Kreditversicherer bleiben hochprofitabel

Kritik an geplanter EU-Richtlinie zu Restrukturierung

Kreditversicherer bleiben hochprofitabel

ak Köln – Die Kreditversicherer in Deutschland bleiben die profitabelste Sparte in der Schadenversicherung. An 1 Euro Beitragseinnahme werden die Unternehmen in diesem Jahr voraussichtlich 31 Cent verdienen. Grund ist die stabile konjunkturelle Lage. Die Zahl der Insolvenzen dürfte in diesem Jahr bundesweit um weitere 5 % auf rund 20 500 sinken, sagte Thomas Langen, Sprecher der Kreditversicherer beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft und im Hauptberuf Deutschland-Chef beim zweitgrößten Branchenvertreter Atradius, am Donnerstag in Köln.Von knapp 1,7 Mrd. Euro Beitragseinnahmen mussten die Unternehmen in diesem Jahr nur knapp die Hälfte für Schäden auszahlen. Der aufsehenerregendste Insolvenzfall hierzulande, die Pleite von Air Berlin, hat die Kreditversicherer kaum getroffen, da vor allem private Flugkunden mit Vorauszahlungen die Gläubiger sind. Die größten Schadenfälle für die Branche waren nach Angaben von Langen die Insolvenz von Lutz Fleisch mit 9 Mill. Euro sowie der Küchenhersteller Alno mit 7 Mill. Euro.Besonders insolvenzgefährdete Branchen sind nach wie vor der Textilhandel, aber auch -produzenten, wie die Pleite des Hosenherstellers Gardeur gerade prominent zeigte. Auch die Papierindustrie sowie der stationäre Einzelhandel bleiben kritisch. Die Verlagerung des Einkaufsgeschehens ins Internet mache den Geschäften stark zu schaffen. “Dieser Trend wird nicht aufhören”, sagte Langen.Etwas beruhigt hat sich auf hohem Niveau die Lage in der Vertrauensschadenversicherung. In der kleinsten Untersparte waren die Schäden im Jahr 2016 rasant gestiegen, da die kriminelle Masche “Fake President” um sich griff. Die Zahl der Fälle, in denen Buchhalter in Unternehmen mit fingierten Mails vom vermeintlichen Chef zu Zahlungen auf Auslandskonten veranlasst werden, ist zwar weiterhin hoch, doch das Schadenvolumen für die Versicherer blieb nahezu konstant. In den vergangenen beiden Jahren hatten die Unternehmen 110 Fälle beglichen. Die Zahl der erfolglosen “Fake President”-Versuche nehme jedoch signifikant zu, erläuterte Langen.Beim Blick in die Zukunft warnen die Kreditversicherer vor steigenden Risiken. In einer repräsentativen Umfrage unter Entscheidern von Großunternehmen rücken politische Risiken in den Vordergrund. Langen sprach von einer “Renaissance des Protektionismus” nicht nur in den USA, sondern auch in Schwellenländern wie Indien, Indonesien, Argentinien und Brasilien.Unsicherheit für das eigene Geschäft sehen die Kreditversicherer durch die geplante EU-Richtlinie zu Sanierungen. Die EU-Kommission wolle den Insolvenzen vorgelagerte Restrukturierungsverfahren einführen, um mehr angeschlagene Unternehmen und Arbeitsplätze zu retten. Eigentlich eine gute Idee, findet Langen, aber in der Ausgestaltung problematisch. Denn Lieferanten könnten, so der Versicherungsmanager, gezwungen sein, im Rahmen der Restrukturierung weiter zu liefern, und könnten später auf ihren Forderungen sitzenbleiben. Sollte der Entwurf, der derzeit im Europäischen Parlament diskutiert wird, so kommen, würde das größere Schäden für die Kreditversicherer bedeuten. Der GDV fordert daher, dass die Richtlinie nur Finanzgläubiger und keine Lieferanten betreffen solle.—– Wertberichtigt Seite 8