Leasing-Branche erwartet Flaute

Verband: "Es wird nach wie vor zu wenig investiert" - Digitalisierung der Industrie soll Neugeschäft stärken

Leasing-Branche erwartet Flaute

jsc Frankfurt – Die deutschen Leasing-Unternehmen erwarten nach einem soliden Jahr 2014 nur noch geringe Zuwächse im Neugeschäft: Nachdem im zurückliegenden Turnus der Wert noch um 8 % auf 50,7 Mrd. Euro zulegen konnte, rechnet die Branche im laufenden Jahr bis Ende Dezember mit einem Leasing-Neugeschäft von 52,2 Mrd. Euro, einem Plus von nur mehr 3 %, erklärte der Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) am Donnerstag auf der Jahrespressekonferenz in Frankfurt. Das Neugeschäft der Leasing-Branche sei ein Indikator für die Investitionsbereitschaft in Deutschland, erklärte Verbandspräsident Martin Mudersbach. Ähnlich wie die Ausrüstungsinvestitionen, die 2016 um 3 % zulegen sollen, werde das Leasing-Neugeschäft ohne Immobilien im kommenden Jahr um ungefähr 3 bis 4 % zulegen. “Es wird nach wie vor zu wenig investiert.”Leasing-Gesellschaften profitieren vor allem von der Investition in Fahrzeuge, gefolgt von Ausgaben für Produktionsmaschinen und – trotz Rückgängen im Neugeschäft – von Büromaschinen und EDV-Technik (siehe Grafik). Das Neugeschäft der Branche entwickelt sich dabei nahezu spiegelbildlich zu den erfassten Investitionen. So fiel das Leasing-Neugeschäft in den Jahren 2007 und 2008, als die Investitionen in Deutschland vergleichsweise hoch waren, mit jeweils knapp 55 Mrd. Euro ebenfalls hoch aus, ehe es im Zuge der Finanzkrise auf knapp 43 Mrd. Euro im Jahr 2009 nachgab, als auch Konjunktur und Investitionen in die Knie gingen. Das diesjährige Investitionsvolumen in Deutschland von voraussichtlich 342 Mrd. Euro sei zu wenig für ein Land, “das für die ganze Welt Ausrüster ist an Industriegütern”, sagte Arno Städtler, der auf der Pressekonferenz das Ifo-Institut vertrat. “Das geht so nicht mehr.” Besser entwickelt sich in der Branche das Neugeschäft bei Mietkäufen, das 2015 einen Wert von 6,7 Mrd. Euro erreichen soll und damit deutlich mehr als in den Vorjahren. 40 Mrd. Euro dank 4.0Eine stärkere Rolle der Branche erwartet der Verband im Zuge der Digitalisierung. Die erhoffte vierte industrielle Revolution (“Industrie 4.0”), die nach der Dampfmaschine, der Elektrizität samt Fließband sowie dem Computer nun im vierten Schritt durch eine zunehmende digitale Vernetzung einen Wachstumsschub auslösen soll, könne auch das Leasinggeschäft beflügeln, sagte Hauptgeschäftsführer Horst Fittler. Gerechnet werde mit Investitionen von insgesamt 40 Mrd. Euro pro Jahr. Die Leasingfirmen können dabei öfter als bislang schon als Dienstleister auftreten, wie er skizziert. Statt eine Maschine bloß zu leasen, kann eine Firma demnach auch nur eine bestimmte Leistung bestellen, etwa die Anzahl an Schweißpunkten eines Roboters. “Wir bewegen uns weg vom klassischen Leasing hin zur Dienstleistung”, sagte er.Gelassen zeigte sich der Verband mit Blick auf den Dieselskandal bei Volkswagen. Einen Rückgang bei der Fahrzeugzulassung werde es nicht geben, da die Automobilindustrie schlimmstenfalls hohe Preisnachlässe gewähre, sagte Holger Rost, der beim Verband den Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit und Public Affairs leitet. Weil etliche Fahrzeuge in Deutschland bereits sehr alt seien, sei mit stabilen Werten zu rechnen. Auch genieße die Automobilbranche Rückhalt in der Politik.—– Wertberichtigt Seite 8