Laufzeit und Bonität sind im Niedrigzinsumfeld entscheidend
Die Niedrigzinsphase schrumpft bereits eingeplante Erträge aus dem angelegten Kapital. Wo der Kapitalerhalt im Fokus steht, führt selbst bei einer Null- oder Minuszins-phase kein Weg an Renteninvestments vorbei. Um trotzdem noch Rendite zu erzielen, ist das Drehen an zwei Stellschrauben entscheidend.Die Subprime-Krise der USA im Jahr 2008, die auch in Europa schwer zu spüren war und nahezu übergangslos in die Euro-Staatsschuldenkrise überging, hat den Beginn eines neuen Zinszyklus eingeläutet. Dieser Zinszyklus, den wir Nullzinszyklus nach japanischem Vorbild nennen und der sich dadurch auszeichnet, dass der Leitzins der Notenbank für eine geraume Zeit bei oder knapp über 0% verharrt, bereitet vielen institutionellen Anlegern enorme Probleme bei ihren Investments im Rentenmarkt.Verschärft werden die Probleme noch durch die unkonventionellen Mittel, die die Europäische Zentralbank (EZB) anwendet, um auch die langfristigen Zinsen weiter nach unten zu drücken. Dazu gehören etwa der Ankauf von Asset Backed Securities (ABS) und Pfandbriefen. Gerade für Pensionskassen und Stiftungen, die bei den Planungen ihrer Zahlungsströme oft auf eine Rendite von mehr als 4% angewiesen sind, bringt dieser Zinszyklus Probleme – und manchmal den Zwang, alternative Anlageformen zum Rentenmarkt in Betracht zu ziehen. Natürlich bedeutet ein Engagement in alternativen, renditeträchtigeren Anlageformen auch ein erhöhtes Ausfallrisiko. Diese Auffassung vertritt auch der Gesetzgeber bei seinen Verordnungen zur Anlage des gebundenen Vermögens von Versicherungsgesellschaften.Schon vor Beginn des jetzigen Nullzinszyklus waren institutionelle Anleger zeitweise mit dem Problem niedriger Zinsen konfrontiert. Im Jahr 2002 begann sich der Rentenmarkt drastisch zu ändern. Bis zu diesem Zeitpunkt bestand er hauptsächlich aus Staatsanleihen und Finanztiteln von Banken. Danach entstand der dreigeteilte Kreditmarkt aus Staatsanleihen, Finanztiteln und Unternehmensanleihen. Dieser läutete den Beginn des Vorgängers des Nullzinszyklus ein: den Zinsbodenbildungszyklus. Bei diesem schwankte der Notenbank-Leitzins zwischen 2 und 4%, was zu einem durchschnittlichen Zins von 3,27% führte – also auch wieder unter 4%.Auch damals wurden als direkte Folge Investments getätigt, die sich später zu Zeiten der Krisen als enorme Verlustbringer entpuppten. Hauptgrund für diese Verluste war die Fehleinschätzung beziehungsweise die Außerachtlassung der Bonität der jeweiligen Emittenten. Die Angst vor möglichen Fehleinschätzungen führte zu einem kräftigen Anstieg der Renditeaufschläge (Credit Spreads). Diese erneute Fehleinschätzung der Bonität konnte damals jedoch auch als Ertragschance genutzt werden. Die weiten Credit Spreads bei Unternehmensanleihen im Jahr 2009 haben in den Folgejahren zu traumhaften Renditen bei den Rentenanlagen geführt.Dies zeigt, wie wichtig das Boni-tätsmanagement bei der Anlage in Renten geworden ist. Da der Handel im Euro-Rentenmarkt hauptsächlich zwischen Kreditinstituten betrieben wird, kommt es häufig zu Verwerfungen bei der Bewertung von Anleihen. Daher kann man auch in Zukunft mit derartigen Anomalitäten am Rentenmarkt rechnen, die es zu nutzen gilt. Das Bonitätsmanagement ist somit die erste wichtige Stellschraube für den Erfolg bei Renteninvestments.Aber auch der zweite Aspekt, das Laufzeitenmanagement, kann zum Erfolg beitragen. Jeder Anleger weiß, dass Verluste einfährt, wer bei steigenden Zinsen lange Laufzeiten hält. Gleichzeitig ist aber auch klar, dass nur einen niedrigen Ertrag generiert, wer bei fallenden Zinsen nur in kurzen Laufzeiten investiert. Um hier die richtige Balance zu finden, ist ein fundiertes Research unerlässlich. Das Bonitätsmanagement spielt aber auch im Laufzeitenmanagement eine entscheidende Rolle. Wenn sich die Bonität eines Emittenten verbessert, ist es ertragreicher, in langen Laufzeiten des Emittenten investiert zu sein.Für viele institutionelle Anleger wird auch in absehbarer Zukunft kein Weg am Bonitäten- und Laufzeitenmanagement vorbeiführen. Einerseits scheint uns der Nullzinszyklus noch für geraume Zeit zu begleiten. Auch Japan verzeichnet seit nahezu 20 Jahren einen ähnlichen Nullzinszyklus wie den unseren. Andererseits führt kein Weg am Rentenmarkt vorbei, wenn das Ziel des Kapitalerhalts an erster Stelle des Anlageziels steht. Nach wie vor ist die Volatilität am Euro-Rentenmarkt wesentlich geringer als bei alternativen, liquiden Anlageformen.——Allan Valentiner, Vorstand und Leiter Portfoliomanagement, AMF Capital