Klimawandel vervielfacht Schäden

GDV fordert von Politik und Banken Unterstützung - Starkregen überall - Zu wenige Elementarpolicen

Klimawandel vervielfacht Schäden

Die schweren Unwetter durch Starkregen im Frühjahr haben die Versicherer 1,2 Mrd. Euro gekostet. Dennoch sieht der GDV wenig Interesse bei Hausbesitzern, sich gegen derartige Elementarschäden zu versichern.ge Berlin – Angesichts wachsender Hochwasserschäden bei oftmals unzureichendem Versicherungsschutz drängt die deutsche Assekuranz Politik, Banken und Hausbesitzer zu einer verstärkten Vorsorge. “Durch den Klimawandel werden sich die Schäden durch Überschwemmungen bis zum Ende des Jahrhunderts vervielfachen”, sagte Alexander Erdland, der Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), auf einer Konferenz zu Naturgefahren in Berlin. Allein die schweren Unwetter mit Starkregen in diesem Frühjahr hätten die Versicherer 1,2 Mrd. Euro gekostet. Eine Aktualisierung der Klimastudie aus dem Jahr 2011 zeige zudem, dass die damaligen Prognosen über zunehmende Überschwemmungsschäden “noch zu vorsichtig waren”, räumt Erdland ein.Vor fünf Jahren hatte das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) errechnet, dass heftige Stürme bis zum Ende des Jahrhunderts fünfmal so häufig eintreten wie derzeit mit jeweils doppelt so hohen Schäden. Hochwasser mit einer Intensität wie heute im Durchschnitt alle 50 Jahre dürfte bis 2100 alle 25 Jahre eintreten – bei doppelt bis dreifach so hohen Schäden. Ein jetzt vorgenommenes Update spricht sogar von einer Verfünffachung der künftigen Schäden, berichtet der GDV.In Anbetracht dieser drohenden immensen Schadensummen mahnt Erdland von Politik und Banken Unterstützung an. Zwar nehme der neue Entwurf des Bundesbauministeriums zum sogenannten Hochwasserschutzgesetz II richtigerweise die Bauplanung und Flächenversiegelung ins Visier. Die darin verankerte Forderung nach “hochwasserangepassten” Neubauten sei jedoch unklar. Die Forderung nach einem nachhaltigen Bauen dürfe zudem nicht nur energetisch sinnvolles Bauen umfassen, sondern müsse auch Schäden in Zukunft vorbeugen, indem stärkere Witterungseinflüsse und Elementarschäden vorzeitig antizipiert werden und ihnen präventiv begegnet wird.Banken ermahnt Erdland, Elementarschadenversicherungen wie Feuerversicherungen als Grundvoraussetzung für einen Bankkredit einzufordern. Da Banken und Sparkassen das jeweilige Darlehen nicht verteuern wollen, werde bis heute unterschiedlich vorgegangen – “obwohl das existenzielle Risiko – und damit die Gefahr eines Kreditausfalls – genauso gegeben ist”, wundert sich der GDV-Präsident. “Wir werden auch in Richtung Banken weiter aufklären, im wechselseitigen Interesse.”Während diese Aufklärung eher im Verborgenen stattfinden dürfte, wollen die Versicherer Hauseigentümer eher öffentlich angehen. Nach einer Studie der GfK-Marktforscher im Auftrag des GDV unterschätzen viele Hausbesitzer hierzulande die Gefahr, Opfer von Überschwemmungen oder Hochwasser zu werden. Rund zwei Drittel sind demnach überzeugt, nie von Überschwemmungen betroffen zu sein – ein fataler Irrtum, wie die Starkregen in diesem Frühjahr zeigten. Gegen PflichtversicherungZugleich glauben gut 90 % der Befragten fälschlicherweise, dass Schäden durch Regen oder Hochwasser wie die durch Feuer, Sturm oder Hagel durch die Gebäudeversicherung abgesichert sind. In der Folge sind bundesweit nur 37 % der Wohngebäude gegen sogenannte Elementarschäden versichert – immerhin doppelt so viele wie 2002. Die in der Grafik zu sehende ungewöhnlich hohe Versicherungsdichte in Baden-Württemberg erklärt der GDV mit der dort flächendeckenden Monopolversicherung, die bis in die frühen neunziger Jahre verpflichtend war. Die oftmals höheren Werte in den neuen Bundesländern sind Folge alter DDR-Verträge (die die Allianz übernommen hatte), die Elementarschäden mitversicherten. Nach den schweren Überschwemmungen an der Elbe 2013 und jetzt in Bayern startet die Assekuranz eine Kampagne für mehr Versicherungsschutz.Die oft von Verbraucherschützern geforderte Pflichtversicherung lehnen die Versicherer ab. Sie fürchten dann geringere Schutzmaßnahmen der Kommunen, womit in der Folge Schäden und Versicherungsprämien steigen würden. “Eine Pflichtversicherung schadet mehr, als sie nutzt”, betont Erdland. Auch die Politik hat sich dagegen ausgesprochen.