Kryptowährungen ziehen Hedgefonds an
Von Andreas Hippin, LondonDas rasante Wachstum der Initial Coin Offerings (ICOs), bei denen sich Firmen durch die Ausgabe digitaler Münzen (Token) die benötigten Mittel verschaffen, hat die ersten Hedgefonds auf den Plan gerufen. Mittlerweile gibt es bereits um die 1 000 Kryptowährungen. ICOs finden nahezu täglich statt, nicht zuletzt weil diese Form der Kapitalaufnahme weitgehend unreguliert ist.Ein paar der verschwiegenen Anlagevehikel setzen auch auf die zunehmende Einsatzfähigkeit der Blockchain-Technologie (Distributed Ledger Technology, DLT) in der Finanzbranche. DLT liegt der virtuellen Währung Bitcoin zugrunde, die im vergangenen Jahr zu einem spektakulären Höhenflug ansetzte. Der US-Marktforscher HFR hat bereits einen Index dazu aufgelegt, um das Wachstum nachzeichnen zu können. Der HFR Blockchain Composite Index legte 2017 um 2 972 % zu, der HFR Cryptocurrency Index um 2 998 %. Allerdings ist die Zahl der darin enthaltenen Fonds mit insgesamt rund 20 immer noch sehr klein. Kenneth Heinz, der Präsident des Indexbetreibers, beziffert das von ihnen verwaltete Vermögen auf mehr als 2 Mrd. Dollar. Aus seiner Sicht sind Kryptowährungen und DLT Wachstumsthemen für das laufende Jahr.Philippe Ferreira, Director und Senior Cross-Asset Strategist bei Lyxor, hält solche Fonds jedoch für “völlig ungeeignet für institutionelle Investoren”. Vielleicht seien sie ja für Privatbanken oder Retailkunden interessant. Er denke jedenfalls, dass es ihnen nicht leichtfallen dürfte, Kundengelder einzusammeln. “Perfektes Jahr”Der rund 1 900 Fonds umfassende HFRI Fund Weighted Composite Index legte im vergangenen Jahr um 8,7 % zu. Erstmals seit 2003 ist der Index in keinem der zwölf Monate gefallen. Heinz sprach deshalb von einem “perfekten HFRI-Jahr”. Die Preqin All-Strategies Hedge Fund Benchmark verzeichnete gar ein Plus von 11,4 %. Allerdings stieg der breit angelegte US-Aktienindex S & P 500 inklusive Dividenden um 21,8 %. Die Aussagekraft solcher Vergleiche ist jedoch begrenzt, denn die Manager der Vehikel verfolgen oft gegenläufige Strategien, das heißt, die Gewinne erfolgreicher Fonds verrechnen sich in der Durchschnittsbetrachtung mit den Verlusten der anderen. Begibt man sich in die Tiefen der HFR-Datenflut, zeigt sich, dass das erfolgreichste Zehntel im Schnitt gut 30 % zugelegt hat, während das Zehntel mit den glücklosesten Fonds 14 % an Wert verlor.Die Aktienhausse hatte jedenfalls keine nachteiligen Auswirkungen auf die Nachfrage (siehe Grafik). Die Assets under Management (AuM) der Branche sind 2017 nach Schätzung von HFR um 59 Mrd. auf 3,21 Bill. Dollar gestiegen. Davon waren 9,8 Mrd. Dollar frische Kundengelder. Geht es nach einer Studie des Vermögensverwalters Winton Capital aus dem vergangenen Monat, bringen Hedgefonds allerdings insgesamt nur rund 850 Mrd. Dollar auf die Waage. Alles eine Frage der Abgrenzung – Winton orientiert sich dabei stark an der Gebührenstruktur (vgl. BZ vom 22.12.2017).Im Schlussquartal verzeichnete die Branche HFR zufolge die höchsten Zuflüsse seit dem zweiten Quartal 2015. Vor dem Hintergrund der starken Übernahme- und Fusionsaktivität weltweit waren “Event Driven”-Strategien, zu denen neben Shareholder-Aktivismus auch andere Vorgehensweisen wie Merger-Arbitrage gehören, besonders gefragt. Der HFRI Event-Driven Index legte im vergangenen Jahr 7,7 % zu. Das Interesse institutioneller Anleger an Risk-Parity-Strategien war Heinz zufolge so groß, dass HFR im August entsprechende Indizes auflegte. Es geht bei diesem Investmentansatz um Risikoausgleichsstrategien, bei denen die Vermögenswerte im Portfolio so gewichtet werden, dass ihr Beitrag zum Gesamtrisiko gleich hoch ist. Belästigung als RisikofaktorGovernance ist eines der Themen, die im laufenden Jahr aus Sicht von Heinz eine große Rolle spielen werden. Nach den Belästigungsvorwürfen gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein würden nicht nur die Manager von Medienunternehmen, sondern von allen Firmen genau unter die Lupe genommen. Zu den “Trump Trade”-Themen gehörten dieses Jahr die Auswirkungen der US-Steuerreform, die Repatriierung von Auslandsvermögen der Unternehmen, Mergers & Acquisitions und der Ausbau der US-Infrastruktur. Und dann gebe es noch den “Powell Trade” – Wetten auf die künftige Politik der US-Notenbank, die von der Spannung zwischen dem einsetzenden Inflationsdruck und der Stärke des Dollar leben. “Erstmals seit 2008 gibt es eine wahrnehmbare Rückbesinnung darauf, Anleihen mit kurzer Laufzeit zu halten”, sagt etwa Basil Williams, Managing Director und Head of Portfolio Management bei PAAMCO. Die US-Steuerreform und die angekündigten Infrastrukturinvestitionen könnten dazu führen, dass das Thema Inflation bei der Einschätzung von Geschäftsrisiken wieder eine Rolle spielt.Um die Superstars der vergangenen Jahre, David Einhorn oder Crispin Odey etwa, ist es still geworden. Odey machte zuletzt die Banken dafür verantwortlich, dass seine Kunden im vergangenen Jahr erneut Geld verloren. Die Institute hätten marode Firmen mit “Feenstaub” am Leben gehalten. Auch Einhorn wurden seine Shortpositionen zum Verhängnis. Er holte aber immerhin noch ein Plus von 1,6 % heraus.