GLOBAL FUNDING & FINANCING SUMMIT

Kommt Zeit, kommt Blockchain

Dietegen Müller, Luxemburg Börsen-Zeitung, 20.2.2018 Es geht langsam voran mit Innovationen in der Finanzbranche. Da sind Milliarden in die Erforschung und Entwicklung von dezentralen Datenbankregistern, also Distributed-Ledger- (DLT) oder...

Kommt Zeit, kommt Blockchain

Dietegen Müller, LuxemburgEs geht langsam voran mit Innovationen in der Finanzbranche. Da sind Milliarden in die Erforschung und Entwicklung von dezentralen Datenbankregistern, also Distributed-Ledger- (DLT) oder Blockchain-Technologie, geflossen. Sie versprechen effizientere und kostengünstigere Abwicklungsprozesse. Und dann das, im Jahr 2018: “Wo ist der Anwendungsfall, für den es dezentrale Datenbanklösungen braucht?” So lautet eine auch dieser Tage immer noch viel gehörte Frage. Einen ersten Durchbruch gab es zwar 2017 mit der Ankündigung, dass die australische Börse ASX ihr Abwicklungs- und Clearingsystem im Aktienhandel auf die Blockchain transferieren und dabei auch Zentralbankgeld nutzen will. Dies mit Unterstützung der Digital Asset Holdings, an der auch die Deutsche Börse beteiligt ist und ein Aufsichtsratsmitglied stellt. Der US-Abwickler DTCC will noch im ersten Quartal eine Reportinglösung für Daten aus Transaktionen mit Kreditausfallversicherungen (CDS) starten. Die Commerzbank, Credit Suisse, UBS, CIBC und ING basteln in einem Pilotversuch mit HQLAX an einer Blockchain-Lösung für Liquiditätstransfers auf Basis von Wertpapierleihen. Deutsche Börse mischt mitDie Deutsche Börse ihrerseits blickt auf drei Blockchain-Projekte: eins mit der Bundesbank, eins für “risikolosen Geldtransfer” via Collateral Coin unter Einbezug des Clearinghauses Eurex Clearing. Das dritte Projekt soll die grenzüberschreitende Nutzung von Sicherheiten (Collateral) vereinfachen und hat eine weitere Hürde genommen – es wird fortgeführt (vgl. BZ vom 1.9.2017). Am LA-Ledger-Projekt – LA steht für “Liquidity Alliance” – nehmen abgesehen von dem zur Deutschen Börse gehörenden Zentralverwahrer Clearstream auch die Zentralverwahrer von Kanada, Südafrika und Norwegen aktiv teil. Mit der LA Ledger ließe sich etwa der kostspielige Aufbau von Abwicklungslinks zwischen einzelnen Zentralverwahrern vermeiden. Es geht zwar voran, aber in Maßstäben des Blockchain-Hypes sehr langsam: “Qualität geht vor Geschwindigkeit”, heißt es. Denn es gibt inzwischen intensive Gespräche zwischen den Zentralverwahrern in Deutschland, Südafrika, Kanada und Norwegen und ihren jeweiligen Regulierern. Auch sei ein Rechtsgutachten erstellt worden, mit dem sich die deutsche und luxemburgische Aufsicht auseinandersetzen. Parallel starten Sondierungen im Markt, wie groß das Interesse an der Nutzung einer LA-Ledger sein könnte. Es braucht also noch Geduld. Sollte das Projekt aber in Gang kommen, sind sich Beobachter sicher, dürfte es größere Verbreitung finden. Kann sein, dass der Blockchain-Hype bis dahin jedoch abgeflaut ist.—-Blockchain-Projekte brauchen viel mehr Geduld, als der aktuelle Hype vermuten lässt. Das bedeutet aber nicht, dass sie nie realisiert werden können.