Kreativität aus dem Hochschwarzwald schlägt Bürokratie

Administrative Hürden in China sollten mit einkalkuliert werden

Kreativität aus dem Hochschwarzwald schlägt Bürokratie

Von Matthias WehrleLeiter Finanzbuchhaltung/Treasury Testo AGDie Testo AG produziert innovative Messtechnik-Lösungen für Kunden auf der ganzen Welt. Das Hightech-Unternehmen aus dem Hochschwarzwald ist auch in China schon lange aktiv – und begegnet den dortigen Herausforderungen mit kreativen Lösungen.Innovation und Internationalität sind wichtige Prädikate, die Testo auszeichnen. Wir bieten eine Vielzahl von Messgeräten und Messlösungen für die unterschiedlichsten Branchen an, wie etwa für die Kälte-, Klima- und Umwelttechnik, für Industrieanwendungen, für Abgasanalyse oder die Kontrolle von Raumluft- und Lebensmittel-Qualität. In den vergangenen Jahrzehnten sind wir stark gewachsen und heute als Weltmarktführer mit 30 Tochtergesellschaften und über 80 Vertriebspartnern auf allen Kontinenten vertreten. Mit rund 2500 Mitarbeitern erwirtschaften wir einen Umsatz von knapp einer Viertelmilliarde Euro.Auch Asien gehört schon lange zu unseren Kernmärkten. Bereits 1987 wurde in Yokohama Testo Japan etabliert. Mit der Gründung von Dependancen in Hongkong, Shenzhen und Shanghai setzte sich die Expansion in Asien fort. Während der Kontinent anfänglich besonders als Produktionsstandort attraktiv war, hat sich China inzwischen zu einem der Top-15-Absatzmärkte von Testo entwickelt.Die chinesischen Kunden und der lokale Vertrieb erfordern natürlich auch eine Anpassung an die dortigen Zahlungsverkehrsgewohnheiten. Seit etwa drei Jahren wickeln wir unsere Geschäfte in chinesischer Landeswährung ab. So sichern wir uns gegen Risiken durch Währungsschwankungen ab und erleichtern unseren dortigen Kollegen den Zugang zum Markt.Testo adjustierte die entscheidenden Prozesse, um stationäre und portable Messgeräte besser an chinesische Kunden vertreiben zu können. Grund war, dass Messgeräte in China zuvor in einem langwierigen Prozess durch die involvierten Behörden geprüft werden müssen – und das dauerte. Ohnehin sind es unserer Erfahrung nach oft administrative Hürden, die es für Unternehmen bei der Expansion nach und in China zu beachten gilt. Je nach Produkt und Businessmodell gibt es teilweise regional unterschiedliche Vorschriften, die bei der Planung mit berücksichtigt werden müssen. Dies gilt auch für die Finanzierung.Für ein Unternehmen mit vielen internationalen Tochtergesellschaften ist es üblich, diesen bei Bedarf Kapital durch eine Intercompany-Finanzierung zur Verfügung zu stellen. Dies ist in China erheblich schwieriger. Denn dort wird die sogenannte Borrowing Gap, die entsteht, wenn das Verhältnis zwischen eingesetztem Eigenkapital und Investitionssumme zu gering ist, von der chinesischen Regierung streng überwacht. Dies wird vor allem bei größeren Investitionen relevant, in unserem Fall etwa bei der Erweiterung des Standorts in Shenzhen.Zusammen mit HSBC entwickelte Testo eine Lösung, welche es ermöglichte, eine Finanzierung aus Konzernmitteln darzustellen. So konnten wir den Ausbau problemlos realisieren. Für die laufenden Geschäftsaktivitäten sind wir gut aufgestellt; unsere Tochtergesellschaften in China tragen sich aus dem operativen Geschäft. Perspektivisch können wir uns allerdings vorstellen, eine Cash-Pooling-Lösung einzuführen, um so unsere Prozesse effizienter zu machen.Nicht immer genügen allein wirtschaftliches und rechtliches Know-how im China-Geschäft. Kulturelle Unterschiede werden oft unterschätzt. Interkulturelle Trainings können zwar ein erster Schritt zur Vorbereitung sein, reichen aber nicht immer aus. Unserer Erfahrung nach lohnt es sich, in Mitarbeiter zu investieren, die bereits mit den Gepflogenheiten in deutschen Unternehmen vertraut sind oder beispielsweise in Deutschland studiert haben. Gerade in verantwortungsvollen Positionen reduziert das Ineffizienzen in der Zusammenarbeit – wie auch bei der Abwicklung von Finanztransaktionen.