Leasing gewinnt im Finanzierungsmix an Bedeutung

Verschiebung innerhalb der klassischen Instrumente - Vertrauen in den Kapitalmarkt wurde enttäuscht

Leasing gewinnt im Finanzierungsmix an Bedeutung

Für mittelständische Unternehmen war es selten einfacher, an Fremdkapital zu kommen, als heute. Doch trotz guter Konjunkturerwartungen und historisch niedriger Zinsen ist die grundsätzliche Investitionsdynamik eher verhalten und die Bereitschaft, Fremdkapital aufzunehmen, ist gering. Zu unsicher scheint nach wie vor das Marktumfeld und zu bitter waren einige Erfahrungen verheißungsvoller Finanzierungstrends am Kapitalmarkt. Diese Unsicherheit spiegelt sich im Finanzierungsportfolio der Mittelständler wider – sowohl im Einsatz klassischer als auch alternativer oder vermeintlich innovativer Finanzinstrumente. Veränderte RanglisteLange Zeit war die Rangliste der klassischen Finanzierungsformen gesetzt: Ganz oben im Ranking befand sich die Innenfinanzierung, gefolgt vom Kredit (inklusive Förderkrediten) und “alternativen” Finanzierungsformen wie zum Beispiel Leasing. Diese Rangliste hat sich verschoben. Die Innenfinanzierung hat deutlich an Bedeutung gewonnen. Mittelständler setzen ihre Liquidität im Unternehmen ein, um notwendige Investitionen aus Eigenmitteln zu finanzieren. Laut KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner beträgt die Eigenkapitalquote im deutschen Mittelstand zurzeit rund 30 % und ist damit so hoch wie nie zuvor. Deutsche Leasinggesellschaften investierten laut Ifo Institut im vergangenen Jahr für ihre mittelständischen Kunden rund 50 Mrd. Euro. Damit hat sich Leasing, so der Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL), auf den zweiten Platz der Finanzierungsformen geschoben.Der traditionelle Bankkredit hat hingegen Attraktivität eingebüßt. Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist zum einen der Bankensektor, der mit steigenden regulatorischen Anforderungen konfrontiert ist: So gewähren Banken zwar Kredite, und das zu unschlagbar günstigen Zinsen, angesichts der strengeren Regeln an Liquiditätsanforderungen jedoch nur ungern für längere Zeit. Fünf Jahre Laufzeit sind zumeist das Maximum. Zum anderen müssen die Unternehmen in ihrer Finanzierungsstruktur den zunehmenden Risiken Rechnung tragen, die sich aus einer größeren Volatilität der Absatz- und Beschaffungsmärkte ergeben. Mehr versprochen als gehaltenDiese Entwicklung hin zu mehr Sicherheit und weniger Risikobereitschaft hat einen weiteren Grund: In den letzten Jahren versprachen verschiedene Finanzierungstrends mehr, als sie letztendlich halten konnten. So zum Beispiel spezielle Marktsegmente für mittelständische Unternehmen am Kapitalmarkt, die Anleger und Unternehmen gleichermaßen enttäuscht haben.Ein Beispiel sind Mittelstandsanleihen. Nach vielen Ausfällen und Skandalen ist es um die Mittelstandsanleihe ruhig geworden. “Gutes Konzept, miserable Ausführung”, schrieb die Börsen-Zeitung dazu im März in einem Leitartikel und fordert für künftige KMU-Anleihen eine “strengere Vorselektion der Emissionskandidaten, um das Ausfallrisiko deutlich zu senken”.Auch das über den Kapitalmarkt verbriefte Mezzanine-Kapital galt einst als gute Wahl für den Mittelstand. So haben viele Banken eigene Mezzanine-Programme initiiert – vor der Finanzmarktkrise, als Risikokapital noch preiswert war. Und viele mittelständische Unternehmen nutzten dieses neue Instrument. Als sich das gesamte Finanzierungsumfeld dramatisch wandelte, standen die Unternehmen vor der Herausforderung, das befristete Eigenkapital plus Zinsen zurückzuzahlen. Das gelang allerdings nur bonitätsstarken Mittelständlern.Wie können mittelständische Unternehmen in Zukunft ihre Investitionen sinnvoll finanzieren? Auch wenn heute die Investitionsdynamik eher verhalten ist, dem Mittelstand ist durchaus bewusst, dass die Entwicklung innovativer Produkte genauso notwendig ist wie eine Investition in die Digitalisierung der Produktion – Stichwort: Industrie 4.0 – und die Erschließung neuer Absatz- und Beschaffungsmärkte zum Beispiel im Ausland. Jeder zweite Mittelständler ist bereits im Ausland aktiv, und die Hälfte dieser Unternehmen will ihre Auslandsaktivitäten weiter ausbauen, vermeldete das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) im vergangenen Jahr. Investitionen in Produktionsstätten, Vertriebs- oder Serviceniederlassungen im Ausland sind demnach notwendig. Diese Investitionen erfordern einen langfristig angelegten finanziellen Bewegungsspielraum und den richtigen Mix im Finanzierungsportfolio – denn nicht jedes Vorhaben kann und sollte mit Hilfe von Eigenkapital gestemmt werden. Stärken ausspielenGenau hier muss Leasing seine Stärken ausspielen, um auch in Zukunft fester und etablierter Bestandteil im Finanzierungsportfolio des Mittelstandes zu bleiben. Die Sicherheit dieses Finanzierungsinstruments mit gleichmäßigen und kalkulierbaren Kosten ist dabei sicherlich ein wichtiges, aber nicht das einzige Argument.Gerade bei mittel- und langfristigen Investitionsvorhaben mit komplexen Projektstrukturen ist das Wissen um das reale Investitionsobjekt eine grundlegende Qualität des Leasings. Dieses Asset-Know-how bietet bei der Finanzierung von innovativen Maschinen und Produktionsanlagen, die aufgrund von technologischen Entwicklungen dynamischen Investitionszyklen unterliegen, Handlungsspielräume. Wer Laufzeiten, Wartungsaufwand und Restwerte eines Objektes kennt, kann die Kosten und den Nutzen sowie die zukünftige Verwertungsoption kalkulieren. Wichtige Indikatoren für das passende Finanzierungsmodell und seine Preisgestaltung.Bei Investitionen in Produktionsstätten, Vertriebs- oder Serviceniederlassungen im Ausland ist die Wahl des richtigen Finanzierungsinstrumentes allerdings nur eine essenzielle Entscheidung. Neben der reinen Investitionsfinanzierung ist die Beratung zu wirtschaftlichen, rechtlichen und kulturellen Rahmenbedingungen, Kontaktpersonen oder unterstützenden Vertriebsmaßnahmen im jeweiligen Land ein weiteres wichtiges Erfolgskriterium. Neues LeasingverständnisLeasing hat sich bereits in den letzten Jahren vom reinen Investitionsinstrument zur umfassenden objektbezogenen Dienstleistung entwickelt, die den Handlungsspielraum von Unternehmen deutlich erweitert. Asset Finance und Asset Service sind die beiden Themenfelder dieses neuen Leasingverständnisses. Mit zusätzlichen Serviceleistungen wird für Mittelständler das Outsourcing von Funktionen möglich, die andere besser und/oder kostengünstiger erfüllen können. Neben der länderspezifischen Beratung ist die Palette dieser Dienstleistungen umfangreich und reicht dabei von der Wartung eines Objektes über Versicherungsleistungen, der Planung von größeren Investitionsprojekten bis hin zum Projektmanagement. Feste Größe im PortfolioDie Kombination aus Sicherheit, Objekt-Know-how und Servicekompetenz macht Leasingmodelle heute zu einer festen Größe im Finanzportfolio des Mittelstandes. Um bei den großen Zukunftsaufgaben des Mittelstandes weiterhin dieser Rolle gerecht zu werden, schärfen Leasinganbieter kontinuierlich ihr Angebot an maßgeschneiderten Investitionslösungen mit zusätzlichen objektbezogenen Dienstleistungen – national und international.—Kai Ostermann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leasing AG