Kundendaten gegen Cash und Treuepunkte
fir Frankfurt – Banken genießen einen Vertrauensbonus, wenn es um den Umgang mit digitalen Daten geht. Haben dahingehend im Schnitt nur 35 % der Deutschen Zutrauen in Unternehmen, so geht hingegen fast jeder Zweite (47 %) davon aus, dass Banken und Online-Zahlungsanbieter Kundendaten sorgsam behandeln. Das besagt eine Studie der Eos Deutscher Inkasso-Dienst, die zur Otto-Gruppe gehört und gegenüber europäischen Banken auch als Käufer von faulen Krediten in Erscheinung tritt. Diesen Vertrauensvorsprung der Finanzbranche gelte es zu nutzen, sagt Dr. Henning Stolze, Leiter Data Governance & Data Management bei Eos. Abstufung von AngebotenBanken rät er, zu diversifizieren und dem Kunden je nach Datenfreigabe individuelle Angebote zu unterbreiten. “So können sie den Verbrauchern die Möglichkeit geben, sich dort einzuordnen, wo sie sich wohlfühlen.” Diese Abstufung der Angebote zeichne sich bereits ab. “Ich kann mir vorstellen, dass Banken Kunden dementsprechend Rabatte anbieten. Je besser man jemanden kennt, desto größer ist das Vertrauen. Das kann auch in der Kreditvergabe funktionieren.”Zudem empfiehlt er den Instituten, sich klarzumachen, welchen Nutzwert Kundendaten für sie haben, und zu prüfen, wofür sie verwendbar sind und wie sie Prozesse dadurch verbessern. Das könne etwa bedeuten, zusätzliche Kontaktwege zum Kunden zu schaffen oder zusätzliche Angebote zu unterbreiten. “Die große Chance für Banken ist, dass die Hemmschwelle von Kunden, ihnen Daten gegen Dienstleistungen oder Produkte preiszugeben, relativ niedrig ist.” Das sei, auch mit Blick auf das Bankgeheimnis, auf ein gewisses Grundvertrauen zurückzuführen, dass das Geld sicher ist und dementsprechend auch die Daten. Als weiteren Grund führt Stolze die starke Regulierung des Bankwesens an.Eine Erkenntnis aus der Eos-Studie “Was sind Daten wert?” ist, dass jeder dritte Europäer bereit wäre, Daten mit Unternehmen zu teilen, wenn dafür eine Gegenleistung herausspringen würde. In Betracht kämen dabei auch Sachprämien und Warenzugaben, Rabatte und Treuepunkte. Der Studie zufolge sind 18 % der Europäer schon das Geschäft “Daten für Gegenleistung” eingegangen.Der Großteil der Verbraucher würde einem vertrauenswürdigen Unternehmen, das die Datenschutzrichtlinien einhält, mindestens eine persönliche Angabe gegen Geld verkaufen. 82 % der befragten Europäer würden dies tun, 75 % der US-Amerikaner und sogar 90 % der Russen. Befragt wurden je 1 000 Personen in 17 Staaten, darunter Deutschland. Am sensibelsten bewerten Europäer Konto- und Kreditkartendaten, Kontaktdaten sowie Einkommensauskünfte. Wenn es um die Freigabe von Fotos der eigenen Person, von Bewegungs- und Fitnessdaten geht, zeigen sie sich hingegen freizügig. Informationen über Kaufentscheidungen würden sie am ehesten preisgeben.In allen Ländern genießen Banken und Online-Zahlungsanbieter das größte Vertrauen. 54 % der Europäer trauen ihrer Bank im Umgang mit ihren Daten, 46 % Payment-Anbietern. In Deutschland sind es jeweils 47 %. Versicherungen halten 34 % der Europäer in puncto Daten für vertrauenswürdig, Software- und Telekommunikationsanbieter 28 %, Online-Händler 21 % und soziale Netzwerke 14 %. Trotz ihres Vertrauensvorsprungs seien Finanzunternehmen gut beraten, weitere vertrauensbildende Maßnahmen zu ergreifen, schreiben die Autoren der Eos-Studie und raten zur Datensparsamkeit. “Die Frage heute lautet: Welche Daten brauche ich wirklich?”, sagt Stolze. “Wir müssen von einer Informationsasymmetrie wegkommen und den Verbrauchern das Gefühl der Datenhoheit zurückgeben.” Positiv bewertet er die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die Vertrauen gestärkt und für Transparenz gesorgt habe.