Nachhaltigkeit

Klima-Initiative bleibt laut Finanzwende hinter Ziel zurück

Die Bürgerbewegung Finanzwende ist nicht zufrieden mit der Klimaschutz-Selbstverpflichtung der Banken. Ihre Ziele seien zu wenig ambitioniert und der Weg dahin werde nicht geprüft.

Klima-Initiative bleibt laut Finanzwende hinter Ziel zurück

Klima-Initiative bleibt laut Finanzwende hinter Anspruch

Verein fordert Nachbesserungen in der vor drei Jahren unterzeichneten Selbstverpflichtung deutscher Banken

fir Frankfurt

Vor drei Jahren haben sich 16 Finanzdienstleister in Deutschland in einer Selbstverpflichtung dazu bekannt, ihre Kredit- bzw. Investmentportfolien am Pariser Klimaabkommen auszurichten und auf Klimaneutralität bis 2050 hinzuarbeiten. Die Unterzeichner blieben jedoch weit hinter den selbst gesteckten Zielen zurück, bemängelt nun die Bürgerbewegung Finanzwende. „Die Selbstverpflichtung ist in dieser Form nur ein grünes Lippenbekenntnis, das sich nicht überprüfen lässt”, wird Finanzwende-Expertin Magdalena Senn in einer am Freitag verschickten Mitteilung zitiert.

Eine von der Triodos Bank initiierte Gruppe von Finanzinstituten und eine Banken-Arbeitsgruppe der Tierschutzorganisation WWF hatten nach Angaben von Triodos die Initiative der Branche zur Selbstverpflichtung ins Leben gerufen. Mittlerweile gehören ihr 20 Finanzakteure an, die Aktiva von mehr als 5,5 Bill. Euro und 46 Millionen Kundenverbindungen in Deutschland repräsentieren, heißt es in der Selbstbeschreibung der Gruppe, der unter anderem Deutsche Bank, Commerzbank, LBBW, DZ Bank, ING, HVB und Umweltbank angehören.

„Divergierende Umsetzungsstände“

Die Klimainitiative selbst hält sich in einer Mitteilung vom Freitag in der Beschreibung des Erreichten zurück. „Aufgrund der großen Bandbreite der Geschäftsmodelle und der verschiedenen Ausgangslagen der teilnehmenden Institute gibt es zum Ende der Vorbereitungsphase unterschiedliche Zielerreichungsgrade“, heißt es mit Verweis auf die einzelnen Banken. Mit Blick nach vorn ist davon die Rede, dass daran gearbeitet werde, Messungen und Datenverfügbarkeit zu verbessern, die gesteckten Ziele umzusetzen und in Reports zu veröffentlichen. Zudem werde angestrebt, die Berichtsformate der Vergleichbarkeit halber zunehmend zu standardisieren. Es seien zudem in den vergangenen drei Jahren weitere Initiativen wie die „Net Zero Banking Alliance Germany“ gegründet worden, an denen sich einzelne Unterzeichner der Selbstverpflichtung ebenfalls beteiligten. Dass es hierzulande mehr als 20 Nachhaltigkeitsinitiativen und ESG-Selbstverpflichtungen im Finanzsektor gibt, wird von Branchenexperten allerdings nicht nur wohlwollend betrachtet. Von Wildwuchs ist mitunter die Rede.

Keine unabhängige Überprüfung

Finanzwende bemängelt, dass die Unterzeichner der Selbstverpflichtung Fortschritte selbst nach eigenen Maßstäben bewerteten. Zudem bestimme jedes Institut eigenständig, wie und in welchen Sektoren es den CO2-Fußabdruck von Portfolios ermittele, womit keine Vergleichbarkeit gegeben sei. Auch eine unabhängige Überprüfung der von den Banken selbst definierten Ziele zur Minderung des Fußabdrucks sei nicht gegeben, so Finanzwende.

Zudem liege das Zieljahr 2050 zu weit in der Zukunft, zumal sich Deutschland bis 2045 zu CO2-Neutralität bekannt hat. Gerade den beiden Großbanken wirft der Verein vor, 2022 auf fossiles Geschäft setzende Unternehmen finanziert zu haben. Lobendere Worte findet Finanzwende hingegen für kleine, spezialisierte Banken und kirchliche Institute, die in Bezug auf das Pariser Klimaabkommen schon weiter seien.

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