Konkurrenz sieht nur die Rücklichter
mic München
„Die HUK-Coburg ist gut durch die Pandemie gekommen“: So charakterisierte Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Heitmann in der Online-Jahrespressekonferenz das Jahr 2020. Das Neugeschäft stieg in der Sachsparte auf Rekordhöhe. Zudem sorgten weniger Unfälle dafür, dass der Gewinn vor Steuern trotz hoher Zuführung zu den Schwankungsrückstellungen und niedrigerer Kapitalerträge nur um 9% auf 584 Mill. Euro sank. Den Start in das Jahr 2021 bezeichnete der Versicherer als gut. Ein Ergebnis vor Steuern von 400 Mill. Euro bis 500 Mill. Euro gilt als Zielmarke.
Im Kerngeschäft Autoversicherung gewann die HUK-Coburg Marktanteile. Es wurden 1,5 Millionen Fahrzeuge neu versichert, so dass der Bestand bis Ende Dezember um rund 600000 auf 13,0 Millionen Fahrzeuge stieg (siehe Grafik). Die Coburger wuchsen mit dem Plus von 4,4% um das Dreifache schneller als der Markt. Der Branchenzweite Allianz legte in der Deutschland-Tochter um nur 30000 Stück auf 8,7 Millionen zu. Die Bestandsveränderung des Online-Spezialisten Allianz Direct, der nicht zur Allianz Deutschland gehört, wollte eine Sprecherin nicht nennen. Ende 2019 versicherte er in Deutschland 720000 Stück.
Im Jahresendgeschäft gewann die HUK-Coburg weitere 60000 Fahrzeuge hinzu. Dass sie den Preiskampf intensiviert, zeigt der geringe Anstieg der Kfz-Einnahmen 2020 um 1,4% (siehe Tabelle). Damit betrug der Abstand zum Bestandswachstum der versicherten Fahrzeuge 3 Prozentpunkte, während es im Vorjahr 1,4 Punkte waren (2019: Bestand 3,9% Plus, Einnahmeanstieg 2,5%).
Auch im Vergleich zum Markt war die HUK-Coburg 2020 kampfeslustig, denn die Konkurrenz senkte die Preise im Schnitt weniger stark als die Coburger. Hauptkonkurrent Allianz meldet sogar trotz marginalen Stückwachstums ein hohes Beitragsplus von 3,1%. Heitmann deutete an, dass er den Druck aufrechterhält: Der Trend sinkender Durchschnittsbeiträge pro versichertem Kraftfahrzeugrisiko setze sich im Moment fort.
„Online war ein großer Profiteur des Jahres 2020“, lautete die Bilanz von Heitmann. Tatsächlich sorgte die HUK24 für den Kfz-Neugeschäftsschub. Fast 30% liefen über die Online-Tochter, nachdem es in den Vorjahren rund ein Viertel war. Sie steigerte ihren Bestand um 9,5% auf fast 2,6 Millionen versicherte Fahrzeuge. Allerdings hat dieser Erfolg seinen Preis. Die Kostenquote (bezogen auf die Nettobeiträge) stieg in der Schaden- und Unfallversicherung von 10,9% auf 11,4%. Dies wird im Geschäftsbericht mit Investitionen in die Digitalisierung begründet.
Viel weniger Kfz-Schäden
Den Kraftakt konnte sich die HUK-Coburg leisten, weil die Schaden-Kosten-Quote in der Autoversicherung trotzdem von 97,2% auf 85,4% sank. Im Branchenschnitt wurden rund 90% gemeldet. Treiber war der Rückgang der Leistungen um 13% auf 3,1 Mrd. Euro, denn die reduzierten Fahrstrecken wegen der Lockdowns sorgten für weniger Unfälle.
Die Kunden werden an diesem Coronaprofit beteiligt. Sie erhalten Beiträge von 150 Mill. Euro zurück. Man habe das versicherungstechnische Ergebnis in der Autoversicherung zwischen Unternehmen und Kunden geteilt, sagte Heitmann. Für die HUK-Coburg stieg es um 15% auf 154 Mill. Euro. Zusätzlich stockte sie in der Sachsparte die Schwankungsrückstellung um 301 Mill. Euro auf. Jene 500000 Kunden, die eine reduzierte Fahrleistung anmeldeten, erhalten zudem 40 Mill. Euro zurück. Die Beitragsrückgewähr in sonstigen Sachsparten liegt mit 35 Mill. Euro in der Größenordnung des Vorjahres.
Nach Überwindung der Pandemie werde man nicht zum alten Trend steigender Schäden zurückkehren, so Heitmann. Er hält es für möglich, dass die Einnahmen der Branche in manchem Jahr sinken können.
Die Ausweitung der knapp 200 Autoservice-Werkstätten, die Heitmann im Interview angekündigt hatte (vgl. BZ vom 13. Januar), ist nicht in trockenen Tüchern. Es sollten 400 bis 500 werden, sagte Heitmann. Der Telematik-Tarif erhält einen Anreiz für umweltbewusstes Fahren.
Im Zahlenwerk der Rekorde fällt nur die Sparte Rechtsschutz ab. Das Neugeschäft ist mit 130000 Stück letztmals im Jahr 2015 mit 126000 Stück niedriger gewesen. Zudem stieg die Schaden-und-Kosten-Quote von 87,0% auf 104,9%. Heitmann begründete dies mit Streitigkeiten im Dieselskandal und um Reisestornierungen infolge der Pandemie.
Wertberichtigt Seite 8
HUK-Coburg | ||
Konzernzahlen nach HGB | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Gebuchte Bruttobeiträge | 8 050 | 7 847 |
Kraftfahrtversicherung | 4 278 | 4 218 |
Haftpflicht-, Unfall-, Sachversicherung | 963 | 963 |
Leben | 814 | 808 |
Kranken | 1 672 | 1 584 |
Kapitalanlageergebnis | 777 | 852 |
Ergebnis vor Steuern | 584 | 640 |
Überschuss | 393 | 453 |
Kapitalanlagen | 36 088 | 34 514 |
Mitarbeiter | 10 255 | 10 237 |
Börsen-Zeitung |