LBBW verspricht nach Ergebniseinbruch für 2021 Gewinnanstieg
bn Frankfurt – Nach einem Gewinneinbruch 2020 infolge der Pandemie sowie kräftigen Abschreibungen auf ihr Engagement bei Wirecard hat die LBBW für das laufende Jahr am Donnerstag einen Ergebnisanstieg avisiert. Ihre Ankündigung untermauert die Landesbank nicht zuletzt mit dem Verweis auf eine „hohe Vorsorge für potenzielle Belastungen“ im zurückliegenden Jahr, die ein Polster für 2021 schaffen soll.
Gut eine halbe Milliarde Euro stellte das Institut 2020 für Verluste im Kreditgeschäft zurück. Dies ist das 3,6-Fache des Betrags vom Vorjahr (siehe Tabelle). „Wir haben uns entschieden, kräftig Risikovorsorge zu betreiben“, erklärte LBBW-Chef Rainer Neske. Rund die Hälfte davon entfällt dabei auf rein prophylaktische Vorsorge in Form sogenannter Management Adjustment für sich noch nicht abzeichnende Fälle. Weitere 100 Mill. stellen gewöhnliche Risikovorsorge dar, welche indes, wie erläutert wurde, nicht auf Kreditausfälle zurückgeht, sondern auf Ratingverschlechterungen fußt, die gemäß Bilanzierungsstandard IFRS9 Risikovorsorge nach sich ziehen. Für das laufende Jahr fasst die Bank laut Finanzvorständin Stefanie Münz nur mehr Rückstellungen von 350 Mill. bis 400 Mill. Euro ins Auge. Dies würde das Ergebnis im Vorjahresvergleich entsprechend entlasten. „Die wirkliche Coronawelle haben wir nicht gesehen und sehen sie auch jetzt noch nicht“, betonte Neske den Vorsorge-Charakter der Rückstellungen, fügte aber hinzu. „Ich muss sagen: noch nicht“.
Zwar geht die Bank eigenen Angaben zufolge davon aus, dass sich die Konjunktur bundes- und europaweit im laufenden Geschäftsjahr „deutlich beleben“ wird. Über die Perspektiven aber wird vor allem der Fortschritt bei den Corona-Impfungen entscheiden. Neske ließ keinen Zweifel daran, dass der bisherige Verlauf der Impfkampagne ihm die Hutschnur hochgehen lässt. „Wir müssen alles tun, um möglichst schnell zu impfen“, forderte er. Wenn die dritte Welle da sei, die Leute lockern wollten und die Impfung zugleich schleppend anlaufe, dann sei dies die „größte anzunehmende kritische Situation“. Zur Wochenmitte hatte bereits Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis Verzögerungen bei staatlichen Stützungsmaßnahmen kritisiert.
Plädoyer für Lastenteilung
Neske zufolge kommen die großen Unternehmen zwar gut durch die Krise. Der Einzelhandel aber brauche Zukunftskonzepte. Auch sei ein Konzept zur Verteilung der Lasten zwischen Gewinnern und Verlierern der Pandemie von Nöten, merkte er an und ergänzte auf Nachfrage, wenn globale Online-Plattformen „praktisch nirgends“ Steuern zahlten, sei dies ein Thema, „das politisch angegangen werden muss“. Die Krise und die sie begleitende Geldpolitik ließen die Schere in der Verteilung der Vermögen weiter aufgehen, erklärte er. Vermögende profitierten von Preissteigerung bei Sachwerten. Getroffen würden vor allem kleine Leute, die sich riskante Anlagen nicht leisten könnten.
Nicht nur kleine Leute, auch die größte Landesbank der Republik belastet die Pandemie. Im vergangenen Jahr ließen die forcierte Risikovorsorge und das 200 Mill. Euro schwere Engagement bei Wirecard, das mit einer Belastung von 160 Mill. Euro zu Buche schlug, das Konzernergebnis vor Steuern um knapp 60% auf 252 Mill. Euro absacken. Im Interview der Börsen-Zeitung hatte Neske bereits Mitte Januar, neben einem Abbau von 700 Stellen und Kostenkürzungen im Volumen von 100 Mill. Euro bis 2024, für 2020 eine Risikovorsorge von 500 Mill. Euro sowie ein „deutlich dreistelliges Millionenergebnis im positiven Bereich“ angekündigt.
In der größten Sparte Unternehmenskunden stürzte das Vorsteuerergebnis infolge vermehrter Risikovorsorge und der Belastung durch Wirecard von 301 Mill. auf gerade noch 7 Mill. ab. Das Segment Immobilien/Projektfinanzierungen verdiente mit brutto 205 Mill. Euro 58% weniger als 2020. Dagegen verdoppelte das Kapitalmarktgeschäft dank reger Aktivitäten seinen Zinsüberschuss auf gut 400 Mill. Euro und steigerte sein Vorsteuerergebnis von 121 Mill. auf 202 Mill. Euro. Die vierte operative Sparte Private Kunden/Sparkassen hielt ihren Gewinn bei brutto 27 Mill. Euro.
Thema Wirecard abgehakt
Das Thema Wirecard betrachtet die LBBW Neske zufolge als abgeschlossen. Ihr Engagement habe sie iim vergangenen Jahr im Zweitmarkt veräußert. Solch ein Verlust gehe an einer Bank aber nicht spurlos vorüber. Insbesondere was die Finanzierung von immateriellen Vermögenswerten geprägter Assets etwa der Digitalisierung angehe, müsse man über das Risikomanagement und zusätzliche Absicherungen nachdenken. Die Deutsche Bank, die ebenfalls zu den Finanzierern des Dax-Konzerns aus Aschheim gezählt hatte, hatte ihr Engagement dem Vernehmen nach großteils abgesichert. Die BayernLB hatte dem Zahlungsabwickler von vorneherein die kalte Schulter gezeigt.
Wertberichtigt Seite 8
LBBW | ||
Vorläufige Konzernzahlen nach | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Zinsergebnis | 1 771 | 1 676 |
Provisionsergebnis | 538 | 558 |
Risikovorsorge | 544 | 151 |
Verwaltungsaufwand | 1 743 | 1 810 |
Konzernergebnis vor Steuern | 252 | 610 |
Konzernergebnis | 172 | 443 |
Bilanzsumme (Mrd. Euro)276,4 | 256,7 | |
harte Kernkapitalquote (%)14,8 | 14,6 | |
Cost-Income-Ratio | 70,4 | 71,9 |
Quelle: LBBWBörsen-Zeitung |