„Komisches Gefühl“ bei Varengold-Fonds
ak Bonn
Im Strafprozess um einen Cum-ex-Fonds von Varengold hat der Angeklagte S. seine Beteiligung an dem Aktienkreishandel rund um den Dividendenstichtag zu Lasten der Steuerzahler gestanden und sein Bedauern ausgedrückt. „Es tut ihm sehr leid, dass er sich auf solche Geschäfte eingelassen hat“, sagte der Verteidiger des englischsprachigen Angeklagten, der bei dem Londoner Assetmanager und Cum-ex-Arrangeur Duet gearbeitet hatte, am Donnerstag. Der Anwalt betonte aber auch, sein Mandant habe „reine Backoffice-Arbeit“ getätigt und sei nicht involviert gewesen, den Cum-ex-Fonds zu planen, Geschäftspartner zu werben und die Vereinbarungen zu treffen. S. habe nur den Handelsplan abgearbeitet, Aufträge an Broker übermittelt und geprüft, ob diese korrekt ausgeführt worden seien.
Ganz unwissend ist S. aber nicht gewesen. Er habe ein „komisches Gefühl“ gehabt, weil die steuerlichen Aspekte sehr im Verborgenen gehalten wurden, sagte der Verteidiger. Ihm sei bewusst gewesen, dass die Gewinne rein aus Steuerrückerstattungen stammten. Sein Mandant habe die Bedenken beiseite geschoben, weil so viele namhafte Adressen beteiligt waren.
Das Verfahren gegen S. ist abgetrennt worden. Er ist der einzige Beschuldigte aus der zweiten Reihe. Bei den drei anderen handelt es sich um frühere Duet-Partner. Mit dem Cum-ex-Fonds Caerus II, den Duet für die Varengold Investment AG 2010 aufgelegt hatte, soll der Fiskus um 92 Mill. Euro geprellt worden sein.
Es war nicht der erste Cum-ex-Fonds, den Duet organisiert hatte. Ein Jahr zuvor war bereits der Avana Fonds gegründet worden. Auch hier soll der bereits in einem anderen Fall verurteilte Steueranwalt Hanno Berger beraten haben. Duets Cum-ex-Aktivitäten sollen insgesamt beim deutschen Fiskus einen Schaden im dreistelligen Millionenbereich verursacht haben.
An diesem Text wurden am 6. Juni 2023 um 14.52 Uhr Änderungen vorgenommen.