Kunden im Regelwerk außen vor

Podiumsdiskussion zur Abwicklung zentraler Gegenparteien bei WFE-Konferenz

Kunden im Regelwerk außen vor

sts Frankfurt – Die Abwicklung einer zentralen Gegenpartei ist nicht ohne Mitwirkung der Marktteilnehmer möglich. Das wurde am Freitag während einer Podiumsdiskussion zu Abwicklung und Sanierung von Central Counterparties (CCP) im Rahmen der Clearing- und Derivate-Konferenz der World Federation of Exchanges (WFE) und der Terminbörse Eurex in Frankfurt deutlich.Die neue Finanzmarktregulierung nach der Krise sieht viel stärker als zuvor ein zentrales Clearing für Derivate vor. Damit ist die Rolle der CCP im Finanzsystem deutlich gewachsen, da sie für beide Seiten eines Derivategeschäfts die Gegenposition einnehmen. Die Regulierer wollen durch dieses zentrale Clearing – beziehungsweise strengere Vorgaben für Sicherungsleistungen bei bilateral gehandelten Derivaten – die Finanzstabilität stärken. Damit ist die Bedeutung von zentralen Gegenparteien deutlich gestiegen, womit auch deren mögliches Scheitern für den Gesamtmarkt an Relevanz gewonnen hat. “CCP agieren als Risikomanager, die auf einzigartige Weise Gegenstand des Kredit- und Liquiditätsrisikos beim Ausfall eines Clearingmitglieds sind”, stellte Robert Cox, Vizepräsident der Federal Reserve von Chicago fest. Deshalb seien im Falle einer Abwicklung eines CCP auch die Auswirkungen auf die Mitglieder gefragt. “Das Regelwerk für CCP nimmt Kunden aber nicht wahr”, kritisierte Cox.Außerdem könne, so der Notenbanker, für die Abwicklung einer zentralen Gegenpartei nicht das Instrumentarium einer Bankenabwicklung eingesetzt werden. Während die Bank verwertbare Assets halte, gehörten die bei einem CCP hinterlegten Sicherheiten Dritten. CCP, so Cox, arbeiteten mit einem Mechanismus der Verpflichtung, der keine Ähnlichkeit mit der Funktion von Banken, Risiken zu nehmen, besitze. “Ebenso sind CCP keine Einlagestellen, Zahlungssysteme, Versicherungsgesellschaften oder Börsen”, auch wenn sie Merkmale haben, die versicherungsähnlich sind und Verbindungen zu anderen Marktinfrastrukturen haben können”, schrieb Cox in einem kürzlich veröffentlichten Arbeitspapier der regionalen Notenbank von Chicago. Während der Podiumsdiskussion drehte sich die Frage darum, wo die Sanierung ende und die Abwicklung des CCP beginne. Im Hinblick auf dessen begrenzte Ressourcen rief BlackRock-Geschäftsführer Stephen Fisher zu Flexibilität auf. “Man solle mit der Sprache in dieser Situation sehr vorsichtig sein, das kann entscheiden, ob diese zu handhaben ist oder systemisch wird.” Wann einschreiten?Vor einem zu frühen Start des Prozesses warnte Frederik Ekström, der bei der Nasdaq unter anderem das europäische Clearing leitet. “Wenn man zu früh startet, senkt das die Anreize für die Beteiligten, den Vorfall selbst zu lösen, und man gerät auf einen gefährlichen Weg”, sagte er. Wichtig sei es jedoch, schon vorher den Abwicklungsprozess und die darin Beteiligten festzulegen.Für eine frühzeitige Intervention bei in Schieflage kommenden Clearingmitgliedern plädierte Kevin R. McClear, Corporate Risk Officer bei der ICE. “Probleme bei unseren Kunden zeichnen sich oft frühzeitig ab, deshalb sollten die Aufseher hier einschreiten”, sagte er.