Konsolidierungsschub erwartet
ski Luxemburg – Als Folgen der Finanz- und Schuldenkrise und der regulatorischen Konsequenzen erwartet Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied Stephan Leithner ein weiteres Schrumpfen, eine deutliche Renationalisierung und mittelfristig auch eine noch stärkere Konsolidierung der Bankenbranche. “Eine massive Rückbesinnung auf lokale Märkte” sei längst zu beobachten, sagte Leithner beim 21. Luxemburger Finanzmarkt-Forum der Deutschen Bank Luxembourg und der Börsen-Zeitung. So sei beispielsweise der Marktanteil ausländischer Banken an der Kreditvergabe an das verarbeitende Gewerbe in Deutschland seit 2008 von 17 % auf 11 % gesunken.Neben den steigenden Kapitalkosten sorge auch der Schrumpfungsprozess für zunehmenden Kostendruck – ein negativer Skaleneffekt. Effizienzsteigerungen würden nicht ausreichen, um den Kostenanstieg zu kompensieren. Daher sei mit einem Konsolidierungsschub zu rechnen, einschließlich des Ausscheidens von Akteuren. Bisher allerdings, räumte Leithner ein, würden Überkapazitäten in der Branche vielfach durch staatliche Interventionen aufrechterhalten, auch in Deutschland, wo Bund und Länder zig Milliarden Euro in Banken investiert hätten. Die Bankenkonsolidierung sei nicht nur in Griechenland an der Politik gescheitert. Und es seien “nicht die besten Spieler”, die dank staatlicher Hilfe weiter aktiv sein könnten.Leithner beklagte die fortdauernde Unsicherheit in Sachen Bankenregulierung, die auch die Zurückhaltung der Investoren verfestige. Eine Kernfrage laute: “Wie lange kann man mit wie viel regulatorischer Unsicherheit leben?” Er verwies auf jüngste Äußerungen von Bundesbankvizepräsidentin Sabine Lautenschläger – zuständig für Banken und Finanzaufsicht – in einem Interview der “Zeit”. Lautenschläger hatte Vorwürfe zurückgewiesen, bei der Bankenregulierung geschehe zu wenig. “Man hat fast alles reformiert, was man reformieren kann.” Freilich gebe es notwendigerweise teils sehr lange Übergangsfristen.In dem aktuellen Bericht der vom finnischen Zentralbankchef Erkki Liikanen geleiteten EU-Expertengruppe zur Bankenregulierung erkennt Leithner “sehr viele gute Ideen”. Im Mittelpunkt stünden Anpassungs- und Abwicklungsfragen. Nach einer ersten Bewertung finde er etwa Vorschläge für Bail-in-Instrumente zur Heranziehung der Gläubiger gut. Die Details müsse man sich anschauen. Er betonte, dass die Gruppe keine Überlegenheit eines Geschäftsmodells (Universal- oder Trennbanken) festgestellt habe.