Krise der Bremer Landesbank belastet Nord/LB
Die Schieflage der Tochter Bremer Landesbank im Zuge der verschärften Schiffskrise treibt die Nord/LB in diesem Jahr weit in die Verlustzone. Die Konzernrisikovorsorge hat sich im ersten Halbjahr auf 1 Mrd. Euro fast verfünffacht. Die Landesbank erwartet 2016 inzwischen “einen deutlichen Verlust”.ste Hamburg – Die Krise in der Schifffahrt trifft die Nord/LB in diesem Jahr hart. Nach den ersten sechs Monaten weist die drittgrößte Landesbank mit gut 1 Mrd. Euro eine Kreditrisikovorsorge aus, die nicht nur um fast 800 Mill. Euro höher ausfällt als vor Jahresfrist. Die Vorsorge liegt damit auch schon um 300 Mill. Euro über dem Niveau von 698 Mill. Euro im Gesamtjahr 2015.Wesentlicher Faktor für den Anstieg sind die hohen Wertberichtigungen auf das Schiffskreditportfolio der Bremer Landesbank, an der die Nord/LB derzeit mit 54,8 % beteiligt ist und die im Konzernabschluss voll konsolidiert wird. Separate Zahlen der Tochter zum 30. Juni wurden gestern zwar nicht genannt. Sie sollen am 1. September veröffentlicht werden. Doch die Angaben der Bremer Landesbank in der Ad-hoc-Mitteilung von Anfang Juni haben bereits erkennen lassen, dass die Tochter das Nord/LB-Konzernergebnis 2016 stark belasten wird. So ging man in Bremen vor knapp drei Monaten bereits von einem Jahresverlust in mittlerer dreistelliger Millionen-Euro-Höhe aus – Folge von Wertberichtigungen mit einem hohen dreistelligen Millionenbetrag auf das Schiffskreditportfolio. Die Träger wollen sich bis Jahresende über die Form der notwendigen Kapitalerhöhung bei der Bremer Landesbank verständigen. Vor wenigen Tagen wurde in Bremen kolportiert, die Nord/LB werde die Tochter vollständig übernehmen.Der Anstieg der Risikovorsorge im Nord/LB-Konzern, der im Wesentlichen auf Einzelwertberichtigungen im Schiffsportfolio, aber auch auf eine höhere Vorsorge im Firmenkundengeschäft zurückzuführen ist, hat zu einem Verlust von 406 Mill. Euro geführt. Allein für das zweite Quartal errechnet sich ein Fehlbetrag von gut 320 Mill. Euro. Nach den ersten sechs Monaten 2015 hatte noch ein Gewinn von 290 Mill. Euro zu Buche gestanden. Vorstandschef Gunter Dunkel betonte, dass die Nord/LB dank der guten Geschäftsentwicklung außerhalb der Schiffsfinanzierung sowie der Kapitalstärkung in den vergangenen Jahren “dieses Negativergebnis vollständig aus eigener Kraft verarbeiten” könne. Abschirmung erhöhtDie sich im ersten Halbjahr nochmals verschärfende Schiffskrise habe Wertberichtigungen notwendig gemacht, die höher als geplant ausgefallen seien, sagte Dunkel, der zum Jahresende in den Ruhestand wechselt und den Posten an der Nord/LB-Spitze an Risikovorstand Thomas Bürkle übergibt. Der Bestand ausfallgefährdeter Schiffskredite im Gesamtkonzern, der sich auf 7,7 (7,0) Mrd. Euro erhöhte und damit zum 30. Juni rund 43 % des Schiffskreditportfolios von 17,9 Mrd. Euro ausmachte, wurde den Angaben zufolge zum Stichtag durch Einzelwertberichtigungen von 2,9 Mrd. Euro und portfoliobasierten Wertberichtigungen von 347 Mill. Euro abgeschirmt – die Abschirmungsquote erhöhte sich von 33 % vor Jahresfrist auf nun knapp 43 %.Der Anstieg der Risikovorsorge sei auch auf die angekündigte Reduzierung des Schiffsportfolios zurückzuführen, fügte die Nord/LB hinzu. Die Bank hatte Anfang der Woche mitgeteilt, dass der US-Finanzinvestor KKR Credit gemeinsam mit einem namentlich nicht genannten Staatsfonds ein Portfolio an Schiffsfinanzierungen von rund 1,3 Mrd. Euro aus den Nord/LB-Büchern erwerben werde (vgl. BZ vom 23. August). Diese Transaktion werde kurzfristig zu Ergebnisbelastungen führen, aber mittelfristig die Substanz der Bank stärken, betonte Vorstandschef Dunkel. “Im Gesamtjahr erwarten wir folglich einen deutlichen Verlust.” Im vergangenen Jahr hatte die Nord/LB einen Gewinn von 518 Mill. Euro verbucht.Bis Ende 2018 will die Landesbank ihr gesamtes Schiffskreditportfolio, das sich zum 30. Juni verglichen mit Ende 2015 um netto 1,1 Mrd. auf knapp 18 Mrd. Euro reduzierte, auf 12 Mrd. bis 14 Mrd. Euro abbauen. Eine interne Einheit, teilte die Nord/LB mit, sei ins Leben gerufen worden, die sich um die weltweite Vermarktung und den Verkauf von einzelnen Schiffen und Schiffsfinanzierungen kümmern soll. Die Bremer Landesbank soll ihren Schiffskreditbestand bis 2020 aktuellen Planungen zufolge um 2,5 Mrd. auf 4 Mrd. Euro abschmelzen.—– Wertberichtigt Seite 6