Kurzläufer erweisen sich als günstige Kombination aus Risiko und Rendite

Beachtenswerte Investmentchance - gerade im Vergleich zu europäischen Staatsanleihen

Kurzläufer erweisen sich als günstige Kombination aus Risiko und Rendite

Im Nachhinein ist man immer schlauer. Noch zu Jahresbeginn hatten viele Ökonomen der Eurozone ein Wachstum mit einer robusten Eins vor dem Komma zugetraut. Das wäre ein vergleichsweise kräftiges Comeback gewesen, nachdem der Währungsraum in den beiden Jahren zuvor noch jeweils geschrumpft war. Doch spätestens nach dem schwachen zweiten Quartal kappten viele Volkswirte ihre Prognosen. Und auch die Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF) senkten ihre Wachstumsprognose Anfang Oktober auf unter 1%. Dabei wurden vor allem die Erwartungen für Deutschland deutlich, nämlich um 0,5 Prozentpunkte, nach unten geschraubt. Es scheint, dass ausgerechnet dem letzten verbliebenen Zugpferd Kontinentaleuropas die Puste ausgeht.Glücklicherweise hatten viele Anleger an den Rentenmärkten diese Entwicklung rechtzeitig vorweggenommen und wurden somit nicht auf dem falschen Fuß erwischt. Hätten die Volkswirte mit ihren optimistischen Prognosen recht behalten, wären die Renditen im Jahresverlauf wohl langsam nach oben geklettert. Schließlich ist Amerika konjunkturell auf gutem Wege. Doch die Erwartung, dass die Europäische Zentralbank massiv Anleihen aufkaufen würde, sorgte für einen gegenläufigen Effekt.Inmitten eines Zinstiefs stellt sich aber nun auch für Bondinvestoren die Frage: Woher soll in Zukunft die Rendite kommen? Eine Antwort fällt umso schwerer, da die Meinungen über die Dauer von Europas Schwächephase auseinandergehen. Während einige Kommentatoren den Beginn einer Rezession und japanische Verhältnisse fürchten, glauben andere nur an einen vorübergehenden Effekt. Der IWF schätzt etwa, dass die Wirtschaft der Eurozone im kommenden Jahr immerhin um 1,3% zulegen wird – nach erwarteten 0,8% für 2014. Das ist nicht viel, deutet aber auf eine Besserung hin.Unter dem Strich spricht derzeit mehr für höhere als für niedrigere Zinsen am Markt. In diesem Umfeld sind vor allem hochverzinsliche Unternehmensanleihen mit kurzen Restlaufzeiten attraktiv. Ihre Kurse reagieren wegen der absehbaren Fälligkeiten kaum auf ein verändertes Zinsniveau. Der Blick auf die weltweiten Ausfallraten zeigt außerdem: Je näher die Fälligkeit rückt, desto mehr sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Defaults. Laut Statistiken liegen die kumulierten Ausfallraten bei Hochzinsanleihen in den ersten vier Jahren nach der Emission bei über 15%. Dieser Wert halbiert sich in den Jahren fünf bis acht der Laufzeit.Ohnehin versprechen Investments in Hochzinsanleihen mehr Rendite. Obwohl die Risikoaufschläge lange unter Druck standen, sind die Papiere aus diesem Segment immer noch vergleichsweise günstig bewertet. Nachdem die Zinsdifferenzen am Markt für “normale” Hochzinspapiere zwischen Mai und September dieses Jahres um 70 bis 80 Basispunkte gestiegen sind, könnte in den kommenden zwölf Monaten eine Gegenbewegung von bis zu 100 Basispunkten anstehen. Diese Entwicklung verleiht der Anleihegattung zusätzlichen Charme.Allerdings lohnt sich ein genauer Blick auf die Emittenten und ihre Branchen. Zum Beispiel bieten die Papiere einiger Automobil- und Zementhersteller gute Investmentchancen. Dazu gesellen sich Unternehmen aus dem Bereich der Industriegüter und -dienstleistungen. In jedem Fall sollte einem Investment in Hochzinsanleihen eine gründliche Kreditanalyse vorangehen. Einige Emittenten haben zuletzt heftige Kursverluste hinnehmen müssen.Kurz und gut: Kurzläufer bieten eine interessante Investmentchance – gerade im Vergleich zu europäischen Staatsanleihen. Anleger erhalten einen Großteil der Risikoprämien, ohne das Zinsrisiko fürchten zu müssen. Diese günstige Kombination aus Rendite und Risiko macht das Segment auch für institutionelle Investoren interessant. Mit einem gesunden Mix und einer fundierten Analyse können Anleger über die nächsten zwölf Monate eine Rendite von bis zu 2,5% einstreichen. Inmitten eines Tiefzinsumfelds ist das mehr als auskömmlich – trotz der unsicheren Wachstumsaussichten.——Thomas Herbert, Chief Investment Officer, Meriten Investment ManagementAlexis Renault, Leiter High Yield, Meriten Investment Management