Kommunale Forderungen gefragt
Bloomberg Frankfurt
Die Forderungen deutscher Städte gegenüber der insolventen Greensill Bank rufen offenbar potenzielle Interessenten auf den Plan. Bei der betroffenen Stadt Wiesbaden hat der Vertreter eines ungenannten Investors nachgefragt, ob Interesse bestehen würde, die Forderungen zu verkaufen. „So einen Anruf hat es gegeben“, sagte Kämmerer Axel Imholz Bloomberg. Jedoch habe die Stadt „für den Moment“ abgelehnt.
Auch Daniel Zimmermann, Bürgermeister von Monheim, äußerte sich zurückhaltend. Ein Verkauf von Greensill-Forderungen komme für die Stadt „grundsätzlich nicht in Frage“, erklärte er auf Nachfrage. Ob Monheim entsprechende Angebote erhalten habe, wollte er nicht kommentieren.
Dutzende Kommunen hatten Gelder bei der Greensill Bank geparkt, die nach der Schließung des Instituts womöglich ganz verloren sind. Zwar kommt die Einlagensicherung für die Verluste vieler Einleger auf, Gebietskörperschaften wie Städte sind davon aber ausgenommen. Im Fall von Wiesbaden geht es um 20 Mill. Euro, bei Monheim sogar um 38 Mill. Euro.
Spezialisierte Investoren bieten Gläubigern regelmäßig an, ihnen strittige oder schwer einbringliche Forderungen mit einem Abschlag abzukaufen. Dahinter steht die Überzeugung dieser Investoren, später mehr als den Kaufpreis eintreiben zu können. Für Gläubiger können solche Angebote interessant sein, weil schnell Geld fließt und langwierige Unsicherheit beseitigt wird.
Ansprüche werden geprüft
Die Greensill Bank hat laut informierten Kreisen rund 500 Mill. Euro an Einlagen, die nicht von der Einlagensicherung abgedeckt sind. Als Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Michael Frege von der Kanzlei CMS eingesetzt.
Insgesamt 26 betroffene Kommunen, die 255 Mill. Euro an Einlagen der Greensill Bank haben, hatten erst im Verlauf dieser Woche beschlossen, gemeinsam um ihr Geld im Insolvenzverfahren kämpfen zu wollen. Zudem prüfen sie Haftungsansprüche. Wiesbaden will sich laut Imholz zunächst auf diese Bemühungen konzentrieren.
Die Deutsche Bank fungiert Kreisen zufolge derweil als Broker für einige Anleger, die ihre Anteile an den Supply-Chain-Fonds der Credit Suisse Group AG loswerden wollen, welche Produkte von Greensill Capital gekauft hatten, der Mutter der in Bremen ansässigen Greensill Bank. Auch für diese Anleger könnte zumindest ein Teil der Investition verloren gehen.