NACHHALTIGKEIT

Klimaschädliche Manie

Drei Jahrhunderte nach der Entdeckung des Nachhaltigkeitsprinzips durch den sächsischen Oberberghauptmann Carl von Carlowitz und kurz vor dem offenkundig unmittelbar bevorstehenden Weltuntergang nimmt die Nachhaltigkeitsdiskussion obsessive Züge an....

Klimaschädliche Manie

Drei Jahrhunderte nach der Entdeckung des Nachhaltigkeitsprinzips durch den sächsischen Oberberghauptmann Carl von Carlowitz und kurz vor dem offenkundig unmittelbar bevorstehenden Weltuntergang nimmt die Nachhaltigkeitsdiskussion obsessive Züge an. Nein, hier schreibt kein Leugner der anthropogenen globalen Erwärmung. Aber die Diskussion artet zu einer Landplage sui generis aus, vor der man sich bald so wenig wird retten können wie vor dem Klimawandel selbst. Dabei gilt auch hier Karl Valentins bekanntestes Zitat: “Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen.” Diese Nachhaltigkeitsmanie wird am Ende das Klima schädigen, das meteorologische wie das gesellschaftliche.Beschränken wir uns hier auf die Nachhaltigkeit im Finanzsektor, der in der Debatte zunehmend im Fokus steht. Und damit auch das festgehalten ist: “Die Banken nehmen eine Schlüsselrolle auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Wirtschaft und Gesellschaft ein. Diese Verantwortung nehmen wir an.” So HSBC-Deutschland-Chefin Carola von Schmettow als Vorstandsmitglied des Bankenverbandes anlässlich der 25. Weltklimakonferenz in Madrid.Das können alle unterschreiben. Aber wie wird die Branche nachhaltiger? Dieser Tage hat der Pfandbriefbankenverband VDP die Kakophonie globaler, europäischer und nationaler Regulatoren kritisiert, die sich des Themas bemächtigten und mit ihrem unkoordinierten Vorgehen gescheite Ergebnisse verhinderten. Da schwante der VDP-Spitze schon, dass am Freitag, zusätzlich zur Taxonomie der EU, Europas Bankenregulierungsbehörde EBA einen draufsetzen würde: einen Plan für die Einbeziehung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten ins Risikomanagement der Banken. Das läuft schnurstracks auf die aufsichtliche Belohnung grüner Kredite und Refinanzierungen respektive auf die Bestrafung all dessen hinaus, dem dieses Etikett nicht anhaftet. Eine Verpflichtung, Anleger in grüne Produkte zu drängen, ist sicher auch nicht mehr fern.Warum lässt man nicht Raum für Eigeninitiative der Akteure? Über 2 500 Institutionelle weltweit halten sich an die Principles for Responsible Investment unter dem Dach der UN. Analog gibt es Principles for Responsible Banking und viele andere Selbstverpflichtungen. Legionen von Fonds- und Researchhäusern, Ratingagenturen und Indexanbietern bewerten die Nachhaltigkeit von Banken und Versicherern. Alles andere als nachhaltig ist es, diese lobenswerten Initiativen täglich mit neuen Regulierungsvorstößen zu torpedieren.