Kreditversicherer verdienen mehr
Noch hält die starke Konjunktur die Zahl der Unternehmensinsolvenzen niedrig. Die zunehmende Nervosität der Exporteure beflügelt jedoch die Nachfrage nach Warenkreditversicherungen. Die Deckungssumme steigt nach Angaben der Kreditversicherer im Branchenverband GDV auf einen Rekordstand.lee Frankfurt – Für die Kreditversicherer ist die Welt noch in Ordnung. Während die weitgehend robuste Konjunktur die Zahl der Insolvenzen gering und damit die Schadenzahlungen stabil hält, beflügelt die zunehmende Angst vor den Folgen des Brexit und anderen politischen Risiken das Neugeschäft.”Die Unruhe deutscher Exporteure ist gewachsen”, sagte Thomas Langen, Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), am Donnerstag in Frankfurt. Vor diesem Hintergrund werden nach Hochrechnungen des Verbands in diesem Jahr Lieferungen im Wert von 424 Mrd. Euro versichert – mehr als jemals zuvor. Auch die darin enthaltene Zahl der Exportabsicherungen dürfte mit rund 210 Mrd. Euro einen neuen Rekordstand erreichen.Der Verband rechnet auf der Basis des bisherigen Geschäftsverlaufs in diesem Jahr mit einem Anstieg der Beitragseinnahmen um 2 % auf rund 1,7 Mrd. Euro. Die Leistungen werden demnach auf dem Vorjahresniveau von 718 Mill. Euro stagnieren. Mit einer Schaden-Kosten-Quote von voraussichtlich 64 % bleibt die Kreditversicherung das mit Abstand lukrativste Segment der Schadenversicherung. 2018 wäre damit das beste Jahr der Branche seit 2010, als die Kreditversicherer an jedem Euro Beitragseinnahmen rund 43 Cent verdienten (siehe Grafik).Langen, der hauptberuflich das Geschäft des niederländischen Kreditversicherers Atradius in Deutschland, Mittel- und Osteuropa verantwortet, hält den Vergleich mit anderen Schadenversicherungen für schief. “Wir bieten unseren Kunden ja nicht nur eine Absicherung gegen Schäden, sondern übernehmen einen Teil ihres Risikomanagements”, sagte er. Reserven für schlechte Zeiten?Viele Unternehmen verfügten nicht über die Ressourcen, um herauszufinden, welche Risiken sie in bestimmten Regionen der Welt eingehen könnten. Die Kreditversicherer investierten viel, um die erforderliche Länderexpertise vorzuhalten: “Wenn wir eine Exportfinanzierung ablehnen, ist das für viele Kunden eine gute Entscheidungsgrundlage, dort nicht zu investieren.”Der Verbandsvertreter unterstrich zudem, dass ertragreiche Jahre wie das laufende es den Versicherern erlaubten, Reserven aufzubauen für schlechtere Zeiten. Ein Blick auf die Historie zeigt jedoch, dass die Branche selbst im Jahr nach der Finanzkrise, als die Kreditklemme weltweit die Insolvenzen in die Höhe schnellen ließ, mit einer Schaden-Kosten-Quote von knapp 91 % noch ansehnliche Margen erzielte.Die Kreditversicherer, zu denen auch Euler Hermes, Coface, R+V und Zurich gehören, unterteilen ihr Geschäft in drei Sparten. Das stärkste Wachstum entfiel auf die Kautionsversicherung, in der die Beitragseinnahmen um 3 % auf 662 Mill. Euro zulegten. Langen führte das unter anderem darauf zurück, dass sich seit diesem Jahr aufgrund der neuen EU-Reiserichtlinie auch Reisebüros gegen die Insolvenz von Vertragspartnern absichern müssen. In der Vertrauensschadenversicherung, mit der sich Firmen zum Beispiel gegen Unterschlagung durch eigene Mitarbeiter schützen können, legten die Einnahmen um 0,5 % auf 251 Mill. Euro zu.In der Warenkreditversicherung, die einspringt, wenn ein Lieferant nicht zahlen kann oder will, stiegen die Beitragseinnahmen um 2 % auf 796 Mill. Euro. Langen: “Viele Kunden tun in diesen schwierigen Zeiten etwas sehr Vernünftiges: Sie gehen in Deckung.” Der Verband rechnet damit, dass die Zahl der Insolvenzen nach einem Rückgang von 4 % in diesem Jahr die Talsohle erreicht und 2019 stagniert oder steigt. “Insolvenzen immer teurer”Zugleich würden Insolvenzen tendenziell immer teurer für die Gläubiger. Die durchschnittliche Schadenhöhe habe 2015 noch bei 700 000 Euro gelegen, im Jahr darauf bei 800 000 Euro und 2017 bereits bei 1,5 Mill. Euro. Als bislang größte Insolvenzen des Jahres nannte Langen das Ende der US-Kaufhauskette Sears im Oktober und des britischen Bau- und Dienstleistungskonzerns Carillion im Januar. “2019 ist aber noch nicht zu Ende: Es würde mich wundern, wenn nicht noch etwas käme”, so Langen weiter. Die meisten Insolvenzen fielen üblicherweise in das vierte und das erste Quartal.