IM INTERVIEW

"Kurzfristige Zinssätze ungeschminkt weitergeben"

Christian Reiter, Fondmanager des "DWS Rendite Optima Four Seasons", über die Herausforderung des Niedrigzinsumfeldes

"Kurzfristige Zinssätze ungeschminkt weitergeben"

Herr Reiter, EZB-Chef Mario Draghi hat die Zinsen auf nie geahnte Tiefen hin zur Nulllinie geschraubt. Für Sie als Fondsmanager des Geldmarktfonds “DWS Rendite Optima Four Seasons” sacken die Renditen damit immer tiefer. Würden Sie da nicht lieber einen Aktienfonds managen? Nur weil Aktienfonds normalerweise über lange Sicht eine höhere Wertentwicklung aufweisen? Im aktuellen Umfeld für unsere Kunden eine zufriedenstellende Wertentwicklung zu erzielen ist nicht trivial, aber superspannend. Die Auswirkungen der EZB-Politik erfährt man kaum direkter als bei Geldmarktfonds. Wie haben Sie auf die immer niedrigeren Zinsen in Ihrem Portfolio reagiert? Der Fonds wird gemäß den strikten ESMA-Regeln für Geldmarktfonds verwaltet. Anders als kurzfristig orientierte Fonds mit Total-Return-Ansatz oder Cash-Enhanced-Fonds haben wir aufgrund dieser Regeln nicht viele Gestaltungsmöglichkeiten, die Portfoliorendite zu erhöhen. Der Kunde erwartet aber auch, dass diese Regeln unabhängig vom Zinsniveau eingehalten werden, um einen vergleichbar sicheren Parkplatz für sein Geld zu bekommen.Wie ist Ihr derzeitiges Portfolio aufgestellt, und was ist Ihr Ziel?Als Vehikel zum kurzfristigen “Geld-Parken” fahren wir eine Cashquote von circa 20 % und investieren in kurzfristige, fest- und variabelverzinsliche Anleihen. Das Fälligkeitsprofil ist so aufgestellt, dass über 50 % der Anlagen in weniger als sechs Monaten fällig sind. Um auch die Fondskosten zu verdienen und zusätzlich dem Kunden eine positive Rendite zu bieten, ist der Rest in längere, variabel-verzinsliche Titel mit Restlaufzeiten bis zu zwei Jahren investiert. Auf Jahressicht hat der Fonds mit dieser Aufstellung 0,43 % an Wert gewonnen, mehr als der Drei-Monats-Euribor.Damit liegt Ihre Rendite knapp über der Nulllinie und ist im Vergleich zu anderen Money-Market-Fonds besser. Dem Anleger aber bleibt nach Abzug der Kosten ein Minus. Lässt sich das ändern?Nach Abzug der Fondskosten ist die Rendite besser als die fondseigene Benchmark und liegt ungefähr auf dem Niveau des Drei-Monats-Euribors. Eine weitere Erhöhung der Rendite ist allerdings unter Beachtung der ESMA-Regeln und unseres internen Risiko-Managements nicht möglich. Der Fonds ist zum Parken von Liquidität mit einem Investmenthorizont von bis zu drei Monaten gedacht. Für längere Anlageperioden eignen sich eher Cash-Enhanced-Produkte, wie z.B. der “DWS Floating Rate Notes”, die ein erhöhtes Risikoprofil und somit eine höhere zu erwartende Rendite aufweisen. Wer investiert in Ihr Produkt angesichts der eher mageren Aussichten?Die Anleger sind breit gefächert von dem klassischen Endkunden, der über seine Termingeldeinlagen hinaus noch Liquidität parken will, bis hin zu (Semi-)Institutionellen, die den Fonds aufgrund seiner Ausrichtung nach den ESMA-Regeln, guter Diversifizierung und nicht zuletzt seiner Größe gerne als Alternative zu meist niedrigerrentierlichen, reininstitutionellen Geldmarktfonds nutzen. Die US-Notenbank hat einen Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes angekündigt. Wird der Kurswechsel sich auf Ihren Fonds auswirken?Durch die kurze Ausrichtung der Zinsduration würde der Fonds an steigenden Zinsen partizipieren, wenn die Geldmarktzinsen wieder ansteigen. Dies ist eine typische Eigenschaft eines Geldmarktfonds, Zinssätze für Kurzfristanlagen ungeschminkt an die Kunden weiterzugeben. Die Anlagestrategie werden wir folglich nicht wesentlich verändern. Somit bleibt der Charakter des Fonds als liquides Geldmarktprodukt erhalten.—–Das Interview führte Silke Stoltenberg.