Kreditgenossen fühlen sich krisenfest
sck München – Bayerns 222 Volksbanken und Raiffeisenbanken präsentieren sich nach außen stolz wie Bolle. Auf der virtuellen Jahrespressekonferenz des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB) berichtete dessen Präsident Jürgen Gros über relativ gute Zahlen des Verbunds im Freistaat. „Die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken haben den Corona-Stresstest bestanden“, sagte er. Im vergangenen Jahr sei das Betriebsergebnis in der Gruppe „lediglich“ um 9 Mill. auf 1,48 Mrd. Euro zurückgegangen (vgl. Tabelle). Gros verwies in diesem Zusammenhang auf positive Sondereffekte 2019 (Wertzuschreibungen).
Er erklärte, dass es 2020 bei den Primärinstituten in der Summe „keine coronabedingten Abschreibungen“ im Kreditportfolio gegeben habe. Er führte das auf das Kundenprofil zurück. So seien die Kreditbücher im Firmenkundengeschäft vor allem von familiengeführten Betrieben auf dem Lande geprägt. Diese seien bislang in der Breite besser durch die Pandemie mit ihren behördlichen Lockdowns bekommen als andere Wirtschaftszweige. Der genossenschaftliche Kreditverbund in Bayern weise daher „keine erhöhten Kreditrisiken“ auf. „Das wird sich auch 2021 nicht ändern“, prognostizierte Gros. „Die Volks- und Raiffeisenbanken werden sich in einem volatilen Umfeld weiterhin gut behaupten.“ Die Banken seien von der Pandemie „unbeeindruckt“.
Im vergangenen Jahr wuchsen die Kundendarlehen insgesamt um über 8% auf 117 Mrd. Euro. Die Bilanzsumme verlängerte sich dadurch proportional auf 191 Mrd. Euro.
Dem GVB-Chef zufolge sorgte vor allem eine ungebrochen hohe Nachfrage von Privathaushalten nach Immobilienfinanzierungen für ein gutes Neugeschäft. Die Kreditausleihungen in den Büchern der Primärinstitute seien durch „werthaltige Immobilien besichert“. Das Kreditbuch des Verbunds sei „stabil“, schlussfolgerte er. Unabhängig vom weiteren Verlauf der Coronakrise seien die Volks- und Raiffeisenbanken in dem Bundesland „gut gerüstet“. Der GVB erwarte keine Insolvenzwelle, die sich in den Bilanzen signifikant bemerkbar mache. Aufgrund von Pauschal-Wertberichtigungen infolge handelsrechtlicher Anpassungen – so Gros – schrumpfte das Ergebnis vor Steuern in der Gruppe 2020 gleichwohl auf 1,39 (i.V. 1,65) Mrd. Euro. Die Dividende fällt daher in der Summe mit 37 (51) Mill. Euro geringer aus. Nach den Kriterien der Finanzaufsicht BaFin seien die Institute der Gruppe „dividendenfähig“, so der Präsident. Die 2020 erwirtschaftete Eigenkapitalrendite des Verbunds vor Steuern von 7,3% sei „einer der höchsten Werte in Europa“.
Derweil sprach sich Gros abermals gegen eine europäische Einlagensicherung aus, in der sämtliche Banken in der EU in einem System zusammengelegt würden. Ein vergemeinschafteter Sicherungsfonds müsse auf Prävention ausgerichtet sein, plädierte er. Dies sei aber auf europäischer Ebene nicht der Fall. Der GVB-Chef erwähnte als schlechtes Beispiel die in Schieflage geratene Greensill Bank. Gut geführte Kreditgenossen müssten in einem europäischen System dann für schlechte Institute in Mithaftung gehen. Das schaffe falsche Anreize. Beim Thema Negativzinsen räumte Gros ein, dass im bayerischen Verbund rund 40% der Institute solche Sätze auf Einlagen bei einem Vermögen von über 500000 Euro erheben. Diese Zinsen bewegten sich „um –0,5%“.
Kreditgenossen in Bayern | ||
Verbundzahlen nach HGB | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Zinsüberschuss | 2855 | 2930 |
Zinsspanne (%)* | 1,56 | 1,71 |
Provisionsüberschuss | 1245 | 1199 |
Betriebskosten | 2635 | 2639 |
Betriebsergebnis | 1482 | 1491 |
Ergebnis vor Steuern | 1391 | 1645 |
Cost-Income-Ratio (%) | 64,2 | 64,3 |
Hartes Kernkapital (Mrd.) | 17,0 | 15,8 |
Kernkapitalquote (%) | 15,9 | 15,6 |
Bilanzsumme (Mrd.) | 190,7 | 175,7 |
Anzahl der Institute | 222 | 227 |
*) in Prozent der durchschnittlichen BilanzsummeBörsen-Zeitung |