Anfang 2023 lagen die Sparer demnach 54 Euro vom monatlichen Sparziel entfernt. In der diesjährigen Umfrage sind es 77 Euro. Insgesamt legt nur die Hälfte der Bevölkerung monatlich 100 Euro oder mehr zurück. Vor allem jüngere Menschen und Kleinsparer verfehlen demnach ihre Sparziele.

Staat bei Vorsorge gefordert

Der BVR dringt deshalb auf baldige staatliche Entscheidungen, um die Förderung der privaten Altersvorsorge auszuweiten. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte Ende Mai – mit dem Kabinettsbeschluss zur Reform der gesetzlichen Rente – weitere Schritte angekündigt. Lindner zufolge will die Ampel-Regierung nach der Sommerpause Vorschläge zur Stärkung der privaten und gesetzlichen Altersvorsorge vorlegen. Geplant sei auch ein staatlich gefördertes Altersvorsorge-Depot. Im Sommer 2023 hatte die „Fokusgruppe Private Altersvorsorge“ aus Branchenexperten, Wissenschaftlern und Regierungsvertretern ihre Empfehlungen in einem Abschlussbericht zusammengefasst. Die Novelle soll auf dem Abschlussbericht aufbauen.

„Bleibt die Vorsorgesituation schwierig, wird der Staat in Zukunft die Vorsorgelücke mit sozialstaatlichen Ausgaben kompensieren müssen“, warnt der BVR. Vor allem jüngere und Kleinsparer verdienten Unterstützung. Bei Kleinstsparern liege die Sparlücke bei bis zu 99% der Ersparnisse. Die größte Sparlücke weise aber das Fünftel der Bevölkerung auf, das überhaupt nichts zurücklege. In der Befragung hatte diese Gruppe im Schnitt angegeben, 166 Euro zurücklegen zu müssen. Beim Blick auf die Altersgruppen ist laut BVR die größte Diskrepanz zwischen Ersparnis und Sparziel bei den 20- bis 29-Jährigen. Laut Umfrage berichtet diese Gruppe von einer Sparlücke von 115 Euro. Sie müsste das doppelte sparen, um ihre Ziele zu erreichen. Besonders groß ist die Lücke auch in der Mitte des Erwerbslebens. Der BVR dringt deshalb auf steuerliche Entlastung des Produktionsfaktors Arbeit.

Riester-Rente novellieren

Die Genossenschaftsbanken dringen darauf, die Ergebnisse der „Fokusgruppe private Altersvorsorge“ umzusetzen. Dazu könnten die förderfähigen Produkte ausgeweitet werden. Bei der Riester-Rente könnten die bisherigen Garantievorgaben abgeschafft werden. Dies fordert die Finanzbranche schon lang, um eine renditeträchtigere Anlage der Mittel am Kapitalmarkt zu ermöglichen. Auch das förderfähige und zertifizierte Altersvorsorge-Depot könne die Sparlücke schließen und solle allen Erwerbstätigen offen stehen.

Die mangelnde Sparfähigkeit halte die Menschen mangels Investitionskapital davon ab, eine Immobilie zu kaufen oder zu sanieren. Die Eigenheimrente solle weiterhin gleichberechtigt zu
rein monetären Vorsorgeprodukten behandelt werden, hält der BVR fest. Dies könne auch die Lage am Wohnungsmarkt entspannen.

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