Klimawandel gefährdet Bankbilanzen

Schäden durch Naturkatastrophen und Übergang in CO2-armes Wirtschaftssystem bergen laut S&P Kredit- und Reputationsrisiken

Klimawandel gefährdet Bankbilanzen

fir Frankfurt – Der Klimawandel zeitigt erhebliche Risiken für Banken, da seine Folgen reale wie finanzielle Vermögenswerte vernichten, die Bonität von Kreditnehmern verschlechtern und hohe Schadensbelastungen zu Ansteckungseffekten im Finanzsystem führen könnten. Die aus dem Klimawandel resultierenden Risiken zu verstehen, sei deshalb für Banken von essenzieller Bedeutung, um klimabedingte Kosten und Folgen für ihre Kreditwürdigkeit zu minimieren, schreibt die Ratingagentur S&P in einer am Dienstag veröffentlichten Studie. Mangel an RisikobewusstseinZum Tragen kommen demnach hauptsächlich physische und Übergangsrisiken, die auf politische und juristische Entscheidungen, technologische Veränderungen und mögliche Reputationsverluste im Zusammenhang mit der Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes zurückgehen. Nach Ansicht von S&P ist das Bewusstsein für die aus dem Klimawandel erwachsenden Gefahren noch immer unzureichend, ebenso wie für die Chancen, die sich aus dem Wandel zu einer karbonarmen Wirtschaft ergäben. Unternehmen, die sich in diesem Transitionsprozess zu lange Zeit ließen, könnten sich einer Erosion ihrer Kreditwürdigkeit ausgesetzt sehen, was wiederum die Qualität der von Banken an solche Firmen vergebenen Kredite bzw. der Investitionen in ihre Bonds beinträchtigen könnte, warnen die Analysten. Dieses Transitionsrisiko ist demnach besonders ausgeprägt für Finanzinstitute mit hohen Exposures in CO2-intensiven Unternehmen, etwa im Auto- und im Energiesektor, die auf klimapolitische Entscheidungen wie Vorgaben zur Emissionsminderung besonders stark reagieren.Zudem könnten Verbraucher, die ihr Augenmerk stärker auf die Folgen des Handelns von Banken und ihres Finanzierungsgebarens auf die Umwelt richten, zusätzliche Reputationsrisiken hervorbringen. Unmittelbare physische Risiken für Unternehmen bergen etwa Zerstörungen durch Naturkatastrophen. Neben beschädigter Infrastruktur wie Produktionsanlagen, aber auch IT, haben sie finanzielle Konsequenzen durch die Unterbrechung der Geschäftstätigkeit. Das könnte sich deutlich negativ auf die Kreditwürdigkeit auswirken. Das Central Banks and Supervisors Network for Greening the Financial System (NGFS), ein Zusammenschluss von Zentralbanken und Aufsichtsbehörden, der sich die Stärkung der Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems gegen klimabezogene Risiken auf die Fahnen geschrieben hat, konstatiert eine Verdreifachung extremer Wetterphänomene seit 1980. Weltweit hätten die dadurch verursachten Kosten in den vergangenen Jahren den 30-jährigen Durchschnitt von 140 Mrd. Dollar übertroffen (s. Grafik), schreibt S&P und verweist darauf, dass die von Sachversicherungen abgedeckten Risiken in den Industriestaaten weniger als 10 % des Bruttoinlandsprodukts ausmachen.Nicht versicherte Schäden bei Firmen und Haushalten würden die Kreditrisiken für Banken angesichts verminderter Rückzahlungsfähigkeit durch diese Schuldner und Wertminderungen der Sicherheiten in die Höhe treiben. Und wenn die Folgen von Wetterextremen das Wachstum drosseln und Arbeitslosenzahlen steigen lassen oder Infrastruktur zerstören, könnte das die Staatsschulden erhöhen und die Bonität verschlechtern. Dadurch bedingte höhere Risikoprämien wiederum ließen den Wert der von Banken gehaltenen Staatsanleihen schwinden.