Langfristig in Wachstum und Innovationen investieren

Mittelständler sollten Investitionen gezielt angehen und über die konjunkturelle Schwächephase hinausdenken - Fünf Finanzierungstrends für 2019

Langfristig in Wachstum und Innovationen investieren

2019 geht der deutsche Wirtschaftsaufschwung ins zehnte Jahr. Damit befinden wir uns im längsten Aufschwung seit 1966 und im zweitlängsten überhaupt. So gesehen überrascht es nicht, dass der Optimismus in der deutschen Wirtschaft zuletzt etwas nachgelassen hat. Auch der Mittelstand blickt verhalten auf die kommenden Monate. Hier gab das Geschäftsklima laut aktuellem KfW-Ifo-Mittelstandsbarometer angesichts Brexit-bezogener Unsicherheit, ungelöster Handelsgespräche zwischen den USA und China und schwächerer globaler Wachstumsaussichten im Januar relativ deutlich nach. Kassen sind gut gefülltZugleich befinden sich die deutschen Unternehmen nach wie vor in einer komfortablen Situation. Ihre Kassen sind gut gefüllt. Die Eigenkapitalquoten von mittelständischen Unternehmen sind in den vergangenen Jahren auf durchschnittlich über 30 % gestiegen. Gleichzeitig sollten die Zinsen auf absehbare Zeit niedrig bleiben, was die Aufnahme von Fremdkapital erleichtert. Die Auftragsbücher sind noch gut gefüllt und die Binnennachfrage dank wachsender Beschäftigung und steigenden Reallöhnen anhaltend hoch. Die UniCredit-Ökonomen erwarten für 2019 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,3 % und für 2020 von 1,5 %. In dieser Gemengelage ist es für Mittelständler besonders wichtig, über den Konjunkturzyklus hinauszudenken und zielgerichtet zu investieren. Für 2019 zeichnen sich fünf Finanzierungstrends ab.Viele Unternehmen müssen sich etwa mit Blick auf die Digitalisierung neu aufstellen und in Innovationen investieren. Denn wer investiert, stärkt die Zukunftsfähigkeit seines Unternehmens und sichert die Erträge von morgen. Dabei spielt auch das Thema Nachfolge eine wichtige Rolle. Laut Institut für Mittelstandsforschung (IfM) stehen zwischen 2018 bis 2022 etwa 150 000 Unternehmen zur Übergabe an. Je älter ein Unternehmer ist, desto weniger investiert er in der Regel in die Zukunft des Unternehmens. Oft bleiben vor allem digitale Innovationen oder die internationale Expansion auf der Strecke. Entsprechend wichtig ist es für Mittelständler, Nachfolgen frühzeitig zu regeln, um die Unternehmensentwicklung nicht zu gefährden.Dabei unterscheidet sich die Finanzierung von Innovationen deutlich von jener bei klassischen Investitionen. Innovationsausgaben werden deutlich häufiger aus internen Mitteln finanziert. Angesichts der steigenden Kosten für Innovationen sind aber auch bei ihrer Finanzierung zunehmend Fremdfinanzierungen erforderlich. Banken spielen deshalb eine wichtige Rolle als Finanzierer von Innovationen und Digitalisierung. Dabei ist es für Banken von entscheidender Bedeutung, – etwa durch digitales Know-how und veränderte Methoden der Kreditprüfung – zu einer verlässlichen Risikobewertung zu kommen.Zugleich spielt der Digitalisierungsgrad eines Unternehmens auch bei der Kreditprüfung durch die Bank eine immer wichtigere Rolle. Im aktuellen Umfeld können sich Unternehmen darüber hinaus günstig große Kreditvolumina sichern und diese für Zukäufe nutzen, um sich gegenüber dem Wettbewerb einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen.Für 2019 rechnen die UniCredit-Ökonomen mit einem unruhigen Marktumfeld und einer erhöhten Aktienmarkt-Volatilität. Auch die Anleihemärkte könnten belastet werden, und es dürfte zu einer Ausweitung der Risikoaufschläge kommen. Zugleich steigt mit Blick auf anstehende Investitionen oder die Finanzierung weiteren Wachstums das Interesse vieler Unternehmen am Kapitalmarkt. Dies gilt zunehmend auch im Mittelstand – insbesondere dann, wenn ein Unternehmen, beispielsweise wegen einer bevorstehenden Übernahme, hohen Kapitalbedarf hat. Und auch die Börse bleibt – etwa für Wachstumsunternehmen aus dem Tech-Bereich – weiter attraktiv.Daneben stehen Schuldscheine aktuell hoch im Kurs. Nach UniCredit-Berechnungen sollte das Emissionsvolumen von Unternehmens-Schuldscheinen 2019 rund 25 Mrd. Euro erreichen und damit auf Vorjahresniveau liegen. Da Schuldscheine in der Regel nicht gehandelt werden, ist der Markt weniger anfällig gegenüber Schwankungen an den Finanzmärkten. Zudem sind sie – etwa im Vergleich mit Anleihen – günstiger und weniger aufwendig in der Begebung. Insgesamt bleiben Kapitalmarktfinanzierungen attraktiv, wobei bei Aktien- und Anleiheplatzierungen das Timing aktuell noch stärker an Bedeutung gewinnt.Angesichts der Unsicherheiten mit Blick auf die kommenden Monate haben viele Unternehmen zudem begonnen, eine wetterfeste Finanzierungsstruktur aufzubauen. So fragen insbesondere Mittelständler etwa tendenziell größere Kreditvolumina und längere Laufzeiten nach, um das niedrige Zinsniveau zu nutzen. Hier sind die Banken gefragt, gemeinsam mit den Unternehmen optimale Finanzierungsstrukturen zu entwickeln. Diese können etwa Zinsfestschreibungen oder die Absicherung von variabel verzinsten Darlehen mit einem Derivategeschäft umfassen.Auch bei langfristigen Finanzierungen können Schuldscheine oder Anleihen für Unternehmen, die professionelle Strukturen im Finanzmanagement aufgebaut haben, mitunter günstiger sein als klassische Kredite. Zudem kommt dem Working-Capital-Management in unruhigen Zeiten eine noch größere Bedeutung zu. Häufig binden Mittelständler im Wertschöpfungsprozess mehr Liquidität als nötig. Ein solides Working-Capital-Management kann helfen, Kapital freizusetzen, das ansonsten im Umlaufvermögen gebunden wäre. Förderkredite einbeziehenZudem bleiben Förderkredite 2019 aufgrund ihrer günstigen Konditionen und interessanten Laufzeiten im Finanzierungsmix des deutschen Mittelstands gefragt. Dabei existieren für beinahe jede geplante Investition und jeden Finanzierungsbedarf passende Möglichkeiten. Bei der Finanzierung von Digitalisierungsprojekten etwa spielt die Einbindung von Förderkrediten eine wichtige Rolle. Unternehmen profitieren von günstigen Zinssätzen und können Zuschüsse beantragen. Die Programme können auch für den Aufbau digitaler Plattformen, die Analyse großer Datenmengen, Schulungen oder Kooperationsmodelle im Bereich Digitalisierung genutzt werden.Daneben stehen Förderkredite auch mit Blick auf die Finanzierung von Energieeffizienzmaßnahmen, Auslandsaktivitäten sowie Existenzgründung und Unternehmensübernahmen und -beteiligungen weiterhin hoch im Kurs. Grundsätzlich lohnt es sich, gemeinsam mit Spezialisten jede Finanzierung auf den Einsatz von Fördermitteln zu prüfen, um das richtige Programm oder die optimale Kombination verschiedener Fördermöglichkeiten herauszufiltern. Grün finanzierenHinzu kommt, dass sich auch mittelständische Unternehmen immer nachhaltiger aufstellen – und da-durch im Finanzierungsbereich profitieren. Während etwa multilaterale Entwicklungsbanken und staatliche Akteure lange Zeit für einen Großteil der Emissionen grüner Anleihen verantwortlich waren, haben sich zuletzt Unternehmen und kommerzielle Banken zu den wichtigsten Emittentengruppen entwickelt. Nach Prognosen der UniCredit sollte 2019 etwa bereits ein Drittel der Neuemissionen von grünen Anleihen durch Unternehmen erfolgen.Nicht zuletzt steigt das Interesse an grünen Schuldscheinen und grünen Krediten. Im vergangenen Jahr hat etwa Henkel als erstes Unternehmen in Deutschland einen “Green Loan” aufgenommen. Unternehmen können durch das wachsende Investoreninteresse an nachhaltigen Geldanlagen von attraktiven Finanzierungskonditionen und neuen Investoren profitieren.In der aktuellen Situation sind Unternehmen gut beraten, Investitionen gezielt anzugehen und über die konjunkturelle Schwächephase hinauszudenken. Dabei ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Banken und Unternehmen unerlässlich. Mit einer über 150 Jahre gewachsenen Tradition im deutschen Markt weiß die HypoVereinsbank, wie wichtig es für hiesige Unternehmen ist, dass sie ihr Bankpartner auch für die nächsten Jahrzehnte begleitet und ihre strategischen Pläne auch in schwächeren Konjunkturzyklen mitträgt. Zugleich sind Banken, die ihre Kunden langfristig – häufig über Jahrzehnte und zum Teil über mehrere Generationen hinweg – begleiten, speziell in unruhigen Marktphasen in einer guten Position, um gemeinsam mit den Unternehmen weiter zu wachsen.—-Markus Beumer, Vorstandsmitglied der HypoVereinsbank und verantwortlich für die Unternehmer Bank