Kosten von Anlageprodukten für Kleinanleger sinken
ESMA: Kosten von Anlageprodukten sinken
EU-Wertpapieraufsicht sieht erhebliche Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten
wbr Frankfurt
Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) hat einen Marktbericht über die Kosten und die Wertentwicklung von Anlageprodukten für Privatkunden in der EU vorgelegt. Die Aufsichtsbehörde für die EU-Finanzmärkte kommt in dem Jahresbericht zu dem Ergebnis, dass die durchschnittlichen Kosten für Investitionen in die wichtigsten Finanzprodukte für Privatkunden in der EU im Jahr 2022 gesunken sind. Es bestünden allerdings große Unterschiede zwischen den EU-Staaten.
"Obwohl es zu begrüßen ist, dass die den Anlegern entstehenden Kosten langsam zurückgehen, müssen Kleinanleger bei ihren Anlageentscheidungen die Kosten immer noch sorgfältig berücksichtigen", sagte ESMA-Vorsitzende Verena Ross. Sie gab zu bedenken, dass im Jahr 2022 die Anleger mit einem schwierigen Marktumfeld konfrontiert gewesen seien, das durch niedrigere Renditen und eine hohe Inflation gekennzeichnet war. Unter diesen Umständen sei die Bedeutung der Kostenhöhe besonders zu unterstreichen.
Kosten bleiben wichtiges Kriterium
Die ESMA stellt fest, dass die Kosten für die Fonds nach dem EU-Standard Ogaw (bzw. Ucits) im untersuchten Zeitraum gesunken seien. Die Aufsicht fordert Anleger dennoch auf, bei ihren Anlageentscheidungen die Fondsgebühren weiterhin zu berücksichtigen. Aus der Analyse geht hervor, dass die Kosten für aktive Aktienfonds gesunken sind. Allerdings sei diese Fondskategorie immer noch teurer als passive Fonds und ETFs, so dass ihre Nettoperformance im untersuchten Zeitraum im Durchschnitt niedriger gewesen sei.
Die ESMA rechnet für einen durchschnittlichen Fonds (Anlage in Ogaw) vor, dass bei einem Anlagebetrag in Höhe von 10.000 Euro die Anleger über zehn Jahre rund 2.000 Euro an Kosten zahlten. Die kumulierten Kosten setzte die Aufsicht mit den Marktrenditen in Relation, die im Durchschnitt in diesem Zeitraum zu einem Nettoergebnis von 14.850 Euro geführt hätten. Für das Segment der ESG-Fonds hat die Behörde mit Sitz in Paris herausgefunden, dass im Jahr 2022 die laufenden Kosten niedriger oder ähnlich hoch wie die der Nicht-ESG-Fonds waren.
Nur Immobilienfonds im Plus
Bei den spezielleren alternativen Investmentfonds (AIFs) stellt die ESMA fest, dass der Markt für AIFs weiterhin von professionellen Anlegern dominiert werde, während der Anteil der Kleinanleger Ende 2022 bei rund 14% lag. Privatanleger würden hauptsächlich in Dachfonds, "sonstige" AIF und Immobilienfonds investieren. Unter diesen drei Fondskategorien seien Immobilienfonds nach Daten der ESMA 2022 die einzige Kategorie mit positiven Renditen gewesen.
Bei den strukturierten Produkten für Privatkunden werden die Kosten größtenteils in Form von Markteintrittskosten erhoben. In dieser Kategorie stiegen 2022 für die Mehrheit der Produkttypen und Emittenten die Gebühren. Dabei variieren die Papiere je nach Auszahlungstyp und Land stark. Die Analyse der ESMA zeigt außerdem, dass die erwartete Rendite nach Kosten bei einem von acht Produkten negativ wäre – selbst bei der Annahme eines moderaten Szenarios.