Konservativ bei der Geldanlage, aber zufrieden

Die Mehrheit der Deutschen bereut Investitionsentscheidungen nicht, auch wenn diese eher konservativ ausfallen

Konservativ bei der Geldanlage, aber zufrieden

Die Investmentwelt hat sich seit der Finanzkrise stark gewandelt – vor allem in Bezug auf die Risikobetrachtung. Das Einzige, was an den einstigen sicheren Häfen wie etwa deutschen Staatsanleihen heute noch sicher scheint, ist die Tatsache, dass man am Ende bestenfalls noch das Geld zurückbekommt, das man ursprünglich investiert hat. Unterm Strich stehen heute bei nominalen Anleiherenditen vieler Industrienationen rote Zahlen. Nächsten Schritt machenIn Zeiten mit einem risikolosen Zins von null muss die logische Konsequenz für Anleger auf Renditesuche daher lauten, den nächsten Schritt auf der Risikoleiter jenseits der sicheren Häfen zu nehmen. Und das scheinen viele Investoren weltweit verstanden zu haben, wie die Ergebnisse der diesjährigen Legg Mason Global Investment Survey zeigen. 37 % der weltweit befragten Anleger sind bereit, 2017 höhere Risiken einzugehen, davon akzeptieren immerhin noch 8 % sogar deutlich höhere Risiken.In Deutschland sieht das Bild hingegen ganz anders aus. Hierzulande sind lediglich 15 % der Anleger bereit, das Risiko im Portfolio zu erhöhen, und nur 2 % würden deutlich höhere Risiken eingehen. Interessanterweise scheinen sich Investoren in Deutschland sehr bewusst für diese konservativere Haltung bei der Geldanlage zu entscheiden. 29 % beschreiben sich selbst als konservative Anleger, weitere 49 % als etwas konservativ. Doch von Bedauern kann keine Rede sein: Denn auf die Frage, ob sie denn irgendeine ihrer Investitionsentscheidungen bereuen würden, antworteten 55 % der befragten Anleger in Deutschland mit einem deutlichen Nein.In keinem anderen von Legg Mason befragten Land sind Anleger so zufrieden mit ihren Investitionsentscheidungen, und weltweit können das auch nur 32 % der befragten Investoren von sich behaupten. Auf globaler Ebene bereuen Anleger beispielsweise ein falsches Markttiming (17 %), verpasste Chancen am Aktienmarkt (16 %) oder eine zu geringe Diversifikation (12 %).Die im weltweiten Vergleich sehr hohe Risikoaversion der Deutschen scheint tiefer in der Gesellschaft verwurzelt. Denn an der globalen Finanzkrise und ihren Auswirkungen kann es nicht liegen, wie 46 % der befragten Investoren in Deutschland bestätigen. Sie sagen, die Auswirkungen der Finanzkrise würden ihre Spar- und Investitionsentscheidungen in keiner Weise mehr beeinflussen. Nur in Schweden ist der Anteil mit 56 % noch höher. Weltweit lassen die Finanzkrise und ihre Ausläufer hingegen lediglich 33 % der Anleger kalt. 38 % geben an, die Auswirkungen noch immer auf die eine oder andere Weise zu spüren, 19 % sagen sogar, sie wären noch immer stark beeinflusst.Die befragten Anleger in Deutschland assoziieren vor allem zwei Wörter mit ihren Investitionsentscheidungen: Ambition (25 %) und Kontinuität (32 %). Hier lässt sich vielleicht auch eine Erklärung für das eher konservative Investitionsverhalten finden. Kurzfristige Marktbewegungen werden zugunsten einer beständigen Strategie nicht mitgenommen und Anpassungen erfolgen eben nur langsam und mit Bedacht. Und obwohl weltweit ebenfalls 32 % der befragten Anleger eine Beständigkeit mit ihren Kapitalanlageentscheidungen assoziieren, ist hier die Ambition mit 36 % Spitzenreiter und damit wohl auch Haupttreiber hinter Portfolioentscheidungen. Enttäuschende ErgebnisseMan müsste nun meinen, dass eine höhere Risikoaversion und das Hauptaugenmerk auf Kontinuität der deutschen Anleger konsequenterweise auch zu einem höheren Anleiheanteil an der Asset-Allokation führen müssten. Weit gefehlt: Nach den Anlageklassen befragt, in denen sich Anleger 2017 bevorzugt umschauen wollen, gaben 52 % Aktien und nur 38 % Anleihen an. Grund hierfür könnten die enttäuschenden Ergebnisse sein, die Anleger mit Anleiheinvestments in den letzten Jahren gemacht haben. Denn lediglich 8 % der befragten Anleger in Deutschland sagten, dass sich ein höherer Anleiheanteil im Portfolio in den vergangenen zehn Jahren auch tatsächlich ausgezahlt hätte. Weltweit sind es immerhin 12 %. Wirklich zufrieden waren die Deutschen nur mit ihren Immobilieninvestments (21 %) – wie übrigens auch die weltweiten Anleger.Unsere auf Anleihen spezialisierte Tochtergesellschaft Western Asset Management sieht einen Grund für die enttäuschenden Anleiheergebnisse vieler Anleger in den doch deutlich unterschiedlichen Renditen der verschiedenen Anleihesektoren in den zurückliegenden zehn Jahren. Die Rendite des Global Aggregate Index – der einen qualitativ hochwertigeren Teil des Anleihemarkts mit niedriger Volatilität repräsentiert – lag in der Euro abgesicherten Version beispielsweise bei rund 4,07 % pro Jahr. Schaut man sich hingegen die Aktienmarktperformance anhand des S & P 500 an – ebenfalls in Euro abgesichert – sieht man eine Rendite von 6,6 % pro Jahr. Dies könnte laut Western Asset Management die Enttäuschung der Anleiheanleger erklären. Obwohl an dieser Stelle auch betont werden muss, dass die Rendite des Global Aggregate Index gerade einmal mit 20 % des Aktienrisikos erzielt wurde.Mit Blick auf andere, risikoreichere Sektoren des Anleihemarkts, wo Anleger höhere Risikoprämien bekommen – etwa im High-Yield-Segment -, war die Rendite tatsächlich besser als die der Aktien. 7,12 % konnten Euro-Anleger mit High Yields im Schnitt pro Jahr in den letzten zehn Jahren erwirtschaften. Und auch hierfür mussten lediglich 70 % des Aktienrisikos eingegangen werden – also eine bessere Rendite bei dennoch niedrigerem Volatilitätsniveau. Passende AlternativeGerade in Zeiten, in denen politische Unsicherheiten und Machtspiele die Sorgen um das weltweite Wirtschaftswachstum schüren und sich die Aktienbewertungen bereits auf einem sehr hohen Niveau bewegen, kann ein Anleiheinvestment mit einem flexiblen Ansatz eine passende Alternative für Anleger sein. Der Knackpunkt ist jedoch tatsächlich die nötige Flexibilität. Denn da die Renditen, aber auch die Risiken und die damit verbundene Volatilität innerhalb der verschiedenen Anleihesektoren so unterschiedlich sind, ist es wichtig, flexibel zwischen den Sektoren umschichten zu können, wenn nötig. So kann man Chancen nutzen, wenn sie sich bieten, oder eben vorsichtig in jenen Sektoren agieren, die beispielsweise überbewertet sind. Genauer anschauenDiesen Ansatz verfolgt man bei Western Asset bereits seit über 30 Jahren und profitiert von den vielen Freiheiten, die Benchmark-unabhängige Strategien bieten. Der Legg Mason Western Asset Global Multi Strategy Fonds hat in den vergangenen zehn Jahren beispielsweise eine Rendite von 4,23 % pro Jahr erwirtschaften können – und das bei nur halb so viel Volatilität wie bei Aktien. Vielleicht sollten sich deutsche Anleger solche flexiblen Rentenprodukte einmal genauer anschauen. Dann macht sich ein höherer Anleiheanteil im Portfolio am Ende vielleicht auch bezahlt.—Klaus Dahmann, Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason