LEITARTIKEL

Landesbanken als Musterschüler

Restrukturierung weitgehend abgeschlossen - Konzerngewinn deutlich gesteigert" (LBBW). "BayernLB nach erfolgreicher Neuausrichtung mit deutlich gestiegenem Konzernergebnis auf solidem Kurs". "Helaba übertrifft mit 512 Mill. Euro ihr...

Landesbanken als Musterschüler

Restrukturierung weitgehend abgeschlossen – Konzerngewinn deutlich gesteigert” (LBBW). “BayernLB nach erfolgreicher Neuausrichtung mit deutlich gestiegenem Konzernergebnis auf solidem Kurs”. “Helaba übertrifft mit 512 Mill. Euro ihr Vorjahresergebnis”. “SaarLB erzielt hervorragendes Ergebnis für 2012”.Die acht deutschen Landesbanken haben Bilanz gezogen, und die Beispiele eigener Überschriften der regionalen Sparkassen-Spitzeninstitute legen nahe: Es gab schon schlechtere Abschlüsse, mag bei der einen oder anderen Selbsteinschätzung auch eine kleine Wertberichtigung nach unten oder oben angezeigt sein. Die Helaba zum Beispiel, unprätentiös, wie sie nun einmal ist, formuliert diskret um die Tatsache herum, dass sie mitten in der Finanz- und Staatsschuldenkrise erneut einen Rekordgewinn erzielte. Gekonnt auch diese Headline: “Nord/LB trotz Schiffskrise mit solidem Ergebnis”. So umschreibt man in Hannover einen Einbruch des Vorsteuergewinns um 90 %. Selbst das Sorgenkind der Familie meint: “Ausbau des Neugeschäfts bestätigt positiven Trend der HSH Nordbank”. Aber in Hamburg und Kiel stehen 124 Mill. Euro Miese zu Buche, und auch für die nähere Zukunft ist kein Land in Sicht.Doch ungeachtet des Umstands, dass die Krise der Schifffahrt HSH Nordbank und Nord/LB sowie deren Tochter Bremer Landesbank (ihr Ergebnis übertraf freilich zuletzt jenes der Mutter bei Weitem) schwer zu schaffen macht, ungeachtet auch der Tatsache, dass die vor der Zerlegung und teilweisen Eingliederung in die DekaBank stehende Landesbank Berlin (LBB) bei ihren Eigentümern, den Sparkassen, trotz sichtbarer operativer Fortschritte weiteren Abschreibungsbedarf auf den Anschaffungspreis von 5,5 Mrd. Euro verursacht hat: Gerade die positive Entwicklung der beiden größten Häuser, LBBW und BayernLB, die schon früh in der Finanzkrise von ihren Trägern bzw. den Steuerzahlern gestützt werden mussten, zeigt, dass der Landesbankenclub auch als Ganzes auf einem guten Weg ist. Gewiss haben die Stabilisierung der Finanzmärkte, verbunden mit Wertaufholungen, und hier und da auch ein paar Sondereffekte zu der erfreulichen Performance beigetragen. Nichtsdestoweniger ist unverkennbar, dass die Landesbanken, soweit dies nötig war und teilweise noch nötig ist, ihre Hausaufgaben im Fach Restrukturierung entschlossen und konsequent abarbeiten. Dafür gab es dieser Tage sogar Lob von ganz hoher Stelle: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte auf dem Deutschen Sparkassentag, wie die Landesbanken den Anpassungsprozess, der “natürlich hart war”, mit Erfolg durchlaufen hätten, und ermunterte andere europäische Länder, sich bei allfälligen Restrukturierungen ihrer Bankensysteme an diesem deutschen Beispiel zu orientieren. Die Landesbanken mit ihren 47 000 Beschäftigten als Musterschüler? Das hatte man lange nicht mehr gehört.Doch Fakten und Zahlen bestätigen Merkels Urteil. Ihre Risikopositionen haben die Institute seit Ende 2007 um zwei Fünftel zurückgefahren, während die Kernkapitalquoten auf 12 % nahezu verdoppelt wurden. Die addierten Konzernbilanzsummen der Landesbanken sind in den fünf Jahren von 2 Bill. Euro auf 1,4 Bill. Euro geschrumpft. Da wurde mithin rechnerisch ein Haus fast so groß wie die Commerzbank, Deutschlands Nummer 2, aus dem Markt genommen. Auf die untergegangene WestLB entfällt davon nicht einmal die Hälfte. Auch die Überlebenden ließen – meist auf Druck der EU-Kommission als Kompensation für die Genehmigung von Beihilfen – mächtig heiße Luft aus den Bilanzen entweichen, die LBBW etwa seit 2008 mit 112 Mrd. Euro genau ein Viertel ihres damaligen Volumens. Zulasten der Unternehmensfinanzierung ging diese Verschlankung mitnichten. Der Marktanteil von Landesbanken und Sparkassen an den Krediten für Unternehmen und Selbständige stieg zuletzt sogar weiter auf fast 43 %.Strategisch und sparkassenpolitisch wurde 2012 vor allem mit dem Marktaustritt der WestLB und der Übernahme ihres Verbundbankgeschäfts durch die Helaba sowie mit den Weichenstellungen für die Neuausrichtung der LBB als (nur noch) Hauptstadtsparkasse und den Ausbau der DekaBank zum zentralen Wertpapierhaus gleich in mehrfacher Hinsicht Landesbankengeschichte geschrieben. Da ist viel in Bewegung geraten, und auch wenn die Meinungen über Abfolge und Tempo weiterer Konsolidierungsschritte bei den Beteiligten selbst noch weit auseinandergehen: Der Höhepunkt der Neuordnung der Landesbankenlandschaft könnte noch bevorstehen. Allerdings sollten Akteure und Beschlussgremien nicht vergessen, dass Konsolidierung niemals zum Selbstzweck verkommen darf. Das gilt sogar für hochgelobte Musterschüler der Anpassung und Krisenbewältigung. —–Von Bernd Wittkowski Die Hausaufgaben im Fach Restrukturierung werden konsequent abgearbeitet. Dafür gibt es sogar Lob von der Bundeskanzlerin.—–