Kreditgenossen hadern mit Basel IV

Bisheriger Risikostandardansatz soll beibehalten werden - Marktverwerfungen schmälern Gewinn

Kreditgenossen hadern mit Basel IV

Nach dem Bankenpaket ist vor der Basel-IV-Umsetzung. Dazu melden die Kreditgenossen ihre Wünsche an. 2018 sank der Vorsteuergewinn der Gruppe wegen der Marktverwerfungen um 1,1 Mrd. auf 7,8 Mrd. Euro. Damit und mit einem Eigenkapital von 108 Mrd. Euro sieht man sich im Wettbewerb gut aufgestellt.ski Frankfurt – Die Volks- und Raiffeisenbanken fordern bei der Umsetzung des Regelwerks Basel IV eine Option für kleine Institute, den Kreditrisikostandardansatz (KSA) in der bisherigen Form beizubehalten. Der neue KSA sei sehr aufwendig in der Umsetzung bei geringem Zusatznutzen für die finanzielle Stabilität von Banken, sagte die Präsidentin des kreditgenossenschaftlichen Spitzenverbandes BVR, Marija Kolak, vor der Presse. Die Genossenschaftsbanken setzen grundsätzlich den an externe Ratings anknüpfenden KSA ein, der höhere Kapitalanforderungen stellt als interne Ratingverfahren. Die Umsetzung der neuen Basel-Vorgaben soll mit der Konsultation der EU-Kommission im August beginnen.BVR-Vorstandsmitglied Gerhard Hofmann räumte ein, dass ein Wahlrecht zur Beibehaltung des alten KSA eine klare Abweichung von Basel IV bedeuten würde. Er erklärte den aus BVR-Sicht für kleine Banken “unverhältnismäßig hohen” organisatorischen und technischen Umsetzungsaufwand unter anderem damit, dass sowohl die Zuordnungen von Aktiva zu den einzelnen Forderungsklassen als auch die Voraussetzungen für die Zuordnung eines Risikogewichts innerhalb der Klassen neu geregelt worden seien. “Eine generelle Übernahme von Regelungen des Baseler Ausschusses, die sich prinzipiell an größere Institute richten, macht es oft schwer, in der EU mehr Proportionalität zu erreichen”, sagte Hofmann. Zudem verfehle der Baseler Ausschuss für Europa sein Ziel, keine signifikanten zusätzlichen Eigenmittelanforderungen auszulösen. Er verwies darauf, dass die jüngst veröffentlichte Studie der europäischen Regulierungsbehörde EBA aufgrund der Anpassungen im KSA für kleine Banken in Europa einen durchschnittlichen Anstieg der risikogewichteten Aktiva von 11,6 % ergebe. Zum Nachteil der KundenEine Erhöhung der Kapitalanforderungen sei auch deshalb politisch zu hinterfragen, weil neue aufsichtliche Anforderungen im Bereich nachhaltiger Finanzierungen kämen, die zu geschäftlichen Beschränkungen und mittelfristig ebenfalls zu einem Kapitalmehrbedarf führen dürften, etwa im Zuge des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses von 2022 an oder über höhere Risikogewichte für nicht nachhaltige Finanzierungen. In den USA oder in Asien stünden keine vergleichbaren Anforderungen an Banken in Sachen Sustainable Finance im Raum. Der BVR hadert auch mit der geplanten quantitativen Definition von Retail-Engagements. Proberechnungen zeigen laut Hofmann, dass kleinere Genossenschaftsbanken künftig nur noch Kredite bis zu einem niedrigen fünfstelligen Betrag statt bisher 1 Mill. Euro als Mengengeschäft berücksichtigen dürften – zum Nachteil nicht zuletzt der Kunden. Zudem wird gefordert, bei Krediten an kleine und mittlere Unternehmen den – im Baseler Regelwerk nicht vorgesehenen – Mittelstandsfaktor beizubehalten, der eine reduzierte Eigenkapitalunterlegung erlaubt.Generell plädiert der BVR mit Blick auf Proportionalität in der Regulierung – Entlastungen durch das EU-Bankenpaket als “Einstieg” durchaus anerkennend – dafür, Kleinbankenregime wie jenes der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma auf ihre Übertragbarkeit auf die EU zu prüfen. Die Eidgenossen gingen bei der größenmäßigen Differenzierung von Instituten und bei den eingeräumten Erleichterungen deutlich weiter als die EU. Auf die neue Kommission will der BVR auch wegen der unter Risikoaspekten als unfair empfundenen Bankenabgabe zugehen.Die konsolidierte Erfolgsrechnung der Gruppe der Volks- und Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD Banken samt Spitzeninstitut DZ Bank sowie Spezialinstituten und Verbundunternehmen (vgl. Tabelle) fasste BVR-Vorstandsmitglied Andreas Martin so zusammen: “Im klassischen Bankgeschäft, bestehend aus Zins- und Provisionsüberschuss, Risikovorsorge und Verwaltungsaufwendungen, wurde im Geschäftsjahr 2018 ein Ergebnis von 7,0 Mrd. Euro nach 6,7 Mrd. Euro im Vorjahr erwirtschaftet. Beim Blick auf die kapitalmarktnäheren Geschäftsaktivitäten, bestehend aus Handelsergebnis, Ergebnis aus Finanzanlagen und sonstigem Bewertungsergebnis aus Finanzinstrumenten, zeigt deren Ergebnis 2018 einen Rückgang von rund 1,4 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr.” Trotz “Delle” ertragsstarkDie “Delle” von 1,1 Mrd. Euro im Vorsteuerergebnis sei mithin überwiegend Folge der Marktverwerfungen Ende 2018. Kolak zufolge wurden diese Effekte inzwischen weitgehend ausgeglichen. Und Hofmann betonte, dass die deutschen Kreditgenossen trotz des Gewinnrückgangs auch im internationalen Vergleich eine der ertragsstärksten und bestkapitalisierten Bankengruppen seien.