DEUTSCHE BANK PRÄSENTIERT QUARTALSZAHLEN

Kursrutsch schmälert Erträge der DWS

Basis für Gebühren wird schmaler - Fondshaus liebäugelt mit Übernahmen

Kursrutsch schmälert Erträge der DWS

jsc Frankfurt – Der Kursrutsch an den Finanzmärkten in März dürfte die Fondsbranche erheblich belasten: Da die Vermögenswerte geschrumpft sind, ist nun auch die Einnahmebasis kleiner, so dass sich auf Jahressicht weniger bereinigte Erträge abzeichnen, wie der deutsche Branchenprimus DWS am Mittwoch für das eigene Geschäft festhielt. Wegen seines breit aufgestellten Geschäftsmodells sind die Daten der börsennotierten Fondstochter der Deutschen Bank ein Gradmesser für die Branche.Bereits im ersten Quartal sind trotz einer soliden Entwicklung im Januar und Februar Spuren der Coronakrise sichtbar: Das verwaltete Vermögen rutschte von 767 Mrd. Euro zu Jahresbeginn auf 700 Mrd. Euro per Ende März ab. Die Erträge sind mit 524 Mill. Euro zwar nur 2 % geringer als im Startquartal 2019, aber 24 % niedriger als im jüngsten Schlussquartal. Dass der Vorsteuergewinn mit 173 Mill. Euro den Wert vor einem Jahr mit 17 % deutlich übertrifft, liegt an den geringeren Kosten: Sie sanken nämlich von Startquartal zu Startquartal um 9 % auf 351 Mill. Euro.Da Fondsgebühren überwiegend an der Höhe der verwalteten Vermögen bemessen werden, hängt die Ertragsbasis stark an der Entwicklung der Börsen. Das zeigt eine Beispielrechnung: Wären die verwalteten Vermögen von Ende 2019 konstant geblieben, nähme die Gesellschaft auf Jahressicht hochgerechnet laufende Erträge von 2,27 Mrd. Euro ein. Den Wert von Ende März zugrunde gelegt, schrumpft der Wert, wiederum hochgerechnet auf ein Jahr, auf geschätzt 2,07 Mrd. Euro (siehe Grafik). Der Effekt sinkender Märkte ist aber vermutlich stärker, weil auch leistungsbezogene Gebühren wegbrechen. Nahm die DWS im vierten Quartal angesichts steigender Börsenkurse 108 Mill. Euro über Performance-Gebühren und weitere unregelmäßige Bestandteile ein, verringerte sich der Wert im Startquartal auf 17 Mill. Euro.Erneut betont die Gesellschaft daher ihr Ziel, die Kosten zu reduzieren, die laut CEO Asoka Wöhrmann ein Ausweis operativer Stärke sind. “Wir können nicht die Märkte kontrollieren, aber wir können die Kosten kontrollieren.” Bei Bedarf könne die Gesellschaft weitere Kosten senken, das Ziel einer Aufwand-Ertrag-Quote von bereinigt weniger als 65 % im Jahr 2021 knüpft die Gesellschaft aber an eine Markterholung im laufenden Turnus. Im ersten Quartal lag die Gesellschaft bereits mit 65,8 % nahe dieser Schwelle, ohne die übliche “Bereinigung” der Daten steht der Wert allerdings bei 67,0 %.Das Neugeschäft ist durchwachsen: Zwar zogen Anleger über alle Sparten hinweg netto 2,6 Mrd. Euro ab, allerdings haben sich einige Sparten positiv entwickelt: Aktiv verwaltete Aktienstrategien, mit 79 Mrd. Euro verwaltetem Vermögen ein wesentliches Segment, umfassen auch Fonds für das Massengeschäft mit Privatleuten. Die Gesellschaft erreicht die Sparer etwa über die Deutsche Bank, den Finanzvertrieb DVAG oder über fondsgebundene Versicherungen. Insgesamt erzielte das Segment aktiver Aktienstrategien einen Zufluss von netto 1,7 Mrd. Euro. Mischfondsstrategien, wo der Milliardenfonds “Concept Kaldemorgen” aufgehängt ist, schlossen wegen Verlusts eines größeren Mandats mit einem Abfluss von 0,7 Mrd. Euro ab. Institutionelle Anleger zogen sich vielfach aus Anleihen zurück (minus 5,1 Mrd. Euro) und bevorzugten Geldmarkttitel (plus 3,6 Mrd. Euro).Der Druck zu Fusionen in der Branche werde sich angesichts der Krise beschleunigen, sagte Wöhrmann. Die DWS wolle eine Schlüsselrolle bei der Konsolidierung spielen, gerade in den kommenden eineinhalb Jahren ergäben sich Chancen. Wachstum sieht die DWS darüber hinaus besonders in Asien, wo der Markt der Vermögensverwalter stärker zulege als in reifen Industrienationen. Der Anteil der verwalteten Vermögen der DWS in der Region Asien-Pazifik ist mit 5 % noch klein. Hauptversammlung vertagtDie Empfehlung der Aufsichtsbehörden an Banken, auf eine Auszahlung von Dividenden vorerst zu verzichten, strahlt laut Wöhrmann auch auf andere Branchen aus. Gleichwohl verspüre die DWS keinen Druck, auf eine Ausschüttung zu verzichten. An einer Dividende von 1,67 Euro je Aktie hält die Gesellschaft fest. Ihre Hauptversammlung, die über die Dividende entscheidet, hat die DWS vom 18. Juni auf das vierte Quartal verschoben – die Gesellschaft bevorzuge eine Präsenzveranstaltung und wolle eine virtuelle Versammlung möglichst vermeiden, sagte Wöhrmann. An der Börse legte die Aktie bis Handelsschluss kräftig um 15,3 % auf 30,21 Euro zu.