Kritik an Hills ABS-Plänen
Gegenwind für EU-Kommissar Hill: Die deutsche Industrie steht grundsätzlich hinter den Brüsseler Plänen, den Verbriefungsmarkt über neue Regeln anzukurbeln. Mit den Details ist sie aber unzufrieden.gbe Frankfurt – Die deutsche Realwirtschaft stellt EU-Finanzmarktkommissar Jonathan Hill für dessen Regulierungspläne am Verbriefungsmarkt ein schlechtes Zeugnis aus. In einer Stellungnahme kritisieren der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der Deutsche Industrie- und Handelskammertag und das Deutsche Aktieninstitut (DAI), der Verordnungsentwurf enthalte etliche Unzulänglichkeiten.Konkret geht es um Hills Idee, bestimmte Verbriefungen mit dem Gütesiegel STS (simpel, transparent, standardisiert) zu versehen. “Einige der Kriterien und Anforderungen an STS-Verbriefungen sind nicht praktikabel beziehungsweise zu vage formuliert”, sagt Reinhard Kudiß, BDI-Referent für Unternehmensfinanzierung und Finanzmärkte. “Dies führt dazu, dass auch hochwertige Verbriefungstransaktionen, deren Qualität außer Frage steht, sich nicht für das STS-Regime qualifizieren werden.”Die deutsche Realwirtschaft stört sich unter anderem an den Transparenzanforderungen. Die für eine regulatorische Bevorzugung benötigten Daten gingen weit über den derzeitigen Standard hinaus, und das könnte dem Ziel, kleineren und mittelgroßen Unternehmen die Finanzierung zu erleichtern, entgegenstehen, heißt es. Die drei Verbände bemonieren zudem, dass Hill’s Pläne an der einen oder anderen Stelle Datenschutzbestimmungen und dem Bankgeheimnis entgegenstehen würden.”Die erforderliche Offenlegung von Dokumenten von Asset Backed Commercial Papers könnte wichtige Geschäftsgeheimnisse offenlegen”, so die Verbände. Dies könnte die Akzeptanz des Programms bei Unternehmen beschädigen. Die Realwirtschaft besteht darauf, dass Informationen über die Finanzierung von Firmen vertraulich bleiben und dass Anforderungen am Verbriefungsmarkt dem nicht entgegenstehen. Ruf nach BestätigungAuch mit den von Hill geplanten Kapitalanforderungen sind BDI, DAI und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag nicht einverstanden. “Die Kalibrierung der regulatorischen Kapitalunterlegung von STS-Verbriefungen trägt ihrer anerkannten Qualität nicht ausreichend Rechnung”, sagt Kudiß der Börsen-Zeitung. “Die Kapitalanforderungen stellen eine erhebliche Verschlechterung gegenüber dem Status quo sowie gegenüber vergleichbaren Investmentalternativen sowie anderen Formen des Kredittransfers dar.”Zudem fordern die Verbände – genau wie viele Vertreter der Finanzbranche -, die Erfüllung aller STS-Kriterien solle zumindest von einer unabhängigen dritten Stelle bestätigt werden, wenn es schon keine Partei gibt, die das Gütekriterium ausspricht. Das könnte beispielsweise auf Ebene der Aufseher geschehen – dabei sei es wichtig, dass europaweit harmonisiert vorgegangen wird.”Die Wiederbelebung des Verbriefungsmarktes ist erklärtermaßen eine tragende Säule der geplanten Kapitalmarktunion. Diese wird nur dann eine echte Chance haben, wenn die Unzulänglichkeiten der vorliegenden Verordnungsentwürfe beseitigt werden”, so Kudiß weiter.