Kreditausfälle bremsen
sck München
– Die HypoVereinsbank (HVB) hat wie ihre Wettbewerber den Folgen der Corona-Pandemie und Firmenpleiten Tribut zollen müssen. Im vergangenen Jahr brach der Nettogewinn der drittgrößten deutschen Geschäftsbank um nahezu ein Fünftel auf 668 Mill. Euro ein. Das geht aus dem Geschäftsbericht 2020 hervor, den das Münchner Kreditinstitut auf seiner Internetseite veröffentlicht hat. Der Vorstand unter Leitung von Michael Diederich führt den Ergebnisdämpfer vor allem auf Kreditausfälle, Wertminderungen und eine erhöhte Risikovorsorge zurück. So wuchsen den Angaben zufolge die Zuführungen zu Einzelwertberichtigungen auf 510 (i.V. 71) Mill. Euro deutlich. Dies sei „wesentlich beeinflusst vom Ausfall weniger, größerer Kreditengagements, auch vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie“, schreibt dazu die HVB.
Auf Nachfrage, ob auch die Insolvenz von Wirecard eine Rolle gespielt habe, teilte die Bank mit, „etwaige Kundenbeziehungen nicht zu kommentieren“. Nach Aufdeckung eines Milliardenlochs in der Bilanz ging der Zahlungsabwickler im Sommer 2020 pleite. Zu den großen Darlehensgebern von Wirecard zählte die HVB aber offensichtlich nicht. Zuvor berichteten bereits u. a. die Commerzbank, die LBBW und die ING, dass sie wegen des Desasters um Wirecard viel Geld verloren hatten.
Derweil stiegen bei der HVB die Portfoliowertberichtigungen spürbar auf 223 (44) Mill. Euro. Das Management erklärte diese Entwicklung unter anderem mit den erhöhten Ausfallrisiken infolge der Pandemie. In Deutschland befürchtet man eine Pleitewelle wegen Covid-19.
Der Gewinneinbruch führt zu einem deutlichen Rückgang der Dividende an den Eigentümer. Dem Geschäftsbericht zufolge überweist das weiß-blaue Institut 400 Mill. Euro an die Unicredit mit Sitz in Mailand. Für 2019 erhielt Italiens größte Geschäftsbank von ihrer bayerischen Tochtergesellschaft 3,3 Mrd. Euro (vgl. BZ vom 31.3.2020). Unicredit verbuchte den Betrag Anfang November. Das war die bislang größte Ausschüttung der HVB an ihren Mutterkonzern. Das kapitalstarke Institut zahlte seinerzeit die Rekorddividende überwiegend aus der Substanz (Gewinnrücklagen). Die HVB gehört seit 16 Jahren zur Unicredit-Gruppe. Trotz ihres Gewinnrückgangs trug die Konzerneinheit dazu bei, dass der Verlust der gesamten Gruppe 2020 abgemildert wurde. Unicredit verzeichnete 2020 einen Fehlbetrag von 2,8 Mrd. Euro nach einem Überschuss von 3,4 Mrd. Euro ein Jahr zuvor (vgl. BZ vom 10. Februar). Nach dieser hohen Belastung aufgrund der Pandemie will die HVB-Muttergesellschaft 2021 in die Gewinnzone zurückkehren.
Vorsorge soll 2021 sinken
Ihre Tochter mit Sitz in der bayerischen Landeshauptstadt erwartet 2021 für sich ein „solides“ Ergebnis vor Steuern. Dabei trägt die Bank der voraussichtlichen Entwicklung von Covid-19 Rechnung. So erwartet die HVB-Führung, dass im Sommer die Lage sich infolge der Impfkampagnen entspannt. Daher werde sich 2021 und 2022 die Wirtschaft deutlich erholen. Das führe im laufenden Jahr zu einer deutlich geringeren Risikovorsorge. Allerdings werde dabei das Niveau vor Ausbruch der Pandemie voraussichtlich noch nicht erreicht, schränkte der Vorstand ein. Im vergangenen Jahr schrumpfte der Gewinn vor Steuern um 21% auf knapp 1,1 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis nach Wertminderungsaufwand verringerte sich um 29% auf 1,1 Mrd. Euro.
Vor Wertminderungen steigerte die HVB aber ihr operatives Ergebnis um 162 Mill. Euro oder 10% auf über 1,8 Mrd. Euro. Die Bank profitierte dabei insbesondere von rückläufigen Verwaltungskosten. Dieser Aufwandsposten verminderte sich um 11% auf 2,8 Mrd. Euro. Ursache dafür waren den Angaben zufolge der „Wegfall der außerplanmäßigen und planmäßigen Abschreibungen auf den Windpark Bard Offshore 1“. Dieser Windpark in der Nordsee fiel vor Jahren an die Bank. 2019 veräußerte Unicredit die zuständige Windpark-Betreibergesellschaft Ocean Breeze Energy an den Infrastrukturmanager Macquarie. Aufgrund dieser günstigen Aufwandsrelation verbesserte sich die Cost-Income-Ratio auf 60,5 (65,4)%.
Währenddessen schrumpften die gesamten operativen Erträge um 4% auf 4,6 Mrd. Euro. Die HVB begründete das vor allem mit verminderten Beiträgen aus finanziellen Vermögenswerten, was auf den Verkauf „von Investment Properties und Immobilien“ zurückzuführen sei. Ende 2019 veräußerte die HVB ein Münchner Bürokomplex-Gelände an die Commerz Real für geschätzte 1 Mrd. bis 1,2 Mrd. Euro.
Wertberichtigt Seite 6
HypoVereinsbank | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Zinsergebnis | 2 413 | 2 388 |
Provisionsergebnis | 1 007 | 973 |
Handelsergebnis | 662 | 579 |
Operative Erträge insg. | 4 641 | 4 827 |
Verwaltungsaufwand | 2 808 | 3 156 |
Operatives Ergebnis | 1 833 | 1 671 |
Wertminderungen | 733 | 115 |
Ergebnis vor Steuern | 1 072 | 1 361 |
Nettoergebnis | 668 | 828 |
Kernkapital | 16 822 | 14 987 |
Kernkapitalquote (%) | 20,9 | 17,5 |
Cost-Income-Ratio (%) | 60,5 | 65,4 |
Bilanzsumme (Mrd.) | 338,1 | 303,6 |
Anzahl der Mitarbeiter | 12 074 | 12 194 |
Börsen-Zeitung |